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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Lindemann
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Zufriedenheit?«
    »Schmeckt ganz ausgezeichnet. Ein dickes Lob an den Koch, auch von meinem Rufus!«, sagte Gregor heiter.
    »Ähähä, ja. Danke. Ich, äh… es gibt da noch etwas. Die Dame und der Herr vom Nebentisch fühlen sich… wie soll ich sagen…«
    »Belästigt?«, soufflierte Gregor und vermied es demonstrativ, sich zu dem bereits lauernden Pärchen umzudrehen.
    Der junge Mann lief puterrot an.
    »Ich fürchte ja. Sie finden es befremdlich, dass Sie sich angeblich ununterbrochen mit Ihrem Hund unterhalten, während er die ganze Zeit kläfft und knurrt. Außerdem beklagen Sie, dass einer von Ihnen üble Blähungen zu haben scheint.«
    Gregor blickte dem armen Kerl herausfordernd in die Augen.
    »Äh… das wird natürlich Ihr Hund sein!«, schob der hilflose Kellner eilig hinterher.
    »Werfen Sie mich gerade raus?«
    »Nein! Natürlich nicht. Es wäre nur hilfreich, wenn Sie Ihren Hund irgendwie davon abhalten könnten.«
    Der junge Mann hielt Gregors Blick nicht lange stand. Der Bote beherrschte die langsame Eskalation der Konfrontationsmimik wie nur wenige andere und hatte keine Hemmungen, von ihr Gebrauch zu machen.
    »Was soll ich Ihrer werten Meinung nach tun? Auf das Kommando ›Arsch zukneifen!‹ reagiert er nicht. Ausgerechnet da haben wir in der Hundeschule gefehlt. Und einen Korken kann ich ihm da wohl schlecht reinschieben.«
    »Wenn es nach mir ginge, wäre es auch nicht weiter tragisch. Ich habe selber zwei Hunde und weiß, dass die Biester manchmal eben furzen. Aber die Dame und der Herr sind hier Stammgäste, noch dazu Freunde meines Chefs, und sie ließen durchblicken, dass es für mich und meinen Job besser wäre, wenn ich etwas unternähme«, erwiderte der Mann gereizt.
    Gregor legte in aller Seelenruhe und mit großer Sorgfalt sein Besteck aus der Hand, wischte sich mit der Serviette den Mund ab und trank einen Schluck Kölsch, ehe er sich ganz gemächlich seinen Tischnachbarn zuwandte.
    Die beiden saßen einfach nur da und beobachteten die Szene in stillschweigender Arroganz. Ihr selbstgerechtes Lächeln ließ, in sicherer Erwartung der Erfüllung ihrer Wünsche, ihre hochmütigen Gesichter noch ein Stückchen unsympathischer erscheinen. Damit drückten sie genau den richtigen Knopf bei Gregor. Er fing ihren Blick ein und hielt ihn mit seinen Augen fest.
    Kamp und der Kellner beobachteten das ungleiche Duell. Sie sahen, wie sich die Blasiertheit des Paares innerhalb weniger Sekunden in Unsicherheit und wieder einige Sekunden später in blanke Panik verwandelte. Von einem Moment zum anderen wurden sie leichenblass. Die Frau hielt sich mit einem Wimmern die Hände vors Gesicht, und der Mann stand so abrupt auf, dass er seinen Stuhl umschmiss. Seine Augen waren vor Entsetzen geweitet, und es bedurfte all seiner Kräfte, um mit dem letzten Rest Selbstbeherrschung und einem Mindestmaß an Würde seine Frau unter dem Arm zu packen und aus dem Restaurant zu flüchten.
    Gregor veränderte seine Position nicht für eine Sekunde. Ganz ruhig saß er auf seinem Stuhl und starrte das Ehepaar an. Als sie schließlich den Raum verlassen hatten, drehte er sich, immer noch die Ruhe selbst, wieder dem Tisch zu, ergriff sein Besteck und setzte, ohne den Kellner eines weiteren Blickes zu würdigen, seine Mahlzeit fort.
    »Ich glaube, das Problem hat sich gerade von ganz allein erledigt.«
    Der Kellner stand wie vom Donner gerührt da und wog ab, ob es sinnvoll war, verstehen zu wollen, was sich da gerade ereignet hatte. Mit offenem Mund sah er von seinem Gast zu der Tür, durch die seine beiden Ex-Stammkunden gerade verschwunden waren, und wieder zurück zum Gast. Ihm lag die Frage auf der Zunge, wie der Mann das, ohne auch nur geblinzelt zu haben, geschafft hatte, aber eine innere Stimme, viel weiser und klüger als er, riet ihm dringend davon ab. Manchmal war es einfach besser, den Mund zu halten und so zu tun, als wäre alles in Ordnung.
    »Äh, noch einen Wunsch, der Herr?«
    Der Gast schüttelte desinteressiert den Kopf, und der Kellner trat den Rückzug an.
    Ein blubberndes Geräusch aus Kamps hinterer Hälfte zerriss die Stille.
    »Puh, ‘tschuldigung. Ich dachte schon, der geht nie. Verrätst du mir, was gerade passiert ist?«
    Gregor kratzte die letzten Krümel seiner Mahlzeit zusammen und schüttelte erneut den Kopf.
    »Nix Besonderes. Erzähl ich dir mal bei Gelegenheit. Wo waren wir vor dieser Farce stehen geblieben?«
    »Keine Ahnung. Du wolltest mir erzählen, was wir als Nächstes

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