Bottini, Oliver - Louise Bonì 02
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Sie nickte enttäuscht. Sie hatten sich eingearbeitet, sie hatten sich engagiert, nun war es vorbei. Der Lauf der Dinge. Ein Fall mit diesen Dimensionen musste ans BKA übergeben werden.
»Deshalb wollte Vormweg den Zugriff verschieben«, sagte sie.
Bermann zuckte die Achseln.
Sie passierten Gundelfingen, fuhren bei Denzlingen Richtung Glottertal. Sie fragte, ob jemand aus Freiburg in der Ermittlungsgruppe des BKA sein werde. Bermann nickte. Er und Alfons Hoffmann vom D 11, Löbinger und Peter Burg vom D 23. Sie nickte ebenfalls. »Endlich mal schlafen«, sagte sie.
Bermann sah sie nicht an, sagte nichts. Sie spürte, dass er noch etwas auf dem Herzen hatte. Etwas Grundsätzliches.
Er sprach es erst aus, als sie den kleinen Ort Heuweiler und den noch kleineren Ort Hinterheuweiler durchquert hatten. Auf einer schmalen Sackgasse fuhren sie an den letzten Höfen und Häusern vorbei. Dann endete die Straße in einem Wendebogen.
Links oberhalb der Häuser begann der Wald, rechts grasten Pferde auf einer Weide. Die vordersten Wagen des Konvois hielten, und sie beobachtete, wie sich die MEK-Beamten um Pauling und den Kommandoführer sammelten, bedrohliche Schatten im Abendlicht. »Hör zu«, sagte Bermann. »Ich erwarte von meinen Leuten, dass sie zu mir stehen und mir nicht in den Rücken fallen, klar? Wenn du mich und das Dezernat schon nicht unterstützen willst, dann stimmst du wenigstens nicht gegen mich, sondern enthältst dich der Stimme, wie Illi es getan hat. Das Dezernat spricht nur mit einer Stimme, und das ist meine Stimme. Wenn dir das nicht passt, kannst du jederzeit in ein anderes Dezernat oder in eine andere Dienststelle wechseln.«
Er hatte angehalten, stieg jetzt aus, ohne eine Erwiderung abzuwarten. Louise blieb sitzen und versuchte zu begreifen, was gestern Abend in Rolf Bermann gefahren sein mochte und ihn seitdem umtrieb.
Dann beschloss sie, dass es im Augenblick Wichtigeres gab.
Die Männer des MEK hatten Schutzwesten und Visierhelme mit Sprechgarnitur angelegt, Maschinenpistolen umgehängt, die Schatten hatten Kanten und Spitzen bekommen. Noch immer studierten sie Landkarten, besprachen den Einsatzplan. Bermann war bei ihnen, Louise wartete ein paar Meter entfernt mit Löbinger, Anne Wallmer, Schneider, Thomas Ilic und weiteren Kripokollegen. Sie würden sich während des Zugriffs im Hintergrund halten. Die Kripo war der Auftraggeber, doch Planung und Ausführung oblagen dem MEK, das für solche Einsätze geschult war.
Die Vorbereitungen waren im Ort nicht unbemerkt geblieben.
Über eine Wiese näherten sich Jugendliche. Sie lachten laut, gingen auf das MEK zu. Anne Wallmer eilte ihnen entgegen, schickte sie zurück. »Bumm, bumm«, machten die Jugendlichen und lachten wieder. Aber sie gehorchten. Vor der Einfahrt des am nächsten gelegenen Hauses stand eine Handvoll Dorfbewohner. Bereitschaftspolizisten aus Lahr waren bei ihnen. Hinter dem letzten Streifenwagen versammelten sich weitere Menschen. Auch die Pferde sahen herüber. Heuweiler im Ausnahmezustand. Sie konnten nur hoffen, dass ihnen niemand in den Wald folgte.
Dass Bo von all dem nichts mitbekam.
Louise warf einen Blick auf die Uhr. Acht. Sie dachte an Turetzki, der jetzt vielleicht im ICE nach Freiburg saß, vielleicht auch noch am Frankfurter Flughafen war. An die fünf Pakistaner, die möglicherweise keine Terroristen waren, trotzdem Mörder blieben.
Und in den Breisgau kamen.
Noch konnten sie lediglich vermuten, weshalb sie kamen.
Neue Geschäfte mit PADE, wie Marcel gesagt hatte, und vielleicht auch das alte Geschäft. Wenn man Hunderte Waffen bestellt hatte und diese Waffen auf mysteriöse Weise zerstört wurden, stieg man schon einmal in Pakistan ins Flugzeug und flog nach Deutschland.
Ihr Blick glitt über die Weiden, die Hügel, den Wald. Ob Marcel da war? Natürlich war er da. Marcel, der BND zogen die Strippen, die Pakistaner und die Ermittlungsbehörden tanzten nach ihren Vorstellungen.
Abgesehen von Turetzki. Turetzki war der Trumpf.
Sie wischte sich mit der Hand den Schweiß von der Stirn. Ihre Gedanken wurden langsamer, zäher. Die Wörter klebten.
Nur das eine noch, dachte sie. Nur Bo noch. Dann ist Feierabend.
Eine Bewegung holte sie aus der Erstarrung. Bermann kam herübergelaufen, sagte: »Illi, falls wir einen Dolmetscher brauchen, kannst du das machen?«
Thomas Ilic nickte und folgte Bermann, der zurückeilte.
Dann brach das Kommando
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