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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Lindemann
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zwei Nasen, aber keine Ohren.
    »Doch… natürlich. Peter Tibbe… Thores Freund. Kommen Sie doch bitte rein«, stammelte sie.
    Seit der Nachricht vom Tod ihres Bruders versuchte sie, das Geschehene so vollständig wie möglich aus ihren Gedanken zu verdrängen, um sich nicht damit befassen zu müssen. Es war erst ein paar Tage her, und sie war überrascht, wie leicht es ihr fiel, sich ablenken zu lassen. Sehr schnell merkte sie, dass alles in Ordnung war, wenn sie nur für genügend Zerstreuung sorgte. Dass sie ohnehin ständig unter Leute ging, einfach weil sie generell nicht gut allein sein konnte, half ihr dabei enorm. Ein kurzer Hinweis an ihr Umfeld, bitte nicht gerade dieses Thema anzusprechen, reichte in der Regel schon aus, um von Beileidsfloskeln, zu viel Mitgefühl und blöden Fragen verschont zu werden.
    Sie drehte sich zu den Kindern um – zumindest versuchte sie es. Der kleinere von den beiden Jungen hatte sich mit seinen Händen an ihren Hosentaschen festgekrallt und dachte nicht im Traum daran loszulassen. Seine beiden Geschwister hatten sich wiederum an ihm festgebissen, um ihm mit Gewalt die Pole Position zu entreißen. Auf diese Weise hatte sie im wahrsten Sinne des Wortes drei Kinder am Arsch, die sich entsprechend mitdrehten.
    »Hört sofort mit diesem Unsinn auf! Alexander, du schnappst dir jetzt Lutz und Maria und gehst mit ihnen ins Spielzimmer. Ich muss mich kurz mit dem Mann hier unterhalten. Wenn ihr mögt, könnt ihr euch vorher noch ein kleines Eis aus der Truhe holen.«
    »Jaaaaaa!«, erklang es mehrstimmig.
    »Hundi mit?«, fragte die kleine Maria zuckersüß.
    Heike sah von dem Mädchen zu ihrem Bruder und warf dem Mann einen fragenden Blick zu.
    »Oh, äh… das ist mir ehrlich gesagt nicht so recht. Rufus hat es nicht so mit Kindern, und ich möchte nicht, dass eines der Kinder von ihm gebissen wird. Er hat gerne seine Ruhe.«
    Der Hund machte auf sie eher den Eindruck, als könne er es gar nicht erwarten, endlich aus den Armen seines Herrchens befreit zu werden. Er winselte und quiekte ununterbrochen und war so zappelig, dass der Mann ernsthafte Probleme zu haben schien, ihn überhaupt festzuhalten. Aber wenn er meinte.
    »Tut mir leid, Kinder. Hundi ist ganz doll müde und mag nicht mitkommen. Geht mal schön alleine spielen. Aber jeder nur ein Eis, hört ihr? Ich warne euch!«
    Die Kinder stoben, laut jubelnd, mit Maximalgeschwindigkeit in Richtung Küche davon. Heike deutete ein Lächeln an, öffnete die Tür ganz und trat zur Seite.
    Sie führte ihren Besucher in eine Art Lesezimmer. Es befanden sich nur zwei äußerst gemütlich aussehende Sessel, ein kleiner Glastisch und zwei große Bücherregale in dem Raum. Auf dem Glastisch lag, neben einem halb gefüllten Aschenbecher, eine Schachtel Zigaretten. Heike griff danach und zündete sich eine an.
    Sofort fing der kleine Hund an zu bellen, und sie sah den Mann überrascht an.
    »Es stört Sie doch nicht? Oder ihn vielleicht?«
    »Im Gegenteil. Wenn du auch eine für mich hättest. Hab meine Schachtel im Wagen vergessen.«
    Sie hielt ihm die Zigaretten hin, und der Hund schien kurz vorm Durchdrehen zu sein. Sie sah, dass es dem Mann jetzt wirklich nur noch mit äußerster Mühe gelang, die kleine Teppichratte zu bändigen. Etwas an der Art, wie er auf sein Tier einredete, machte Heike stutzig. Die Hundebesitzer, die sie kannte, sprachen mit ihren Tieren wie mit kleinen Kindern. Bei ihm konnte man den Eindruck gewinnen, als würde er mit einem Gleichgestellten reden.
    »Tut mir leid, er ist heute etwas durch den Wind. Tiere haben eben auch mal einen schlechten Tag.«
    Sie lächelte kurz und ließ sich in einen der Sessel fallen.
    »Setzen Sie sich doch bitte«, forderte sie ihn auf.
    Der Mann kam der Aufforderung nach und sah seinem Hund tief in die Augen, bevor er ihn losließ. Sofort lief der Hund zu Heike und sprang ihr auf den Schoß. Hätte er noch etwas schneller mit seinem Schwanz gewedelt, hätte man sicher einen Summton hören können. Er schnupperte sie ab, leckte ihr die Hand und winselte.
    Heike fühlte sich überrumpelt. Normalerweise mochte sie keine Hunde. Die Biester neigten dazu, das zu bemerken, und sie ihrerseits auch nicht zu mögen. Dieser Hund war irgendwie anders. Entgegen ihrer Abneigung unternahm sie einen vorsichtigen Versuch, ihm den Kopf zu streicheln. Der Hund wurde vor Freude fast ohnmächtig. Er drehte und räkelte sich auf ihrem Schoß und schien selbst nicht zu wissen, wie er diese überbordende

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