Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition)
Hölle. Von ihrem Ausgang hängt die Zukunft der Schöpfung ab.«
»Na, das klingt ja super«, schnaubte Erik. »Also, mit mir braucht ihr nicht zu rechnen. Mein Leben ist schon kompliziert genug, wenn ich es bis ans Ende des Monats schaffen soll. Mich jetzt auch noch in kosmische Kriege einzumischen, passt echt nicht in meinen Plan. Tut mir leid.«
»Na, wer sagt’s denn!«, freute sich Séfora. »Endlich ein anständiges Bier!« Sie zog eine staubige Dose aus der Minibar, säuberte sie mit dem Ärmel, öffnete sie und schnupperte daran. Der Inhalt schien in gutem Zustand zu sein.
»Ein Bier trinkender Engel ist mir auch noch nie untergekommen«, wunderte sich Erik.
Séfora nahm einen kräftigen Schluck.
»Ist dir denn außer mir überhaupt schon mal einer untergekommen?«, fragte sie.
»Äh … nein, eigentlich nicht.«
»Na, siehst du.« Sie ließ sich aufs Bett plumpsen, dass die Federn knarzten. »Jedes Mal, wenn ich auf die Erde komme, um hier irgendeinen Auftrag auszuführen, falle ich einem neuen Laster zum Opfer. Wohl eine Nebenwirkung des Körperseins«, entschuldigte sie sich. »Aber das dunkle Bier ist mir von allen das liebste. In Maßen genossen, versteht sich.«
»Und warum wir?«, kehrte Erik zum Thema zurück. »Warum bin ausgerechnet ich so wichtig in dieser Gleichung? Es hätte doch auch jeder andere sein können!«
»Hätte, ist aber nicht so. Du musst dich mit deinem Schicksal abfinden, Erik, sonst wirst du unter den ersten Opfern sein, die dieser Krieg fordert. Die Dämonen kennen dich bereits. Sie werden dich verfolgen, unermüdlich, bis zum letzten Tag. Und sie werden dir keine Pause gönnen. Eine Frage von Glück oder Unglück, je nach Sichtweise.«
Der junge Stuntman ging im Zimmer auf und ab wie ein gequälter Geist. »Dämonen …« Er ließ das Wort auf sich wirken. »Wesen der anderen Welt. Mein Gott, das könnte das Drehbuch für einen neuen George-Lucas-Film sein.« Er rief sich noch einmal den Wirbelsturm vor Augen, und die Gestalt, die aus seiner Mitte entstiegen war. Ihn schauderte. »Was wir da in den Bergen gesehen haben, was war das? Woher kam es?«
Séfora trank noch einen großen Schluck Bier. Ihr Blick war starr auf das geometrische Muster der Bodenfliesen gerichtet, als verberge sich dahinter eine geheime Botschaft.
»Das war ein Desmodu, ein höherer Dämon, und du kannst dir bestimmt denken, woher er kam. Er wird nicht lange auf der Erde bleiben, weil diese Art von Invokation nicht von Dauer ist. Aber in der Zwischenzeit könnte er eine ziemliche Verwüstung anrichten. Um es ein wenig anschaulicher zu machen: Stell dir vor, jemand hätte zweihundert Kilo Bosheit und Grauen in einen Sack gepresst, in den eigentlich nur drei reinpassen.«
»Das klingt enorm.«
»Das ist es auch. Wir hatten echt Glück, dass seine Essenz noch nicht ausreichend gefestigt war, sonst wären wir nie so leicht davongekommen. Wenn wir ihm das nächste Mal begegnen …«
Ninive ergriff wieder das Wort und ließ Erik erschrocken zusammenfahren. Er hatte sich noch nicht daran gewöhnt, dass er plötzlich Stimmen in seinem Kopf hörte.
Es wird drei Kämpfe geben, einen auf der Welt der Sterblichen, einen auf der Insel des Lichts und einen in der Hölle. Von ihnen hängt die Zukunft der ganzen Schöpfung ab.
»Na bitte, so wie ich es gesagt habe, nur mit anderen Worten«, schnaubte Tanya.
Erik setzte sich neben sie. Er suchte einen Komplizen für seinen Standpunkt.
»Du bist nicht wie sie«, bemerkte er. »Du bist ein Mensch.«
»Bravo, Sherlock.«
»Glaubst du das alles im Ernst? Hast du an diesem Wahnsinn noch nicht eine Sekunde gezweifelt?«
»Hör zu, Erik«, sagte Tanya mit einem langen Seufzer. Sie sah sehr, sehr müde aus, und das, wo sie noch so viel vor sich hatten. »Ich werde dir jetzt nicht erklären, was es für mich bedeutet, dass meine Eltern im Besitz dieser Wesen sind, weil es uns nicht weiterbringen würde. Ich weiß nur eins: dass ich sie wiederhaben will, koste es, was es wolle, und wenn ich dafür den Engel in mir wachrufen und es mit einer Horde Teufel aufnehmen muss. Die können sich auf was gefasst machen!«
Fantastisch!
»Du solltest besser nicht sprechen, Ninive«, mahnte Séfora. »Ruh dich lieber aus.«
Erik ging zum Fenster und starrte hinaus ins Dunkel, ohne die Ebene zu sehen, die sich vor ihm ausbreitete (nur ein paar ferne Straßenlaternen versuchten vergeblich, die Halbschatten zu verscheuchen), und nach einer Weile sagte er: »Das heißt
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