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Bottini, Oliver - Louise Bonì 02

Titel: Bottini, Oliver - Louise Bonì 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Sommer der Mörder
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Drogenanbau.
    Mehrere E-Mail-Seiten zur komplexen politischen Lage Pakistans folgten. Sie legte sie zur Seite, schwor dem Verbindungsbeamten im Geiste, trotzdem nicht zu pauschalieren, und sah die Visaanträge durch. Alle fünf Jinnah hatten bei Punkt 25, Aufenthaltsdauer, drei Tage angegeben und bei Punkt 29, Reisezweck, »Sonstige« angekreuzt. Die näheren Angaben zum Reisezweck waren in etwa gleich: Ausarbeitung sozialer und kultureller Projekte mit PADE e.V./Offenburg. Sie notierte sich den Namen und die Adresse des pakistanischen Studenten in Emmendingen, der auf drei der fünf Anträge auftauchte.
    Da klingelte das Telefon, Bermann sagte: »Wo bist du, Louise, wir warten schon.«
    »Bis später«, sagte sie zu den Kindern und den Brüdern und verließ das Büro.

    Im Soko-Raum befanden sich eine Handvoll Kollegen von D 11
    und D 23, Bermann und Löbinger, Almenbroich, der Chef des MEK sowie sein Kommandoführer und eine Sekretärin.
    Außerdem war Hubert Vormweg anwesend, der Leiter der Polizeidirektion, ein kleiner, untersetzter Schwabe mit eisgrauem Vollbart. Er trug Cordhose und Freizeithemd. Er war bereits zu Hause gewesen. »Wie geht’s dem Arm?«, fragte er.
    »Besser, danke.«
    »Lassen Sie den Verband denn regelmäßig wechseln?«
    »Wenn ich dazu komme.«
    Anne Wallmer signalisierte ihr, dass sie das später machen könne. Louise hob skeptisch die Augenbrauen. Anne Wallmer grinste. Vertrau mir. Ich bin gut in so was.
    »Sind wir so weit, wir haben’s eilig«, sagte Bermann.
    »Bevor wir anfangen …«, sagte Almenbroich.
    Er sah noch müder und erschöpfter aus als vorhin. Zum ersten Mal hielt sie es für denkbar, dass er kapitulieren würde.
    Kapitulieren musste.
    Er habe, berichtete Almenbroich, mit einem Bekannten telefoniert, der beim BND in der Abteilung Operative Aufklärung eine »nun, recht hohe« Position bekleide. Der Bekannte habe gesagt, er wisse wenig bis nichts über die Aktivitäten anderer Abteilungen. Pakistan? Nun, er wolle »nicht dementieren«, dass Pakistan schon länger unter besonderer Beobachtung des Dienstes stehe.

    Bermann grunzte, ein paar andere lachten leise.
    Der Bekannte, fuhr Almenbroich fort, wolle auch »nicht dementieren«, dass es seit dem elften September Spezialeinheiten gebe, die sich auf eine den neuen
    »Gegebenheiten« angepasste Weise mit dem Problem fundamentalistischer Islam befassten.
    Du meinst, vor Ort?
    Nun, so genau bin ich nicht informiert.
    Und hier? In Deutschland? Monatelange Überwachung von Waffenhändlern, geheime Gespräche mit pakistanischen Informanten, Duldung von Verbrechen?
    Nein, das kann ich mir nicht vorstellen!
    »Also stimmt es«, sagte ein Beamter vom D 11.
    Wieder lachte jemand. Dann herrschte Stille.
    Also stimmt es, dachte Louise.

    Die folgende Besprechung diente in erster Linie dazu, die Kollegen vom MEK über das Haus bei Heuweiler, die Bewohner, die Hintergründe zu informieren. Über das Innenministerium war auch das SEK aus Göppingen angefordert worden, aber das befand sich in einem Großeinsatz gegen mutmaßliche Islamisten im Raum Ulm/Neu-Ulm und wäre erst morgen früh verfügbar. Falls die Lage bei Heuweiler statisch gehalten werden konnte, würde man das SEK auch nicht benötigen. Das fragliche Haus stand isoliert, eine Gefährdung Dritter sowie eine Geiselnahme waren wenig wahrscheinlich.
    Hubert Vormweg erkundigte sich, ob man nicht trotzdem bis morgen früh warten könne. Um weitere Informationen über die Bewohner des Hauses zusammenzutragen. Um sich ein genaues Bild der Lage zu machen. Um den Zugriff gemeinsam mit dem SEK durchzuführen.
    »Wir haben eine Ad-hoc-Lage«, sagte Bermann. »Wir können nicht warten.«
    Vormweg runzelte die Stirn. Sie mochten sich nicht.

    Vormweg, der Altachtundsechziger, Bermann, der Altmacho.
    Der Nachdenkliche, der Unbeherrschte. Der Schwabe, der Badener. Louise schätzte Vormweg, im Gegensatz zu vielen ihrer Kollegen. Sie fand es wichtig, dass der Chef einmal zu oft nachfragte statt einmal zu wenig. Dass er abwog, manchmal vielleicht zauderte. Am Ende war Vormweg klug genug, um die Entscheidungen den Praktikern zu überlassen. Und um die Verantwortung für ihre Entscheidungen zu übernehmen.
    »Wir gehen davon aus, dass Fluchtgefahr besteht«, sagte Almenbroich. »Wir sollten nicht bis morgen warten, Hubert.«
    »Und wenn wir das Gelände abriegeln und …« Vormweg hielt inne, da Bermann schon den Kopf schüttelte.
    »Da sind Felder, Hügel, Wald. Sie können das Gelände

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