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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Lindemann
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gedrückt und gesagt ›Bring mit‹. Tja, das haben Sie wohl nicht gewusst? Ich wette, nicht mal dieser Möchtegern-Asket Kamp wusste darüber Bescheid. Diese Art Menschenmüll hätte er in seinem näheren Umfeld sicher nicht geduldet.« Er unterbrach sich mit einem zynischen Lachen. »Mann, ist das alles lächerlich!«
    Gregor schossen mehrere Gedanken gleichzeitig durch den Kopf. Ergab das einen Sinn? Durfte er diesem Musiol glauben? Wie würde Kamp darauf reagieren?
    Der Bote horchte in sich hinein. Eines stand fest, diese Lösung war um Längen besser, als Kamps Vater oder Stefan Bindernagel es je sein konnten. Musiol wäre ihm natürlich noch lieber gewesen, einfach weil er ihn nicht mochte, aber das war nun wahrlich nicht das ausschlaggebende Kriterium.
    Die Information war spektakulär!
    Plötzlich machte alles Sinn. Wenn Kamp nicht darauf bestanden hätte, noch zu seiner Schwester zu gehen, wären sie wohl längst wieder auf Wolke sieben und würden getrennte Wege gehen – womöglich ohne den wahren Schuldigen ausfindig gemacht zu haben.
    Das war ein verdammtes Zeichen!
    »Versuchen Sie jetzt gerade, mich zu verunsichern, oder warum starren Sie wie ein Irrer den Tisch an?«, fragte Musiol gereizt.
    »Hä?«
    »Erde an Arschloch. Sind Ihnen die dummen Sprüche ausgegangen?«
    »Oh, Entschuldigung. Wo waren wir stehen geblieben?«, fragte Gregor mit unterdrückter Aufregung.
    »Ich habe Ihnen gerade erzählt, wer noch so alles auf bunte Farben steht.«
    »Richtig, richtig. Also Herr Musiol, diesen Schwachsinn können Sie gerne Ihrer werten Frau Großmutter erzählen, aber nicht mir. Ich glaube, dass Sie nur versuchen, den sich immer weiter erhärtenden Verdacht von Ihrer Person abzulenken. Aber ich durchschaue Sie und frage jetzt zum ersten und letzten Mal: Haben Sie Thore Kamp ermordet, ja oder nein?«
    »Scheiße, nein! Wegen so einem unwichtigen Schnösel riskieren, in den Knast zu gehen? Sie können mich noch hundertmal fragen, Sie werden immer wieder…«
    »Danke, Herr Musiol, das hat mich überzeugt«, sagte Gregor eilig. »Ach ja, und wenn Sie mich noch mal Arschloch nennen, werde ich Sie von dort ausgehend auf links drehen.«
    Er zupfte einen Zwanzig-Euro-Schein aus seiner Jackentasche, warf ihn auf den Tisch und stand auf.
    »Trinken Sie ruhig noch einen auf meine Rechung. Der Rest ist für Ihren Mann Ben. Ich werde mich wieder bei Ihnen melden, wenn ich noch Fragen habe. Einen schönen Abend noch.«
    Musiol war fassungslos. Mit offenem Mund starrte er dem Boten hinterher, wie er, einen Finger an die Stirn legend, dem Barkeeper einen Abschiedsgruß zukommen ließ.
    »Hey, wo wollen Sie hin? Auf einmal sind wir fertig? Glauben Sie mir jetzt, oder was?«, rief Musiol ihm ein wenig beleidigt hinterher.
    Gregor reagierte nicht und verließ das »Cave« auf Nimmerwiedersehen.

Regelbruch
     

     
     
    Der Moment, in dem Gregor in Begleitung einer Sterblichen die Niederlassung betrat, war an Situationskomik schwer zu überbieten. Dem Boten dritten Ranges war es eindeutig mehr als unangenehm und ausgesprochen peinlich.
    Die anderen Boten hatten im Laufe ihres langen Lebens, wenn man es denn so nennen konnte, gelernt, mit so ziemlich allem zu rechnen. Die Situation, mit der sie der ranghöhere Bote jetzt aber konfrontierte, stand offensichtlich nicht auf dieser Liste. Zu unglaublich war das, was sich gerade ereignete.
    Zu verboten!
    Kamp, der sich in der Gesellschaft der drei Boten befand, war nicht minder überrascht und vergaß für den Moment, dass er sich trotz Hundegestalt durchaus verständlich machen konnte.
    Gregor war vom »Cave« auf direktem Wege zurück zu Kamps Schwester gerast und ließ ihr, aufgeregt wie er war, weder Zeit noch Raum, um etwas zu erwidern, geschweige denn Fragen zu stellen. Er verbot sich kritische Gedanken über das, was er gerade tat, denn es war noch viel verbotener als seine kleine Demonstration vom Nachmittag.
    Er wusste nur, dass er ihr vorhin eine Antwort schuldig geblieben war und dass sie kurz davor etwas erwähnt hatte, was ihnen noch von Nutzen sein konnte, wenn sie sich zusammen mit Kamp auf den Weg zu dem neuen Hauptverdächtigen Nummer drei machen würden.
    Drei stark übergewichtige Männer, die gerade daran arbeiteten, dieses Übergewicht zu halten, und ein kleiner Hund starrten mit offenen Mündern auf die unerwartete Begleiterin des Hauptboten. Einem der Boten fiel sogar ein Stück zerkauter Masse aus seinem Mund, ohne dass er es zu bemerken schien.
    Heike

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