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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Lindemann
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sind hier auch gleich jede Menge Kumpels, die Ihnen beistehen können. Beistand werden Sie dann nämlich brauchen!«
    Musiol zögerte kurz angesichts dieser offenen Drohung.
    »Sie sind letztens zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt aufgetaucht. Ich hatte mich gerade mit meiner Ex-Freundin in der Wolle, und dann kommen Sie und verdächtigen mich, etwas mit dem Tod von diesem Blödmann zu tun zu haben. Nur weil er seiner Schwester irgendwelche Schauermärchen über mich erzählt hat.«
    »War das gerade eine Entschuldigung?«
    »Nein!… Ja… Ach denken Sie, was Sie wollen. Aber lassen Sie mich bitte mit diesem Schwachsinn in Ruhe. Ich hatte damit nichts zu tun! Punkt.«
    Glatze kam und stellte Gregor ein Wasser vor die Nase. Er bedachte die beiden mit einem prüfenden Blick.
    »Is dat ‘n Freund von dir, Andi?«
    »Nein!«, sagte Musiol.
    »Wenn der Kerl dich belästigt, sag nur Bescheid. Da hinten stehn ‘npaar Männer, die schon ganz heiß drauf sind, ihm in den Arsch zu treten.«
    Musiol schüttelte den Kopf. »Ist schon okay, wir haben nur kurz was zu bereden. Er geht gleich wieder«, versuchte er zu beschwichtigen.
    »Sagen Sie diesen Männern, sie sollen schon mal Nummern ziehen«, sagte Gregor belustigt. »Und bringen Sie meinem alten Freund Andreas ein Bier auf meine Rechnung.«
    »Wirklich, alles in Ordnung, Ben. Ein Kölsch, wie immer«, sagte Musiol zu Glatze.
    Der Barkeeper versuchte dem Boten, zu dessen wachsendem Vergnügen, einen warnenden Blick zukommen zu lassen, und ging zurück in seinen Wirkungsbereich.
    »Ben also, hä? Netter Kerl. Wie lange hat er gesessen?«
    »Hören Sie doch bitte mit diesem Unsinn auf! Warum tun Sie das?«, stöhnte Musiol.
    Gregor nippte an seinem Wasser, lächelte süffisant und fasste, einer spontanen Eingebung folgend, einen Entschluss.
    »Tja, wissen Sie, heute ist mir irgendwie nach Streit zumute. In erster Linie will ich Sie aber entnerven, einschüchtern und zu einem Geständnis verleiten.«
    »Was soll ich gestehen?«, platzte es aus Musiol heraus. »Dass ich Thore Kamp umgebracht habe? Warum ich? Nur weil seine Schwester einen Furz quer sitzen hat, treten Sie in mein Leben und verdächtigen mich? Einfach so?«
    »Au contraire. Ich verdächtige Sie nicht. Ich beschuldige Sie«, korrigierte Gregor ihn schulmeisterlich.
    »Warum? Weil ich ab und zu mal einen Joint rauche? Irgendein Spinner stirbt mit dem Arsch voller Drogen, und ich bin es gewesen? Als wäre ich der einzige Mensch auf der Welt, der sich gerne mal ‘ne Tüte dreht.«
    Ben, die Glatze, kehrte mit einem Glas Kölsch zurück und legte Musiol die Hand auf die Schulter. Gregor lächelte. Er fand, dass die beiden ein hübsches Paar abgeben würden. Musiol wäre natürlich die Frau.
    »Schon gut, Ben, alles in Ordnung. Das wird sich hier gleich erledigt haben. Ich erzähl dir nachher alles.«
    Musiol sah dem Barkeeper nach und setzte seine Verteidigung mit gesenkter Stimme fort.
    »Ja, ich konnte den Kerl nicht leiden. Er war mir unsympathisch. Er war…«
    »Hochnäsig, arrogant und karrieregeil, ja, ich weiß. Das haben Sie vorgestern bereits erwähnt. Wollen Sie mich mit derartigen Äußerungen etwa davon überzeugen, dass Sie es nicht gewesen sind? Da hätten Sie grad lieber nicht sagen sollen, dass ich Sie neulich wegen irgendetwas beschuldigt hätte. Das war nämlich nicht der Fall. So wie ich das sehe, reiten Sie sich immer weiter rein«, unterbrach ihn Gregor.
    Gregor bemerkte, dass Musiols Hetze gegen Kamp ihn irgendwie persönlich berührte. So oder ähnlich musste es sich anfühlen, wenn Außenstehende den eigenen Vater oder den Bruder beleidigten, und er war nicht bereit, dies einfach hinzunehmen.
    »Oh bitte, lassen wir doch diesen Unsinn. Sie sollten mich nicht für dumm halten, nur weil ich Gras rauche und Rockmusik höre. Ich unterstelle Ihnen ja auch nicht, ein alkoholkranker gescheiterter Ex-Polizist mit zerrütteten Familienverhältnissen zu sein, nur weil Sie als Privatdetektiv Ihre Brötchen verdienen. Das nennt man ein Klischee!«
    »Das stünde Ihnen auch als einem der Letzten zu und wäre meilenweit an den Tatsachen vorbeigetippt!«, wies Gregor ihn zurecht.
    Trotzdem sah er sich genötigt, diesem nach wie vor unsympathischen Mann zumindest einen halben Punkt gutzuschreiben. Sein Argument traf ohne Zweifel ins Schwarze.
    »Wie auch immer. Das interessiert mich überhaupt nicht. Meinetwegen können Sie sich Tag für Tag bis zum Pupillenstillstand die Hucke vollsaufen. Ist mir egal.

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