Botschaft des Schreckens
dringend? Hastig stellte ich einen Stuhl unter die Tür- was angetan haben? Andererseits blieben, da die drei Männer ja nicht im Hause waren, in Pedro, Dona Isabella, Stella und Joe nur Leute, auf die dieser Verdacht kaum zutreffen konnte.
Und trotzdem… je mehr ich es mir überlegte, desto weniger konnte ich mir vorstellen, daß Rosa Carlos’ Anordnungen ein zweites Mal mißachtet haben sollte. Und das wegen ein paar grüner chiles?
Oder wußte Rosa vielleicht, daß man ihr nachstellte, und hatte die Hacienda verlassen, um ihr Leben zu retten?
Ich stand auf und drehte das Licht aus. Ich wußte, daß ich nicht in der Lage sein würde, zu schlafen. Aber nur stillhalten und grübeln konnte ich ebensowenig. Ich mußte aus diesem Zimmer, brauchte ein wenig Bewegung. Falls ich jemandem begegnete – und ich hoffte, daß es nicht Dolores sein würde –, dann konnte ich zumindest fragen, ob Antonio und Miguel schon zurück waren und ob es Neuigkeiten von Rosa gab. Und wenn ich niemanden sah, dann konnte ich zumindest ein Telefon suchen.
Ich erreichte die sala, dann den Speisesaal, ohne auch nur eines Schattens ansichtig geworden zu sein. Noch viel weniger hatte ich Gelegenheit gehabt, jemand nach Rosa zu fragen. Dann schien mir, als stünde die Tür des Raumes, in dem ich das Telefon vermutete, offen. Das Herz schlug mir bis zum Hals. Vielleicht war das meine Chance! Oh, wenn Bob nur zu Hause war! Aber das war gar nicht möglich. Jedenfalls konnte ich die Polizei anrufen.
Und dann befiel mich lähmendes Entsetzen. Von irgendwoher in dem dunklen Speisesaal kamen Stimmen. Stella und Joe? Ja, es waren ihre gedämpften, hastigen Stimmen. Obgleich ich ihrem Spanisch nicht folgen konnte, verstand ich zwei Wörter… »Señor Ellison«. Bob mußte sich also gemeldet haben; zweifellos war er schon in der Stadt zurück und würde mich suchen!
Ich schlüpfte aus meinen Schuhen und huschte in die sala zurück. Aber meine Freude währte nicht lange. Wer immer mit Bob telefoniert hatte, würde meine Anwesenheit verleugnet haben. Wahrscheinlich hatte Bob zuerst in den Hotels nach mir gefragt und dann hier. Wahrscheinlich glaubte er jetzt, ich sei schon wieder zurück nach Oklahoma gefahren, ohne eine Nachricht für ihn zu hinterlassen. Eisige Verzweiflung befiel mich.
Ich wartete in einer Ecke der sala, um festzustellen, ob Joe und Stella mich gehört hatten. Immer mehr wurde es mir zur schrecklichen Gewißheit: Ich war hier wirklich eine Gefangene. Ich konnte die Hacienda nicht verlassen, und ich konnte nicht telefonieren. klinke, holte tief Atem, nahm das Paket aus der Truhe und breitete die Karten auf dem Tisch aus. Ich weiß nicht, wie lange ich sie anstarrte. Da war die Dame, die für Rosa immer meine Person symbolisierte, und da war die Unglücksfarbe Kreuz, ein König und zwei Buben… ein verheirateter oder verheiratet gewesener Mann und zwei unverheiratete, so viel hatte ich schon von Rosa gelernt… Sie würden – die Dame ermorden!
»Ich sehe eine Dame auf die Hacienda kommen«, hatte Rosa am ersten Abend gesagt. »Kommen… aber nicht gehen.«
Unheimlich heulte draußen der Wind. Mir schnürte es den Hals zu. Nun gut, ich war also die Dame. Aber die drei Männer, die meinen Tod wollten? Ich schlug den Deckel der Truhe zu. Father Vala hatte recht gehabt: Bei Rosas Karten hatte der Satan die Hand im Spiel! Und jetzt stand in ihnen zu lesen, daß die Monteras mich töten wollten. Denn diese drei Männer mußten Carlos, Antonio und Miguel sein.
13
Am ganzen Körper bebend, ließ ich mich auf das Bett fallen. Bevor ich mich in der Nacht zuvor aus der Küche geflüchtet hatte, hatte Rosa geflüstert: »Der Schleier hebt sich ein wenig. Vielleicht wissen wir beim drittenmal, woher die Gefahr kommt.«
Die Vorhersage meines Todes… wie unsäglich furchtbar dieser Gedanke war! Hätte Rosa mich vor den »Gilas« gewarnt, es wäre immer noch erschreckend, wenn auch nicht unerwartet gewesen. Aber vor den Monteras? Aber nein, es war einfach lächerlich! Außerdem – wenn die Gefahr in diesem Hause drohte, hätte mich Rosa denn wegen ein paar chiles hier allein gelassen mit niemandem außer Teresa, auf den ich zählen durfte? Ich konnte es mir nicht vorstellen.
Während ich so zur Decke starrte, unfähig, meine Gedanken zu ordnen, beschlich mich eine seltsame Vorstellung: Und wenn Rosa die Hacienda überhaupt nicht verlassen hatte? Sie hatte Carlos um die Erlaubnis gebeten, chiles zu holen,
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