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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Lindemann
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blutete, sondern sich ganz im Gegenteil im Zeitraffertempo wieder schloss – als wäre nichts gewesen.
    Er spürte ein unter anderen Umständen angenehmes Gefühl sich langsam ausdehnender Wärme, dessen Epizentrum auf Höhe seines Reißverschlusses war. Fein! Er hatte sich gerade vor Angst in die Hose gemacht. Jetzt war es endlich so weit. Es konnte nicht mehr dümmer kommen.
    »Können wir den Quatsch jetzt mal lassen und miteinander reden?«, fragte der Nackte ruhig.

Ueberraschung
     

     
     
    Etwa zur selben Zeit, als Gregor sich an Stefan Bindernagels Fersen heftete, zog Heike Kamp eine Zwischenbilanz und kam zu dem Ergebnis, dass der Nachmittag nicht hielt, was der Morgen versprochen hatte. Beinahe hätte sie sich rühmen dürfen, einen Mord begangen zu haben.
    In Versuchung geführt hatte sie der Pförtner der AWB Köln, dessen Aufgabe unter anderem darin bestand, alle ungebetenen Gäste abzuwimmeln, noch bevor sie das Firmengelände betraten, sowie alle willkommenen und erwarteten Besucher an die richtigen Stellen zu lotsen.
    Der an diesem Tag anwesende Pförtner ordnete Heike anscheinend ganz spontan der Kategorie ungebetener Gast zu. Zumindest ließ sein abweisendes Verhalten ihr gegenüber keinen anderen Schluss zu. Nachdem sie freundlich ihr Anliegen vorgetragen hatte, nämlich Herrn Peter Tibbe besuchen zu wollen, ließ der Mann, dessen Namensschild ihn als Herrn Wübbe auswies, eine Woge genervter Unfreundlichkeit über sie hinwegrollen. Herr Tibbe sei heute nicht anwesend, und sie bräuchte gar nicht erst zu fragen, warum. Das dürfte er nicht erzählen, zumal es sie auch rein gar nichts anginge. Außerdem sei dies ein Ort, an dem die Menschen arbeiten sollen, und keine Begegnungsstätte, wo man nach Lust und Laune soziale Kontakte pflegte.
    Heike entschuldigte sich, innerlich gereizt, aber äußerlich immer noch freundlich und gesittet, für die Tatsache ihrer Existenz und fragte, ob sie es wagen durfte, ganz unverbindlich nach Tibbes derzeitig wahrscheinlichen Aufenthaltsort zu fragen, vorzugsweise der Privatadresse des Mannes. Vorsichtshalber gab sie sich als die Schwester des kürzlich verstorbenen Thore Kamp zu erkennen, der ein ehemaliger Angestellter dieser Firma war und so etwas wie der beste Freund des Gesuchten, mit dem sie diesbezüglich ein paar Dinge zu bereden hatte.
    Der Pförtner, Herr Wübbe, bat daraufhin um Entschuldigung, sich selbst noch nicht vorgestellt zu haben. Er sei der amerikanische Verteidigungsminister, inkognito in der Pförtnerei dieser Firma sitzend und von hier aus nach terroristischen Aktivitäten forschend. Sie sollte doch bitte niemandem davon erzählen, und nein, er könne ihr diese Information auf keinen Fall geben. Zum einen sei dies keine Auskunftei, sondern immer noch ein Ort der Produktivität, zum anderen glaube er ihr kein Wort und empfand seine kostbare Zeit von ihr schon weit über das erträgliche Maß hinaus beansprucht. Wenn sie so dicke mit Herrn Tibbe wäre, müsste sie doch wohl am besten wissen, wo er wohnte. Ausdrücklich kostenlos fügte er den Rat an, es mal mit dem Telefonbuch zu versuchen.
    Heike hätte einem Pförtner – ein Posten, für den man ihrer Meinung nach über keinerlei besondere Qualifikationen verfügen musste – nicht zugetraut, dermaßen zynisch, wenn nicht gar sarkastisch zu sein, und fühlte sich auf dem falschen Fuß erwischt. Der Gegenwind kam zu überraschend, um darauf mit Schlagfertigkeit reagieren zu können. Stattdessen erwog sie, diesem arroganten Stiesel einfach nur die Augen auszukratzen, was den Tag aber nachhaltig versaut hätte.
    So begnügte sie sich mit einem von Herzen kommenden »Arschloch!«, verließ Herrn Wübbe ohne weitere Grußformeln und schnappte sich ihr Handy, um über die Auskunft an die Adresse von Thores Freund zu kommen.
    Die freundliche Stimme der Dame am anderen Ende zeigte sich wesentlich hilfsbereiter, und nach wenigen Sekunden hatte sie die gesuchte Adresse, inklusive der dazugehörigen Telefonnummer. Vorsichtshalber ließ sie sich direkt verbinden. Möglicherweise war Tibbe gar nicht zu Hause, und sie hatte keine Lust auf einen weiteren Fehlversuch. Nach fünf Freizeichen knackte es in der Leitung.
    »Tibbe.«
    »Ja, hallo, Herr Tibbe. Hier ist Heike Kamp. Ich… äh… wir sollten noch mal miteinander reden. Letztens hat es ja nicht so ganz geklappt. Würde es Ihnen was ausmachen, wenn ich jetzt zu Ihnen komme?«
    Schweigen.
    »Wir können uns auch gerne irgendwo in der Stadt treffen,

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