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Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition)

Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition)

Titel: Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Víctor Conde
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Feind von besonderer Bedeutung ist.« Sie zwinkerte ihm zu. »Und sie haben ja nichts von uns.«
    Erik fasste sich an die Brust. Der Zombie, der einmal sein Freund gewesen war, hielt etwas in der Hand, das er ihm jetzt zeigte. Es war ein Goldkettchen, an dem eine kleine vergoldete Muschel hing. Er machte ein zufriedenes Gesicht.
    »Meine Kette!«, rief Erik. »Ich muss sie bei einem Sprung verloren haben!«
    Der Zombie löste sich vor seinen Augen in grünen Dunst auf und wurde von dem Strudel verschluckt, und mit ihm die Kette. Die spiralförmige Wolke begann sich immer schneller und schneller zu drehen.
    »Oh, oh«, stieß Tanya hervor.
    Schnell, ihr müsst hier weg … ihr Dummköpfe!, rief Ninive mit letzter Kraft. Ihr Gesicht war auf dem Glas nur noch schwach zu erkennen.
    Die Wolke teilte sich in zwei Hälften, und eine von schwarzem Licht umsäumte Gestalt kam zum Vorschein, die sich mithilfe ihrer Flügel auf die Erde niederließ. Die Flügel waren Séforas sehr ähnlich, nur dass sie schwarz waren, mit grau eingefassten Federn, die allerdings spitzer wirkten, beinahe wie Messer. Das Wesen hatte eine entfernt menschenähnliche Gestalt, aber noch war sie nicht vollständig gelandet.
    Als sie den Boden berührte, starb im Umkreis von fünf Metern alle Vegetation sofort ab.
    Séfora schluckte.
    »Aber w…?«, begann Erik, die Pupillen nur noch zwei schwarze Schlitze. Jemand legte ihm eine Hand auf die Schulter und zog ihn fort. Ohne zu wissen, wie ihm geschah, sah er sich noch im selben Moment den Abhang hinunterrennen, so schnell ihn seine Beine tragen konnten, in Richtung Tal, in dem das Dorf lag, die beiden wundersamen Mädchen rannten neben ihm her.
    »Wer zum Teufel war das?«, schrie er aus vollem Hals, aber die Mädchen antworteten nicht. Sie sparten sich ihre Kräfte auf.
    Erik hatte keine Ahnung, wie lange er noch weiterrennen musste, um diesen ganzen Horror hinter sich zu lassen, aber etwas in seinem Innern sagte ihm, dass er jetzt nie mehr damit aufhören konnte.

THAT OLD CAT SMELL
    E rik ließ das Wort kaum an sich heran.
    »Engel.«
    Er merkte, dass er es von sich fernhalten konnte, um es aus einer gewissen Distanz zu untersuchen. Seine Konnotationen und Beugungen in Augenschein nehmen, aber ohne ihm eine bewusste Bedeutung zu geben.
    Ein Engel. Das Mädchen hatte allen Ernstes behauptet, es sei ein Engel. Zuerst war er in Gelächter ausgebrochen. Er hatte nicht schlecht Lust gehabt, sich über die ganze Welt totzulachen, vor allem über den ziemlich makabren Scherz, den sich seine Kollegen von der Produktion, so nannte er sie jetzt einfach, mit ihm erlaubt hatten. Welch ein Aufgebot an hausgemachten Special Effects, und erst die Maske!
    Dann zeigte Séfora ihm die Flügel.
    Im Hinterstübchen seines Gehirns gab ihm jemand einen gut gemeinten Rat. Hau ab, scher dich hier weg, solange es noch möglich ist. Das kann nichts Gutes zu bedeuten haben. Und das Gefühl, das mit diesen Gedanken einherging, war so unangenehm wie tausend Spinnen, die ihm die Wirbelsäule hinaufkrabbelten.
    Aber Erik konnte nicht einfach wegrennen. Nicht nach allem, was sich in den Bergen unmittelbar vor seinen Augen abgespielt hatte.
    Sie hatten sich in ein billiges Motel geflüchtet, das in den Kurven einer abgeschiedenen Landstraße versteckt lag. Ihr Zimmer war gerade so sauber, dass man es nicht dem Gesundheitsamt melden konnte. In einer Ecke stand ein alter Röhrenfernseher mit einem Münzschlitz. Aber als das Mädchen, das sich ihm als Tanya vorgestellt hatte, eine Münze hineinwarf, bekamen sie nur einen einzigen Sender, der immer wieder das gleiche Musikvideo zeigte: einen kahl geschorenen Mann, der That old cat smell sang.
    »Also, damit ich das richtig verstanden habe«, sagte Erik schlicht und ergreifend. »Es gibt einen Krieg zwischen Himmel und Hölle, und die erste Phase der entscheidenden Schlacht wird hier stattfinden, auf der Erde.«
    »Genau so sieht es aus«, antwortete Séfora. Sie durchstöberte gerade die Minibar, und ihrem Gesicht nach zu schließen, war nichts dabei, das sie sich gerne zu Gemüte geführt hätte.
    Erik zog die Schultern hoch, wie um die anderen auf die Absurdität der Idee hinzuweisen.
    Tanya zog sich einen Schemel heran, stellte den Fernseher auf lautlos und setzte sich neben Erik. Sie kannte das verdammte Lied mittlerweile in- und auswendig.
    »Laut Ninive, dem Geist in dem Spiegel, wird es drei entscheidende Kämpfe geben: einen auf der Erde, einen im Himmel und einen in der

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