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Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition)

Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition)

Titel: Boten des Lichts, Die Auserwählten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Víctor Conde
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einen Augenblick nach, versuchte die Teile dieses verbalen Puzzles zusammenzusetzen. Dann brach sie in schallendes Gelächter aus. »Nein, Mama! Ich bin doch nicht schwanger!«
    Der Gesichtsausdruck ihrer Eltern entspannte sich merklich.
    »Wirklich nicht? Dann bist du noch …?«
    »Nein, ich bin keine Jungfrau mehr, das habe ich euch doch damals sicher erzählt.« Je weniger zwischen ihr und ihren Eltern stand, umso offener konnten sie das eigentliche Problem in Angriff nehmen. »Aber ich habe jedes Mal die größtmöglichen Sicherheitsvorkehrungen getroffen. Einen Führerscheinentzug wegen zu vieler Punkte wird es nicht geben«, schwor sie und hielt nach Art der Pfadfinder drei Finger hoch. »Ich nehme auch nicht die Pille. Ich hasse die Vorstellung, mich mit Hormonen vollzupumpen.«
    »Du benutzt also Kondome?«
    »Ich verlange von ihm, dass er sich darum kümmert, ja. Und ich habe immer eins in Reserve dabei, für alle Fälle.«
    Ihre Mutter wirkte jetzt deutlich ruhiger. Auch die Falte zwischen ihren Augen hatte sich wieder gelegt.
    »Du kannst dir nicht vorstellen, wie erleichtert ich bin«, seufzte sie und ergriff die Hand, die Iljitsch ihr anbot. Auch er schien mit Tanyas verantwortungsbewusstem Verhalten mehr als zufrieden zu sein.
    »Wenn wir also nicht über ein Kind sprechen, worüber dann? Hat dich dein Freund verlassen, oder hast du Probleme in der Schule …?«
    Tanya zog eine Schnute. Jetzt kam der schwierige Teil. Sie hatte keine Lust, ihren Eltern lang und breit zu erklären, dass sie Luis verlassen wollte, weil sie seit einiger Zeit einen Haufen Unstimmigkeiten mit sich herumschleppten, und dass die Beziehung, wenn sie es sich recht überlegte, in einer Zukunft, wie Ninive sie ihnen vorausgesagt hatte, ohnehin keinen Sinn hatte. Außerdem wollte sie ihn nicht in Gefahr bringen. Weder ihn noch ihre Eltern. Denn wie gefährlich es sein konnte, sich mit den Horden aus der Hölle einzulassen, wusste sie jetzt. Einen Desmodu hatten sie schon besiegt. Eine erste glänzende Medaille, die sie sich an die Jacke stecken konnte. Bravo. Aber das hieß letztlich auch, dass die Hölle auf Rache sinnen würde. Und wenn sie und die beiden anderen tatsächlich Prüfsteine für die Pläne des Himmels waren, würde ihnen der FEIND nicht mit verschränkten Armen zusehen. Da brauchten sie sich nichts vorzumachen.
    Es war nur eine Frage der Zeit, bis er ihnen wieder einen Dämon auf den Hals hetzen würde, der sie beseitigen sollte. Jeder Versuch, das zu leugnen, wäre wie ein hoffnungsloses Leben in einem schmutzigen fensterlosen Betonbunker, zusammengepfercht mit einem Haufen Unschuldiger, die keine Ahnung hatten, was auf sie zukam, und darauf warteten, dass der Gegner den nächsten Zug machte. Sie wollte so nicht leben. Sie wollte die Tage nicht ausbluten lassen, bis aus ihnen Wochen und Monate wurden, in denen sie sich jede Minute fragte, auf welche haarsträubende Weise ihre Eltern und sie wohl bald sterben würden. So wie ihr Großvater.
    Wenn sie ihre Eltern schützen wollte, musste sie selbst die Hand zum Spielbrett ausstrecken und die nächste Figur setzen. Und wenn möglich den Gegner gleich schachmatt. »Ihr glaubt, dass ich ein Genie bin, wegen meiner guten Noten und diesem Frage-Antwort-Wettbewerb. Stimmt’s?«
    »Wir glauben es nicht nur, Schatz. Dein IQ …«
    »Mein IQ ist der des dümmsten Mädchens der Welt«, sagte sie bitter. »Was nützt es mir, Differenzialgleichungen lösen zu können, wenn mein Leben eine Katastrophe ist?«
    »Die Jugend ist die schwierigste Phase des Lebens«, sagte Iljitsch. »Du bist kein Kind mehr, aber auch noch nicht ganz erwachsen. Du bist in einem Niemandsland, in dem es keine Karten gibt, die dir den Weg in den sicheren Hafen weisen könnten. Es ist ganz normal, dass du dich verloren fühlst.«
    Tanya lächelte.
    »Na, so was! Ich wusste gar nicht, dass du eine Dichterseele hast, Papa.«
    »Wie glaubst du, hätte ich sonst deine Mutter erobert?«
    Diese kniff ihn in den Arm. »Dein Vater hat recht, Schatz«, sagte sie dann. »Niemand bereitet uns darauf davor, wie schwierig es ist, erwachsen zu werden. Und wenn diese tief greifenden Veränderungen in unser Leben einbrechen und von uns verlangen, dass wir wichtige Entscheidungen treffen, sind viele junge Leute nicht darauf gefasst.«
    »Tief greifende Veränderungen«, wiederholte Tanya und spielte mit den Spitzenbesätzen ihres Kleides. »Das ist genau der Punkt. Wenn ihr nur ahnen könntet, wie schwerwiegend diese

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