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Bottini, Oliver - Louise Boni 01

Titel: Bottini, Oliver - Louise Boni 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mord im Zeichen des Zen
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übrigens sein, dass Ihnen Reporter über den Weg laufen.
    Ponzelt und der Mönch waren eben im Radio.»
    «Richten Sie ihm aus, er soll sich zurückhalten.»
    «Nicht nötig, er geht morgen mit seinen Söhnen Skifahren, und wenn der was mit seinen Söhnen macht, lässt er sich auch von asiatischen Terroristen nicht abhalten. Aber am Montag geht der Kreuzzug los.»
    «Wir werden sehen. Grüßen Sie Amelie.»
    Hollerer hob überrascht die Augenbrauen. Dann nickte er.
    Fünfzehn Minuten später stießen sie auf einen Pfad, der in den Wald hineinführte. Nach ein paar Metern blieb der Mönch stehen. Ausdruckslos musterte er sie und den Rucksack auf ihrem Rücken.
    Sie kniff die Augen zusammen. «Was gibt’s schon wieder?»
    Schweigend wandte er sich um und ging weiter.
    Im Wald kam die Dunkelheit rasch. Während es zwischen den Bäumen hinter ihnen noch hellgrau aufblitzte, schien aus den schmalen Stämmen vor ihnen schon die Nacht zu strömen. Sie nahm die Sonnenbrille ab und dachte daran, dass es bald zu spät wäre, um umzukehren. Aber sie wollte nicht umkeh-ren. Sie hatte einen unerklärlichen Gefallen daran gefunden, hinter dem Mönch herzugehen. Das Wohin spielte, zumindest im Augenblick, auch für sie keine Rolle. Wichtiger war, dass er sie von etwas weg führ-te.
    Er führt mich von Calambert weg, dachte sie. Von Bermann. Von mir.
    Plötzlich kam es ihr so vor, als führte er sie auf mehr als nur eine symbolische Weise aus ihrem Leben hinaus. Er geleitete sie durch den Schnee aus dem einen Leben in ein anderes. Der schmale Pfad durch den Wald war wie eine Brücke, an deren Ende etwas anderes lag. Sie gingen durch ein Zwischenreich.
    Sie schüttelte den Kopf. Jägermeistergedanken.
    Immerhin nicht ganz so verworren wie Wodkagedan-ken oder gar Tuicagedanken. Das waren die schlimm-sten. Wenn sie mit Ronescu Tuica trank und seinen dunklen Vokalen lauschte, geriet in ihrem Kopf alles durcheinander. Gesichter, Erinnerungen, Fantasien, Visionen brausten wie ein Meteoritengewitter durch ihren Schädel. Zusammenhänge veränderten sich, Namen wechselten den Träger, Köpfe die Körper.
    Germain, ihr Bruder, raste vom Leben in den Tod und zurück, Mick, ihr Exmann, wurde zum Papst gewählt.
    Niemand war mehr, was er kurz zuvor noch gewesen war.
    Nur das Ende war jedes Mal dasselbe. Wenn der Tuica leer getrunken war und Ronescu auf dem Sofa schnarchte, bahnte sich ihr Vater einen Weg durch ihre Gedanken. Du musst dich um mich kümmern!, schrie er, du musst dich um mich kümmern, hörst du, du musst dich sofort um mich kümmern!
    In der Wirklichkeit ging er, vor allem nach Germains Tod 1983, subtiler vor: Er schwieg.
    Der Mönch war stehen geblieben. Links von ihnen, ein Stück weit im Wald, befand sich ein etwa fünf Meter hoher, senkrechter Erdabbruch. Auf einem schmalen Streifen entlang der Wand lag kein Schnee. Dorthin gingen sie. Der Mönch legte Stock und Schale auf den feuchten Boden, dann verschwand er zwischen den Bäumen in der Dämmerung.
    Louise wandte sich in die andere Richtung. Hinter ein paar Felsbrocken erleichterte sie sich, dann wechselte sie die Kleidung. Einen flüchtigen Moment lang hatte sie den Eindruck, sie bereitete sich auf eine Zeremonie vor.
    Doch Amelies Kleidung passte nicht sehr gut zu einer Zeremonie. Sie hatte offenbar dieselben Ausmaße wie Hollerer. In den pompösen Slip hätte ein Basket-ball gepasst. Die lange Unterhose spürte sie erst auf der Haut, als sie die Freizeithose darüberzog. Immerhin stimmte die Länge. Auf den hautfarbenen Riesen-BH verzichtete sie. Wenn Hollerer beim Einpacken nicht zu verärgert gewesen war, hatte er sich vermutlich köstlich amüsiert.
    Amelies Fleece-Pullover hing in zwei Wellen von ihrem Körper herab. Die Wanderstiefel dagegen saßen wie angegossen.

    Auch an den Mönch hatte Hollerer gedacht. Auf dem Grund des Rucksacks, ganz so, als hätte er gehofft, dass Louise sie nicht fand, lag zusammengerollt eine lange weiße Männerunterhose.
    Als sie zu ihrem Lager zurückkam, saß der Mönch mit dem Rücken an der Erdwand auf dem Boden.
    Seine Augen waren geöffnet, aber er sah sie nicht an.
    In der aufziehenden Dunkelheit glichen die beiden Wunden schwarzen Pestmalen.
    Sie warf ihm Hollerers lange Unterhose in den Schoß und drehte sich um. Leise Geräusche zeigten ihr, dass der Mönch die Hose anzog.
    Später teilten sie die Brötchen. Der Mönch war kein Vegetarier.
    Während sie aßen, reichte sie ihm den gefüllten Becher der Thermoskanne, doch er

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