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Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition)

Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition)

Titel: Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Víctor Conde
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oben und direkt in einen gasförmigen Trichter, der auf ihn zeigte. Es war ungefähr so, als betrachtete er in Zeitlupe einen großen Tornado von seiner Basis aus, wenige Sekunden, bevor er auf die Erde traf.
    Deshalb sah er den Stein nicht, der durch die Sträucher halb verdeckt war.
    Dem jungen Stuntman war klar, dass er mit etwas zusammengestoßen sein musste, als er nach mehrmaligem Überschlagen auf einem Lager aus Laubwerk liegen blieb. Seine Glieder schmerzten und sein Gleichgewichtssinn war gestört, aber wenigstens schien er sich nichts gebrochen zu haben.
    Er rappelte sich auf. Er hatte den Take vermasselt, er war schuld, dass sie noch einmal ganz von vorne anfangen mussten. Das würde einen Riesenärger mit dem Produzenten geben.
    Aber es passierte nichts.
    Das Echo der Statisten drang zwar durch die dichte Nebelmasse zu ihm durch, aber sehen konnte er nichts. Erik fragte sich, was für außergewöhnliche meteorologische Ereignisse dieser Tag noch bereithielt, und warum es ausgerechnet sein Team bei den Dreharbeiten treffen musste. Filmleute konnten ziemlich abergläubisch sein.
    »Haben wir abgebrochen?«, rief er. Keine Antwort. »Hallo, hört mich jemand?«
    Die Stille war so ohrenbetäubend, dass er langsam Panik bekam. Das war nicht normal.
    Er wollte gerade sein Fahrrad vom Boden aufheben, um nachzusehen, ob etwas kaputtgegangen war (bei einem robusten Cannondale wie seinem, das extra für Cross-Radrennen hergestellt worden war, nicht sehr wahrscheinlich), als das Brüllen eines Motors die Stille durchbrach und wie aus dem Nichts ein Wagen auftauchte, um ihn anzugreifen.
    Es waren seine antrainierten Reflexe, Ergebnis einiger Jahre hartnäckigen Trainings (Erik war erst neunzehn, aber er hatte das Handwerk seines Vaters bereits mit fünfzehn gelernt, und mittlerweile beherrschte er mehr Tricks als so mancher andere Profi), die ihm das Leben retteten.
    Der Wagen fuhr mit donnerndem Motor und einige dicke schwarze Rauchwolken ausstoßend den Hang hinauf. In letzter Sekunde riss er herum, gab Gas und raste direkt auf Erik zu. Der ahnte es eher, als dass er es sah. Er packte sein Fahrrad und sprang auf, wobei er es allein mit seinem Gewicht zum Rollen brachte, und entkam in letzter Sekunde, bevor der Renault seinen Kühlergrill gegen den Baum rammte.
    Der Wagen war vorne komplett eingebeult, die Motorhaube wie ein Akkordeon zusammengeschoben. Erik rannte auf die Unfallstelle zu, um dem Fahrer zu helfen, und fragte sich, was schiefgelaufen war. Doch als er die Tür aufriss und die lodernden Augen des Mannes sah, die so grün leuchteten wie zuvor die Blitze in der Wolke, wich er entsetzt zurück.
    »Hilfe!«, schrie er und sprang rittlings auf sein Fahrrad. Trotz der enormen Wucht des Aufpralls, schien dem Fahrer nichts passiert zu sein: Airbag und Dreipunktgurt hatten ihren Dienst getan. Aber der Mann war irgendwie kein Mensch mehr. Das Feuer, das in seinen Augen brannte, und der smaragdgrüne Schein, der aus seinem Mund kam, als hätte jemand eine grüne Glühbirne in seinem Schädel angeknipst, waren Beweis genug.
    In der Ferne kündigte sich der zweite Wagen an. Das laute Knirschen der Reifen, die auf dem Kies durchdrehten, verriet Erik, aus welcher Richtung er kam. Das war sein Glück. Er trat in die Pedale, um in die entgegengesetzte Richtung zu entkommen, denn wie erwartet hatte es der andere Fahrer auch auf ihn abgesehen.
    Wie konnte das sein?, fragte sich die analytische Hälfte seines Gehirns, jene, die nicht durch eine bloße Kombination von Instinkt und Adrenalin seinen Körper steuerte. Was war geschehen? An welchem Punkt war aus der Simulation plötzlich Ernst geworden? Seit wann musste er tatsächlich um sein Leben kämpfen?
    Wenn dieses Irrenhaus der Vorstellung entsprach, die dieser zweitklassige Regisseur vom Dreh einer Actionszene hatte, würde er ihn gar nicht erst den Behörden melden. Er würde ihn eigenmächtig mit dem Fahrrad über den Haufen fahren, sobald er Gelegenheit dazu hatte.
    In einer Wende, die er um einiges schneller ausführen konnte als das Auto, bekam er für den Bruchteil einer Sekunde das Gesicht des zweiten Fahrers zu sehen, aus dessen Schädel ebenfalls grüne Flammen loderten. Na, super , jaulte er, willkommen in der Nacht der brennenden Stuntmen .
    Plötzlich erhellte ein gewaltiger Blitz den Schauplatz. Er war nicht grün wie die Blitze in den Wolken, sondern leuchtend weiß wie der Schein des Mondes in einer wolkenlosen Nacht.
    Die unerwartete silbergleißende

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