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Bote ins Jenseits

Bote ins Jenseits

Titel: Bote ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hauke Lindemann
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nächster Nähe mitbekommen, wie diese Abscheu bei ihm entstanden ist.«
    Sie schüttelte fassungslos den Kopf. »Ich hätte es besser wissen müssen! Mein Gott, wenn ich denke, wie sehr mich das fertiggemacht hat. Jetzt stellt sich womöglich heraus, dass er gar nichts dafür konnte.«
    Tränen der Erkenntnis sammelten sich in ihren Augen. All diese negativen Gefühle, die Enttäuschung und die Wut könnten sich als ungerechtfertigt erweisen.
    »Und warum sollte ausgerechnet sein Mörder unter falscher Identität bei uns auftauchen und einen im Prinzip abgeschlossenen Fall wieder aufrollen?«, fragte Tibbe.
    »Was weiß ich? Vielleicht möchte er sichergehen, dass die Menschen, die Thore am nächsten standen, nicht von sich aus auf die Idee kommen, einen echten Ermittler einzuschalten. Ich habe wirklich keine Ahnung. Er wird es uns erzählen müssen, wenn er wieder aufkreuzt.«
    Tibbe fuhr sich mit beiden Händen durch die Haare und stöhnte.
    »Folgender Vorschlag. Wir warten! Wenn er sich bei dir meldet, sagst du mir bitte Bescheid. Wenn er unangemeldet aufkreuzt, sagst du mir auch Bescheid. Ich werde dann versuchen, so schnell wie möglich zu dir zu kommen. Lass ihn nicht gehen, bevor ich hier bin oder mich wenigstens bei dir gemeldet habe. Wenn er innerhalb der nächsten drei Tage kein Lebenszeichen von sich gibt, werde ich mit dieser Geschichte zur Polizei gehen. Einverstanden?«, sagte sie.
    »Nein! Ganz und gar nicht. Was, wenn er wirklich ein Mörder ist? Wie wird er wohl reagieren, wenn er merkt, dass wir ihm auf die Schliche gekommen sind?«
    »Lass das meine Sorge sein«, schlug Heike vor.
    Tibbe warf ihr einen ungläubigen Blick zu.
    »Nein, im Ernst. Ich werde mich dann darum kümmern. Keine Sorge.«
    Tibbe stöhnte erneut, als hätte man die Last der ganzen Welt auf seinen kranken Schultern abgeladen.

Zwischenbilanz
     

     
     
    Dieser blasenschwache kleine Mistkerl Stefan Bindernagel war ein feiger Jammerlappen, wie er ihm schon sehr lange nicht mehr untergekommen war. Nachdem Gregor ihn mit ansehen ließ, wie er ihm die Scheibe zertrümmerte, als wäre sie aus Pergamentpapier, und sich seine Wunde von dem Schraubenzieher innerhalb weniger Sekunden so vollständig regenerierte, als hätte er von der Werkzeugattacke lediglich einen Schmutzfleck davongetragen, waren jeglicher Widerstand, jegliche Vernunft und der Selbsterhaltungstrieb in dem Würstchen erstorben.
    Das war eigentlich gut, denn jetzt gab Bindernagel alles zu. Wirklich alles. Sowohl die gekappten Bremsschläuche, als auch die Drogen im Tee. Als Gregor von ihm hören wollte, wie er beides angestellt hat, kam jedoch nur schwachsinniges Gebrabbel. Nachdem Gregor die Daumenschrauben daraufhin wieder etwas angezogen hatte, kamen Tränen und noch mehr Urin, aber immer noch keine plausiblen Erklärungen.
    Das gefiel dem Boten nicht.
    Die Sache mit dem Auto lag auf der Hand, auch wenn Bindernagel nicht mehr in der Lage war, es zu rekapitulieren. Aber die Drogen im Tee waren wieder eine ganz andere Geschichte. Es war durchaus möglich, dass Bindernagel für beides verantwortlich zeichnete, aber es passte nicht richtig ins Bild. Und dann war da auch noch Gregors Gefühl. Er hatte Angst, dass dieser kleine Schwächling den Arsch für etwas hinhielt, was er gar nicht gemacht hatte, und damit dem wahren Täter einen Freibrief ausstellte.
    Gregor machte dem kleinen Stefan auf sehr eindringliche Weise klar, dass es für ihn am nächsten Morgen nur noch eine Sache zu erledigen gab. Zur Polizei zu gehen, nach einem gewissen Kommissar Fleischer zu verlangen und ein umfassendes Geständnis abzulegen. Sollte er sich dieser Anweisung widersetzen, würde Gregor schon sehr bald wieder bei ihm vorbeischneien, um ihn zum Spielen abzuholen. Gregor hatte keine Ahnung, wo der kleine Bastard die ganze Pisse herholte, aber als geheimes Zeichen, alles genauestens begriffen zu haben, ließ er erneut seinen Schritt dampfen. Es bestand kein Zweifel, Bindernagel würde sich stellen.
    Nur wie gesagt, nicht zu Gregors ungetrübter Freude.
    Der krönende Abschluss und das offizielle Ende ihrer netten Begegnung wurde durch Gregors Wechsel in den luziden Zustand markiert – im Beisein von Bindernagel! Dessen ganze Reaktion bestand darin, dass er auf den plötzlich leeren Beifahrersitz starrte und einmal tief Luft durch seine vom Weinen leicht verrotzte Nase holte.
    Gregor musste unwillkürlich grinsen. Eigentlich war das verboten. Boten durften den Wechsel des

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