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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Lindemann
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angesichts dieser Blasphemie, vor Gregor auf den Tresen.
    »Wat hörs du denn für Musik? Magste Rock und Metal generell nich oder einfach nur kein Stoner?«
    »Rock ist scheiße. Der Lärm da nennt sich Stoner?«, fragte Gregor gelangweilt.
    Glatze nickte langsam.
    »Dann find ich Stoner auch scheiße. Kommt das von stoned?«
    Ganz langsam sank Glatzes Unterkiefer nach unten.
    »Ich gebe dir jetz ‘n guten Rat, bevor du ernste Schwierigkeiten bekommst. Wennde diese Art Musik nich magst, trink ganz schnell dein Wasser aus und verschwinde! Glaub mir, das wird den ganzen Abend nicht besser. Es gibt hier jede Menge Kneipen, in denen du ganz entspannt Jazzgedudel oder Popscheiße hören und Wasser trinken kannst, ohne von Typen wie mir wat aufs Maul zu kriegen. Haste mich verstanden?«
    »Das lass mal meine Sorge sein, trotzdem danke. Und jetzt lass mich in Ruhe! Ich rufe dich, wenn ich etwas brauche«, speiste Gregor Glatze ab.
    »Oh Mann! Ganz wiede meinst, Arschloch. Is deine Gesundheit«, erwiderte er und ging kopfschüttelnd zu ein paar Bier trinkenden Artgenossen.
    Zumindest war es Gregor jetzt gelungen, Aufmerksamkeit zu erregen. Er hatte sich mit dem Barkeeper angelegt, und das konnten zumindest die Stammgäste nicht einfach ignorieren. Der Bote spürte mehrere böse Blicke auf sich ruhen, und so langsam begann ihm der Abend Spaß zu machen.
    Etwa eine Viertelstunde lang stand Gregor einfach nur am Tresen und begnügte sich damit, kalt lächelnd in ein paar verärgerte Gesichter zu sehen, an seinem Wasser zu nippen und jedes neue Lied lautstark mit einer abfälligen Bemerkung zu kommentieren, womit er die allgemeine Gewaltbereitschaft sprunghaft steigen ließ.
    Als ein Sänger, begleitet von einem unangenehm dröhnenden Bass, behauptete, der »Demon Cleaner« zu sein, und Gregor gegenüber niemand Speziellem schwor, dass er in seinem ganzen Leben noch nie so ein schlechtes Lied gehört habe, platzte ein paar bei der Glatze am Ende des Tresens stehenden Metal-Jüngern der Kragen. Nur mit Mühe gelang es Glatze, die Männer davon zu überzeugen, jetzt lieber nicht die Luft aus diesem Störenfried herauszulassen.
    Aufgebracht kam er zu Gregors Platz.
    »Wat soll dat? Suchste Streit? Den wirste gleich haben, und zwar mehr, alsde vertragen kanns. Dein Wasser geht aufs Haus, aber verschwinde jetzt endlich! Wir können nix dafür, dass dir der Laden nit gefällt. Keiner zwingt dich, hier zu bleiben.«
    »Wie kommst du nur darauf, dass es mir hier nicht gefällt?«, fragte Gregor mit gespielter Überraschung. »Ich finde es toll hier… na ja, abgesehen vielleicht von der Rotze, die ihr Musik nennt. Ach, und mein Wasser ist alle. Sei so gut und bring mir ein neues.«
    An Glatzes muskulösem Hals sah man ein paar Äderchen anschwellen.
    »Junge, ich schwör dir, wennde so weitermachst, überlebste das hier nit.«
    Der Bote wollte gerade noch ein Fass Öl ins Feuer gießen, als er zwischen zwei brachialen Bassakkorden die Treppenstufen knarren hörte. Er drehte sich schwerfällig um und sah eine ihm bekannte Gestalt hereinkommen. Ihr erster Blick suchte nach dem vertrauten Gesicht des Barkeepers und traf, auf dem Weg dorthin, auf Gregors berechnenden Blick.
    Wie angewurzelt blieb die Gestalt stehen.
    Gregors Mundwinkel zogen sich ein paar Millimeter nach oben. Er beugte sich leicht nach vorn und hielt Ausschau nach einem noch unbesetzten Tisch.
    Er entdeckte einen, zeigte stumm auf Musiol und von dort zu dem Tisch.
    »Dat darf ja wohl nich wahr sein. Du kenns Andi? Biste hier, um dich mit ihm zu treffen?«, fragte der Barkeeper.
    »Das weißt du doch nicht! Bring mir mein Wasser an den Tisch da drüben«, erwiderte Gregor herablassend und setzte sich in Bewegung.
    Musiol setzte einen Hilfe suchenden Blick in Richtung Barkeeper ab und folgte Gregor, wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wurde, an den Tisch.
    »Schönen guten Abend, Herr Musiol. Das ist ja mal eine Überraschung! Setzen Sie sich doch bitte! Möchten Sie was trinken? Ich lad Sie ein. Das Wasser hier ist der Wahnsinn!«, schleimte Gregor ihn mit aufgesetzter Höflichkeit voll.
    »Woher wussten Sie, dass Sie mich hier finden würden?«, knurrte der zurück.
    »Intuition, göttliche Fügung, Zufall, suchen Sie sich was aus.«
    »Hören Sie, dies ist nicht der geeignete Ort, um unser Gespräch von neulich fortzusetzen. Können wir das nicht verschieben?«
    »Och nö, warum? Ich finde es hier sehr gemütlich. Und wenn Sie mir wieder an den Kragen wollen,

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