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Bottini, Oliver - Louise Boni 01

Titel: Bottini, Oliver - Louise Boni 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mord im Zeichen des Zen
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Sie öffnete das Fläschchen.
    Auch Hollerer trank einen Schluck.
    Während sie weitergingen, rief Hollerer dem Mönch mehrfach zu, er solle stehen bleiben und warten. Doch der Mönch reagierte nicht.
    Schließlich folgten sie ihm den Hang hinauf. Louise begann rasch zu schwitzen, gleichzeitig fror sie. Der Wind schien immer kälter zu werden. Sie warf einen Blick auf Nikschs Streifenwagen, der schlingernd da-vonbrauste, dann auf Hollerer, dessen Gesicht so stark gerötet war wie in dem Sommer vor zweieinhalb Jahren, als sie sich kennen gelernt hatten. Sie musste grinsen, als sie an seine Wut damals dachte. Sie könnten jemand umbringen, den Sie lieben?
    Wenige Meter weiter konnte Hollerer nicht mehr.
    Nach Luft ringend, stützte er die Hände auf die Oberschenkel. Mit dem Kopf bedeutete er ihr, allein wei-terzugehen. «Aber … aufpassen», keuchte er. «Haben Sie eine …‼ Er hustete.
    ※… Waffe?» Sie schüttelte den Kopf.
    «Irgendwas … ist … komisch», keuchte Hollerer.
    Sie sah den Hang hinauf. Sie hatten ein gutes Stück aufgeholt, der Mönch war nur noch etwa dreißig Meter entfernt. Schwerfällig arbeitete er sich mit Hilfes seines Stocks durch den Schnee nach oben. Er wirkte klein und schmal. Kein einziges Mal blickte er in ihre Richtung. Hollerer hielt diesen Kerl für gefährlich?
    Der Vater in der Küche war gefährlich gewesen. Calambert war gefährlich gewesen. Aber der Mönch?
    In der Ferne bog Niksch auf die Landstraße ab. Von hier oben aus war die Straße andeutungsweise zu erkennen. Die Fahrbahn lag etwas höher als die Schneefelder, die sie durchschnitt. Ein schmaler Schatten-streifen, der parallel zum Horizont verlief, markierte den unteren Straßenrand.
    «Hier.» Hollerer reichte ihr seine Waffe. Es war noch eine SIG SAUER, keine Walther P 5. Sie überprüfte die Sicherung und steckte die Waffe hinten in den Hosenbund. Bermann hatte die SIG geliebt. Eine tolle Stanze, hatte er sie genannt. Die erste Pistole, die sie seit Calamberts Tod in den Händen hielt, war Bermanns Lieblingstyp.
    Sie bedankte sich und stapfte weiter.

    2
    EIN PAAR MINUTEN SPÄTER hatte sie den Mönch eingeholt. Er nickte ihr zu, blieb aber nicht stehen. Sie warf Hollerer, der vierzig Meter unterhalb von ihr stand, einen entnervten Blick zu. Dann folgte sie dem Mönch. Er roch stark nach Schweiß, Körper, Fremdheit. Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. Endlich hielt er inne. Die Kutte unter ihrer Hand war klamm vor Feuchtigkeit. Sie lächelte beruhigend. Während sie die Wunden betrachtete, lag der Blick des Mönchs auf ihr. Sie kam sich albern vor mit der Rastafari-Sonnenbrille.
    Hollerer hatte Recht. Genau ließ sich nicht sagen, ob die Verletzungen von einem Unfall stammten. Dagegen sprach vor allem, dass der Mönch auch auf sie den Eindruck machte, als hätte er Angst. Nicht vor ihr, nicht vor Hollerer. Er hatte vor etwas Angst, das unsichtbar war. Sie spürte, dass er den Hügelkamm verlassen wollte.
    Unwillkürlich blickte sie sich um. Etwa einhundert Meter weiter begann auf der linken Seite ein Wald.
    Auf der anderen Seite, dort, wo Hollerer wartete, lagen Felder. Zu sehen war niemand außer ihm.
    «Ich will mit Ihnen reden», sagte sie.
    Der Mönch sah sie schweigend an. Trotz seiner Erschöpfung und Angst strahlte er Ruhe aus. Eine Art von Sicherheit, die ihr fremd war. Was auch geschehen mag, dachte sie, eine solche Sicherheit verliert man nie.
    Während die Augen des Mönchs aus einer scheinbar ungeheuer großen Distanz über ihr Gesicht glitten, hatte Louise das Gefühl, dass er ihre Züge las. Er las, was mit René Calambert geschehen war, was seitdem geschehen war. Wie sie sich verändert hatte.
    Unwillkürlich senkte sie den Blick.
    Als sie nicht weitersprach, wandte sich der Mönch zum Gehen. Sie zögerte einen Augenblick. Dann folgte sie ihm.
    Zehn Minuten waren vergangen. Der Mönch schien sie vergessen zu haben. Er sah sie nicht an, versuchte nicht, sie wegzuschicken. Langsam, aber zielstrebig, ging er auf den Wald zu.
    Hollerer dagegen hatte sie nicht vergessen. Sie hör-te ihn rufen. Als sie den Kamm verlassen hatten und auf der anderen Seite hinabstiegen, verschluckte der Schnee seine Rufe.
    Sie hatte keine Ahnung, was sie bewog, dem Mönch zu folgen, ohne einen weiteren Versuch zu machen, ihn aufzuhalten. Sie spürte nur, dass sie ihn unbedingt ein Stück auf seinem mysteriösen Weg begleiten wollte, trotz der Kälte, der nassen Füße. Seit Calambert hatte sie kein Gefühl mehr so deutlich

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