Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Bottini, Oliver - Louise Boni 01

Titel: Bottini, Oliver - Louise Boni 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mord im Zeichen des Zen
Vom Netzwerk:
die gemessenen Daten von Radstand und Spurweite vor. Auch sie passten, sagte er, eher zu einem Van.
    Auf den Millimeter genau hatten sie sich nicht ermitteln lassen.
    «Sonst wüsstest du jetzt wahrscheinlich, was für ein Auto auf diesen Reifen sitzt.»
    «Irgendeine Idee?»
    «Zu Radstand und Spurweite passt der Ford Gala-xy. Auch der Seat Alhambra und der Sharan kommen in Frage. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob die mit dem TS 790 215 fahren dürfen.» Er blätterte wieder und fragte vorsichtig, ob die Reifenspur nicht eher zu vernachlässigen sei. Ein Van am Wald – Familienaus-flug.
    Sie trank einen Schluck. Sie hatte keine Lust, die Reifenspur zu vernachlässigen. «Ja», erwiderte sie und wechselte das Thema: «Sag mal, wie sehen Osteuropäer eigentlich aus?»
    «Keine Ahnung. Irgendwie grimmig, arm und gewalttätig.»
    Sie lachten.
    Louise fragte nach den Erkenntnissen der Ballisti-ker. «Zwei unterschiedliche Automatikpistolen», sagte Lederle. «Bei Niksch eine Walther P 5, bei Hollerer eine Heckler & Koch P 2000.» Neunmillimeter-Pistolen. Die eine alt, die andere neu: Mit der P 2000 V
    5 wurden gerade fünfundzwanzigtausend Polizisten Baden-Württembergs ausgerüstet.
    Sie schwiegen wieder. Zum ersten Mal hatte Louise das Gefühl, dass die Soko Fortschritte machte. Drei Männer waren gesehen worden, dazu ein roter Audi oder Passat. Sie wussten, welche Waffenarten benutzt worden waren. Vor allem die Heckler führte sie möglicherweise weiter. Das Modell war erst ein paar Jahre alt und noch wenig verbreitet.
    Nicht viel, aber es waren erste konkrete Hinweise.
    Sie erkundigte sich, was für morgen geplant war.
    Bermann, Schneider und Lederle fuhren mit Justin Muller, Hugo Chervel und einem Japanisch-Dolmetscher – nicht Richard Landen – am Vormittag zum Kanzan-an. Anne Wallmer, die fließend Franzö-
    sisch sprach, kümmerte sich mit französischen Beamten in Mulhouse um Informationen über das Kloster und seine Bewohner.
    Lederle gähnte. «Entschuldige.»
    Er war auf dem Sprung nach Hause. Bermann hatte bis auf ein Notteam, dem er selbst angehörte, alle heimgeschickt. Er hatte eine Matratze in sein Büro gelegt für den Fall, dass er müde wurde. Seine Frau hatte ihm Unterwäsche, Hemden, Jeans gebracht.
    «Der tote Junge lässt ihm keine Ruhe», sagte Lederle.
    «Der tote Polizist .»
    «Wie auch immer. Übrigens hat dein Vater wieder angerufen. Er versucht’s morgen noch mal.»
    «Sag ihm, ich bin im Urlaub. Sag ihm, ich bin im Klub Robinson in der Domrep.»
    «Soll ich das so sagen? Domrep?»
    «Ja, sag das so.»
    «Wird er es verstehen?»
    «Er wird denken, das ist eine feministische Kommune, wo weiße Frauen Sex mit Ureinwohnern haben. Warum kommst du nicht auf einen Sprung vorbei?»
    «Geht nicht, Antonia wartet mit dem Essen.»
    Um zehn bemerkte sie, dass sie Hunger hatte. Bis auf Butter und Marmelade war der Kühlschrank leer.
    Sie behalf sich mit Orangensaft.
    Während sie trank, dachte sie an Ponzelt, den Bürgermeister. Ob er die Nacht auf dem Stuhl vor der Intensivstation verbrachte? Falls ja: warum?
    Sie wusste, dass sie ihn etwas fragen sollte. Aber ihr fiel nicht ein was.
    Dann saß sie im Wohnzimmer und wünschte sich zum ersten Mal, sie hätte sich nach der Trennung von Mick einen Fernseher gekauft. Lederle hatte damals gesagt: Ein Mensch, der allein ist, braucht doch einen Fernseher, Luis. Sie hatte gelacht und erwidert: Ich will mich nicht gleich wieder binden.
    Sie legte sich ins Bett. Nach ein paar Minuten kehrte sie ins Wohnzimmer zurück und griff zum Telefon.
    Tommo / Landen waren nicht da oder nahmen nicht ab. Sie drückte die Wahlwiederholung, legte auf, rief ein drittes Mal an. Dreimal dieselbe Nummer auf dem Display, doch keine Nachricht auf dem Band.
    Landen würde wissen, dass es dringend war.
    Vielleicht auch, weshalb es dringend war.
    Und dass es vielleicht besser wäre, wenn er erst morgen zurückriefe, nicht später.
    Um Mitternacht begann sich ein Name aus ihrem Gedächtnis in ihr Bewusstsein vorzuarbeiten. Das Bild, das mit ihm auftauchte, bestand anfangs nur aus zwei riesigen Ohrläppchen. Dann hörte sie eine gelassene Stimme.
    Sie rief die Auskunft an und ließ sich verbinden.
    «Hallo?», murmelte Anatol.
    «Ich möchte Ihnen Ihre Sonnenbrille zurückgeben, am besten kommen Sie rüber.»
    «Wer … Ah, Sie.» Er gähnte. «Jetzt?»
    «Ja. Haben Sie schon gegessen?»
    Er lachte verschlafen. «Heute noch nicht.»

    Sie schlug Frühstück vor.

Weitere Kostenlose Bücher