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Bova, Ben - Asteroiden-Trilogie 1

Bova, Ben - Asteroiden-Trilogie 1

Titel: Bova, Ben - Asteroiden-Trilogie 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Asteroidenkrieg
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draußen ging, sah sie zu ihrem Verdruss, dass die Sonne bereits unterging. Der Spätnachmittag war noch immer tropisch warm und feucht, was sie nach dem Aufenthalt im klimatisierten Zimmer um so deutlicher spürte.
    Pancho streckte die langen Arme zum bewölkten Himmel und versuchte den verspannten Rücken zu lockern. Kommt davon, wenn man sich die ganze Zeit den Rücken krumm sitzt, sagte sie sich. Soll Mandy doch dort hocken bleiben und studieren, bis die Hölle einfriert. Sie ist ein menschlicher Computer und frisst die Daten nur so in sich rein.
    Dan Randolph hatte ihnen aufgegeben, den Fusionsantrieb zu studieren und mit dem Konstruktionsteam zusammenzuarbeiten, das eine Mondfähre zu einem Raumschiff umbaute, das sie zum Gürtel bringen sollte. Sie bekamen Randolph kaum zu Gesicht. Der Mann sprang umher wie ein Floh auf einer heißen Herdplatte und verbrachte fast keinen Abend am selben Ort. Wenn er in La Guaira war, verlangte er den Leuten alles ab, und sich am meisten.
    Ein seltsamer Ort für eine Unternehmenszentrale, sagte Pancho sich, während sie vom Gebäudekomplex zwischen den sich wiegenden und rauschenden Palmen zum Strand hinunterging. La Guaira hätte sich eher zum Touristenzentrum geeignet als zum Raumfahrtzentrum. Doch Randolph hatte die Zentrale von Astro Manufacturing vor ein paar Jahren aus zwei Gründen hier angesiedelt: einmal, weil die Lage in Äquatornähe einer Rakete durch die Erdrotation zusätzliche Geschwindigkeit verlieh, und zum andern, weil die Regierung von Venezuela sich kooperationsbereiter zeigte als die Figuren in Washington.
    Trotzdem war es seltsam. Es kursierte das Gerücht, dass Randolph eine Liaison mit Präsidentin Scanwell gehabt hätte. Es wurde kolportiert, dass sie ein Liebespaar gewesen wären und eine stürmische Romanze gehabt hätten, die endete, als die Ex-Präsidentin beim verheerenden Erdbeben im Tennessee Valley ums Leben kam.
    Es schien alles so weit weg. Pancho folgte dem gewundenen Pfad zum Meer. Die Stiefel knirschten im Kies. Die Sonne stand schon dicht über dem Horizont und tauchte die Karibik in ein rotgoldenes Licht. Dicke Wolken türmten sich auf und leuchteten purpurrot im indirekten Licht. Mit der von See kommenden Brise, in der die Palmen sich sachte wiegten, kam diese Szene ihrer Vorstellung von einem tropischen Paradies am nächsten.
    Aber der Strandwall konfrontierte sie wieder mit der rauen Realität. Es handelte sich um eine schulterhohe Barriere aus Stahlbeton, die als Schutz vor dem steigenden Meeresspiegel dienen sollte. Der ursprünglich zartrosa Anstrich des Walls war von der Sonne ausgebleicht worden, und der Beton selbst bröckelte auch schon, wo Sturmfluten gegen ihn angebrandet waren. Die alte Küstenlinie stand inzwischen unter Wasser und kam nur noch bei Ebbe zum Vorschein. Die Brandungswellen brachen sich dort draußen gischtend und mit einem grollenden Zischen. Und der Meeresspiegel stieg noch immer um ein paar Zentimeter pro Jahr.
    »Ein schöner Anblick, nicht wahr?«
    Erschrocken drehte sie sich um, und ihr Blick fiel auf Randolph, der verdrießlich aufs Meer hinausschaute.
    Er trug ein zerknittertes weißes Hemd und eine dunkle Hose, die durch langes Sitzen an den Knien ausgebeult war.
    »Ich habe Sie gar nicht kommen sehen, Boss«, sagte Pancho. »Und ich habe nicht einmal Ihre Schritte im Kies gehört.«
    »Kein Wunder, ich bin ja auch durchs Gras gegangen«, sagte Randolph. »Mein indianischer zweiter Vorname lautet nämlich ›Der auf leisen Sohlen kommt‹.«
    Pancho lachte.
    »Wenn Grönland abschmilzt, geht das alles hier unter«, sagte Randolph düster.
    »Die ganze Insel?«
    »Jedes verdammte Stück. Die Starttürme werden vielleicht noch aus dem Wasser ragen. Oder die Hügelkuppen. Aber das war’s dann auch schon.«
    »Verdammt.«
    »Die Insel war einmal Teil des Festlands, wissen Sie. Als ich mich mit meinem Unternehmen hier ansiedelte, hatte diese Meerenge, die uns vom Festland trennt, noch nicht existiert. Um so viel ist der Meeresspiegel in weniger als zwanzig Jahren gestiegen.«
    »Tendenz steigend«, sagte Pancho.
    Randolph nickte grimmig. Dann stützte er sich mit den Ellbogen auf die schulterhohe Barriere und stützte das Kinn auf die Hände.
    »Wie kommt ihr voran?«, fragte er.
    »Wir arbeiten dran«, sagte sie. »Dieser ganze Fusionskram ist sehr umfangreich.«
    »Ja, aber Sie müssen sich bis ins kleinste Detail mit der Materie vertraut machen, Pancho«, sagte er mit einem müden Nicken. »Falls

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