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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Lindemann
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wenn Ihnen das lieber ist«, fügte sie eilig hinzu.
    »Äh… okay. Tut mir leid, aber heute geht’s hier zu wie in einem Taubenschlag. Du solltest besser zu mir kommen. Ich kann meine Wohnung nicht verlassen. Bin krankgeschrieben, weißt du, ‘ne richtig fette Grippe.«
    Seine Stimme klang in der Tat ganz anders, als sie es in Erinnerung hatte. Es musste ihn ziemlich übel erwischt haben.
    »Oh, Sie Armer. Ja, äh… also ich bin gerade auf dem Parkplatz Ihrer Firma und wäre dann in etwa fünfzehn Minuten da. Ist das okay?«
    »Ja klar. Du weißt, wo ich wohne?«
    »Hab gerade die Auskunft angerufen. Daher habe ich auch Ihre Nummer.«
    »Tja, also gut. Dann bis gleich. Ich bin sehr gespannt!«
    »Schön. Bis gleich.«
    Er schien wirklich überrascht. Anscheinend hatte er damit nicht mehr gerechnet. Warum auch, fragte sie sich.
    Dafür hatte er ihrem Gegenbesuch allerdings erfreulich schnell zugestimmt. Mit einem leicht unguten Gefühl dachte sie an Tibbes anfängliche Baggerversuche zurück und hoffte, dass er nicht seine zweite Chance gekommen sah oder sich sogar etwas Falsches einbildete. Sie setzte sich wieder in ihr Auto und machte sich auf den Weg zu Peter Tibbes Wohnung.
    Weil sie in der Nähe der Weyerstraße zunächst keinen Parkplatz finden konnte, kam sie erst eine Viertelstunde später bei ihm an. Sie lenkte sich in dieser Zeit mit Überlegungen ab, was sie diesem arroganten Pförtner alles hätte an den Kopf werfen können. Das war ein echtes Problem bei ihr. Die besten Argumente fielen ihr immer erst dann ein, wenn alle längst wieder ihre Koffer gepackt hatten und auf dem Weg nach Hause waren.
    Sie erklomm die Treppen zu Tibbes Wohnung und klingelte. Schlurfende Schritte näherten sich der Tür, und sie hörte, wie ein Riegel zur Seite geschoben und ein Schloss geöffnet wurde.
    Die Tür ging auf… und Heike machte ein dummes Gesicht. Sie sah zum Namensschild neben der Tür, auf dem sie gerade noch todsicher den Namen Peter Tibbe gelesen hatte. Das war auch nach wie vor der Fall, und sie blickte zurück zu dem ganz eindeutig kranken, aber trotzdem freundlich dreinblickenden und ihr absolut fremden Mann.
    »Nur keine Scheu. Komm ruhig rein. Ich werde versuchen, dich nicht anzustecken.«
    Heike wusste nicht, was sie sagen sollte. Irgendetwas lief hier gerade nicht richtig.
    »Sind Sie… bist du… kennen wir uns?«
    Tibbe grinste ein wenig und rollte mit den Augen, als würde er angestrengt über etwas nachdenken.
    »Sagen wir mal so. Ich weiß eine ganze Menge über dich, aber gesehen haben wir uns erst einmal. Auf Thores Beerdigung. Leider hatten wir keine Zeit, uns dort mal richtig miteinander zu unterhalten, was ich sehr gerne getan hätte. Willst du nicht reinkommen?«
    »Du bist Peter Tibbe?!«
    Tibbe lachte kurz auf.
    »Wie er leibt und lebt. Das mit dem Leben ist im Moment allerdings so eine Sache«, witzelte er.
    »Thores Freund?«
    Heike sah, dass der ihr völlig unbekannte Mann ein wenig ungeduldig wurde. Sie stellte komische Fragen, und es war nicht besonders warm im Treppenhaus, zumal er nur mit einem Jogginganzug bekleidet war.
    »Du scheinst jemand anders erwartet zu haben«, mutmaßte Tibbe.
    Heike starrte ihn mit offenem Mund an. Das hatte sie tatsächlich. Wenn dieser Mann Peter Tibbe war, und die Indizien sprachen dafür, wer war dann der elende Mistkerl, der sich bei ihr vor ein paar Tagen als eben jener ausgegeben hatte?
    »Äh, darf ich reinkommen?«, stammelte sie.
    »Aber nur, wenn du dir wirklich ganz sicher bist«, antwortete Tibbe mit einem Anflug von Sarkasmus, der aber an der hoffnungslos verwirrten jungen Frau unbemerkt abprallte.
    Heike bewegte sich zaghaft an dem ihr unbekannten Mann vorbei und betrat seine Wohnung. Es war stickig, und die Luft roch ein wenig abgestanden. Er hatte wohl alle Heizkörper voll aufgedreht und es in den letzten Tagen vergessen oder vermieden, die Fenster zu öffnen. Wenigstens machte die Wohnung einen sauberen und sogar wohnlichen Eindruck.
    »Immer geradeaus, da geht’s ins Wohnzimmer.«
    Sie kam an einer Kommode vorbei, auf der sie eine Wimperntusche entdeckte. An der Garderobe daneben hing eine Damenwinterjacke. Wenn der Mann keine Tunte war, gab es offenbar einen weiblichen Einfluss in seinem Leben. Aus unerfindlichen Gründen empfand sie angesichts dieser Erkenntnis Erleichterung.
    Sie betrat das Wohnzimmer, steuerte automatisch den verlockend bequem aussehenden Sessel an und setzte sich. Sie ließ Tibbe nicht aus den Augen und

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