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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Lindemann
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fing an ihn durchzuwühlen. Er fand, was er suchte, las es und blickte schließlich zu Kamp.
    »So, mein Freund. Du willst jetzt sicher hören, was ich mir für dich ausgedacht habe. Ich schlage vor, wir machen es folgendermaßen. Da du, wie du sagtest, nicht den kleinsten Verdacht hast, wäre es sinnvoll, wenn wir herausfinden, woran genau du eigentlich gestorben bist. Ich habe große Hoffnung, dass die zuständigen Polizeibehörden uns die entsprechenden Informationen überlassen werden. Dort gehen wir als Erstes hin. Wenn wir Glück haben, führt uns das schon auf eine Spur. Wenn wir ganz großes Glück haben, stellen wir sogar fest, dass dein Fall längst gelöst ist. Man kann nicht ausschließen, dass bei den Untersuchungen deines Leichnams ein Hinweis auf Fremdeinwirkung entdeckt wurde und zumindest schon Ermittlungen laufen. Was hältst du davon?«
    Kamp starrte ihn an. Zwei Fragen lagen ihm auf der Zunge und stritten sich darum, wer zuerst an die frische Luft durfte.
    »Du glaubst, sie haben meinen Mörder schon?«, fragte er ganz langsam.
    »Es wäre zumindest möglich. Wie gesagt, Glück gehört dazu.«
    Kamp holte mit erzwungener Ruhe zur zweiten Frage aus.
    »Gut. Ähm… was bitte meinst du mit ›Dort gehen wir als Erstes hin‹? Wohin?«
    »Na, zur Polizei.«
    Von einem amüsierten Boten geduldig beobachtet, lehnte Kamp sich, ganz langsam, in seinem Stuhl zurück, nahm seinen Becher und trank ihn, Schluck für Schluck, mit versteinerter Miene aus. Er stellte den Becher zurück, kniff die Augen zusammen und verschränkte die Arme.
    »Ganz… langsam. Wir beide, du und ich, gehen zur Polizei – auf die Erde – wandeln unter den Lebenden und stellen Fragen?«
    »Das trifft es ziemlich genau. Ich werde mich dort als eine Art Privatermittler ausgeben, eine sehr praktische Rolle und im Grunde nicht mal gelogen. Es sei denn, du hast eine bessere Idee.«
    Kamp verbot sich, die Augen wieder zu öffnen. Das, was er gerade hörte, musste er rein und unbeeinflusst von optischen Reizen verarbeiten.
    »Es ist nicht, dass mir die Idee nicht gefällt. Ich habe nur irgendwo meinen Körper liegen lassen und finde ihn nicht wieder. Weißt du, die meisten Menschen neigen dazu, der Geisterwelt mit Argwohn zu begegnen.«
    Gregor brach in Gelächter aus, was Kamp dazu bewog, die Augen wieder zu öffnen. Er wollte wissen, was für eine Art Lachen da gerade aus dem Boten herausbrach.
    »Jetzt verstehe ich! Mach dir keine Sorgen, ich bin schon sehr oft auf Erden gewesen. Glaub mir, die Menschen merken nicht, dass ich eigentlich keiner von ihnen bin. Sie nehmen mich wie eine ganz normale Person wahr. Wir Boten sind mit gewissen Fähigkeiten ausgestattet, um Irritationen zu vermeiden. Als was sie dich wahrnehmen sollen, müssen wir allerdings noch bereden. Ich nehme doch an, dass du mich begleiten möchtest?«
    »Na und ob ich das will! Und ich gehe natürlich auch als Mensch.«
    Gregor presste die Lippen zusammen und schüttelte langsam den Kopf.
    »Tut mir leid, mein Freund. Das wird nicht gehen. Du bist eine ganz normale Seele und hast keine Ausbildung als Bote. Es ist dir nicht erlaubt. Mit einer unbedachten Äußerung oder Handlung könntest du großen Schaden anrichten. Nein, für dich kommt leider nur alles andere in Frage. Tier, Pflanze oder sogar Gegenstand. Du könntest mich zum Beispiel als Diktiergerät begleiten. Es wäre aber…«
    »Als Diktiergerät?«
    »Ja! So könnte ich mit dir reden, ohne gleich irgendwo eingewiesen zu werden. Denk nur daran, wie du auf jemanden reagieren würdest, der sich mit seinem Koffer unterhält.«
    Gregor bemerkte Kamps verwirrten Blick.
    »Das Diktiergerät war doch nur ein Beispiel. Wichtig ist, dass ich in der Lage bin, mit dir zu kommunizieren. Mein Vorschlag wäre daher, dass du mich als Hund oder Katze begleitest. Sich mit seinem Haustier in der Öffentlichkeit sehen zu lassen erregt keinerlei Aufsehen. Mit den Biestern zu reden, gilt ebenfalls als normal. Maximal wirkt es ein wenig spleenig. Wenn du mir dann ganz normal antwortest, hören alle anderen nur ein Bellen oder Miauen. In seltenen Fällen können neben Tierlauten noch andere artgerechte Nebenwirkungen auftreten. Aber die verschwinden auch wieder, sobald wir zurück sind.«
    Kamp blinzelte. Es klang absurd. Wenn er mit irgendetwas nicht gerechnet hatte, dann mit einer Rückkehr als Tier. Die Vorstellung war gleichermaßen verrückt wie faszinierend. Eine gewisse Logik in den Ausführungen des Boten ließ sich jedoch,

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