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Botschaft des Schreckens

Botschaft des Schreckens

Titel: Botschaft des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanche Mosler
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daß die Gefahr anderswo liege. Oh, diese Närrin! Selbst Teresa hatte gesagt: »Wir alle haben Ihren blauen Mantel gesehen.« Nur die Banditen konnten ihn über die Mauer geworfen haben.
    Ich versuchte, mir das Essen schmecken zu lassen, aber ich Schaffte es nicht. Zu einer Siesta fehlte mir die nötige Ruhe. Ich wollte das Tablett selbst zurücktragen. Aber als ich die Zimmertür öffnete, sah ich erstaunt den alten Pedro, der sich an Dolores’ Tür zu schaffen machte. Ich hatte das Gefühl, daß er in Wirklichkeit meine Tür beobachtet hatte. Aber warum? Als mir dann die Erleuchtung kam, schien es mir beinahe komisch! Carlos, Antonio und Miguel waren so fest entschlossen, die Dinge selbst in der Hand zu behalten, daß sie Pedro beauftragt hatten, mich zu überwachen, damit ich mich nicht an die Polizei wenden konnte! Spanischer Stolz, dachte ich. Er geht wirklich ein wenig zu weit!
    Dann kam mir ein anderer Gedanke, der weit weniger komisch war. Bob Ellison hatte ich gesagt, daß ich nicht einmal über Nacht hierbleiben würde. Sobald er wieder zurück in der Stadt war, würde ich ihn anrufen müssen. Bob würde fragen, warum ich so lange bei diesen Fremden blieb. Und sobald ich ihm von den Banditen erzählte, würde er mir sicher helfen.
    Während mir all dies durch den Kopf ging, war Pedro auf mich zugekommen. »Warum machen Sie denn nicht Siesta wie alle anderen?« fragte er mit seiner krächzenden Stimme.
    »Weil ich um diese Tageszeit nicht müde bin – deswegen«, gab ich zurück.
    »Aber hier auf der Hacienda ist das der Brauch.« Es klang, als zitiere er aus einer Hausordnung.
    »Ich bin nun einmal kein Siesta-Typ, wenn Sie nichts dagegen haben. Und wenn es der Brauch ist, warum treiben Sie sich dann hier herum?«
    »Warum ich mich hier  herumtreibe?«  fragte er mit bösartigem Unterton. »Sie scheinen nicht zu verstehen, daß ich Pedro bin. Ich bin schon viele Jahre hier und habe viel Verantwortung, und oft wache ich, wenn andere schlafen.«
    »Den Eindruck habe ich auch«, sagte ich. »Und da Sie so viel zu tun haben, sind Sie einer der Privilegierten, die den Geist von Dolores Montera sehen. Allerdings, Joe und Stella, die noch  nicht  viele Jahre hier sind, haben ihn auch gesehen. Nehmen Sie sich in acht, da bekommen Sie Konkurrenz!«
    »Sie sehen eben, was sie sehen«, sagte Pedro stirnrunzelnd. »Die schöne Señora geht in der Hacienda um, sobald es Nacht wird. Sie öffnet die Truhen in ihrer alten  sola.«.  Er warf mir einen listigen Blick zu. »Sie haben sie nicht gehört?«
    »Ich glaube nicht an Geister, Pedro.«
    Er wurde ein wenig rot. »Wenn Sie ihr Tablett in die Küche tragen wollen… das macht hier gewöhnlich das Personal.«
    »Ich will Ihnen etwas sagen, Pedro. Wenn das Personal kommt, dann nicht unbedingt wegen des Tabletts. Jedenfalls bin ich gewöhnt, selber für mich zu sorgen.«
    Pedro nahm mir das Tablett fast mit Gewalt aus der Hand und machte sich dann davon. Was der Alte wohl gegen mich hatte?
    Ich ging wieder in mein Zimmer zurück. In gewisser Weise war ich hier wirklich eine Gefangene. Ich konnte das Telefon nicht benutzen. Und wenn ich nun Bob wirklich nicht anrufen konnte? Er würde mich in irgendeinem Motel vermuten. Daß ich die Hacienda Montera nicht am selben Abend wieder verlassen hatte, als wir zusammen hergefahren waren, würde er sich nicht träumen lassen. Wenn ihm die Sache nicht derart wichtig war, daß er sämtliche Motels in Santa Fe abklapperte und schließlich doch noch hierher kam und nicht mehr von der Stelle wich, bis er mit mir gesprochen hatte, würde keine Menschenseele jemals erfahren, wo ich war. Außer der Polizei… Ich schluckte. Die Polizei schien keinerlei Interesse zu haben.  »Auf Besucher scheint man hier nicht eingerichtet zu sein.«  Bobs Worte kamen mir wieder in den Sinn. Und dann:  »Sieh zu, daß du nicht verlorengehst. Das nächstemal ist vielleicht kein freundlicher junger Mann da, um dir zu helfen.«
    »Ich werde nicht verlorengehen, Bob«, flüsterte ich. »Sobald ich weiß, daß du zurück bist, werde ich dich anrufen, und wenn es um Mitternacht ist. Es muß hier mehr als ein Telefon geben.«
    Wieder einmal streckte ich mich auf der reich bestickten Überdecke des Bettes aus und starrte zu den dunklen Balken hinauf. Ich war auf mich selbst wütend, weil ich mein Tablett diesem Gnomen gegeben hatte. Ich hätte irgendeinen Vorwand erfinden müssen, in die Küche zu gehen; dort hätte ich Rosa nach einem Telefon fragen

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