Bova, Ben - Asteroiden-Trilogie 1
Nasenbeinbruch zugezogen, als er das Recht auf eine lange Dusche einforderte. In den Jahren, bevor die Mondbasis als die Nation Selene ihre Unabhängigkeit erklärt hatte, waren Duschkabinen auf dem Mond seltener gewesen als kleine grüne Männchen auf der Erde. Und selbst wenn man eine fürstliche Wohneinheit mit einer richtigen Dusche fand, wurde einem in den alten Zeiten das Wasser nach zwei Minuten automatisch abgestellt, und man musste eine geschlagene Stunde warten, bis es wieder angestellt wurde.
Noch heute, sagte Dan sich, während er sich im warmen Wasserschwall aalte, hat ein Sitz im Wasser-Ausschuss von Selene ein höheres politisches Gewicht als die Zugehörigkeit zum Regierungsrat.
Schließlich stellte er das Wasser ab und ließ sich von den integrierten Warmluftdüsen trocknen. Dan bevorzugte zwar die altmodischen Handtücher, aber ein Gebläse war billiger.
Nackt legte er sich ins Bett und versuchte etwas Schlaf zu finden.
Aber die Hoffnungen, Pläne und Frustrationen, die ihm im Kopf umherschwirrten, hielten ihn wach.
Yamagata wird mir das Geld nicht geben, wurde er sich bewusst.
Nobo hätte mich schon angerufen, wenn die Sache klar ginge. Er hat sich noch nicht gemeldet, weil er sich scheut, mir die schlechte Nachricht zu verkünden. Von Malik und dem GEC habe ich ohnehin nichts zu erwarten. Es war von vornherein eine Zeitverschwendung, dort überhaupt vorstellig zu werden. Aber falls und wenn wir den Fusionsantrieb zur Serienreife bringen, können wir wenigstens sagen, dass wir ihn den verdammten Bürokraten angeboten haben und sie uns haben abblitzen lassen. Dann hätten sie auch keine wie auch immer gearteten Ansprüche an uns.
Astro steht das Wasser schon bis Oberkante Unterlippe. Das Konkursverfahren ist so gut wie eröffnet, und ich muss zwei Milliarden auftreiben, um das Fusionssystem praxistauglich zu machen. Humphries wedelt mir zwar mit dem Geld vor der Nase herum, aber er will im Gegenzug einen großen Anteil an Astro. Ich muss jemand anders finden. Aber was kann ich tun? An wen soll ich mich, verdammt noch mal, wenden?
Selene, sagte er sich. Sie haben zwar nicht das Kapital, aber dafür haben sie ausgebildete Leute, Ausrüstung und Ressourcen. Wenn es mir gelänge, sie zu einer Kooperation zu bewegen…
Dann kam ihm die zündende Idee. Selenes Regierungsrat wird übergangen. Oder erst in der Endphase involviert. Douglas Stavengers Stimme zählt hier oben immer noch am meisten. Und Masterson Aerospace ist sein Familienunternehmen. Wenn er darauf anspringt, wird Masterson mein Fürsprecher sein, und der Rat von Selene wird ihm folgen.
Doug Stavenger.
Der Gedanke an die Möglichkeiten begleitete ihn in den Schlaf.
Und er träumte davon, am Mars vorbei zum Asteroiden-Gürtel zu fliegen.
»Wer ist denn dein Freund?«, fragte Amanda.
Sie und Pancho trainierten in Selenes großem Sportkomplex und waren durch die Arbeit an den Fitnessstationen schon mit einem feinen Schweißfilm überzogen. Durch das große Fenster an der einen Seite des Raums sah sie zwei Männer, die in der Zentrifuge angeschnallt waren. Beiden entgleisten die Gesichtszüge, als die Ausleger der großen Maschine immer schneller rotierten. Sie kannte einen der Männer; er war ein Wartungstechniker im Fahrzeugpark und ein ganz netter Kerl.
Die Sporthalle war mit schwitzenden, grunzenden und Grimassen schneidenden Männern und Frauen überfüllt, die sich an den Tretmühlen, Heimtrainern und Fitnessstationen abrackerten. Die Einzigen, die kein verdrießliches Gesicht machten, waren die Kinder. Sie flitzten lachend zwischen den Geräten umher und kreischten dabei manchmal so laut, dass die Erwachsenen sie missbilligend anschauten.
Jede Person in Selene, Erwachsener oder Kind, Einwohner oder Besucher musste an einem obligatorischen Sport-Programm teilnehmen, oder ihr wurde der Rückflug zur Erde untersagt. Die geringe Mondschwerkraft bewirkte nämlich einen schnellen Muskelschwund bis zu dem Punkt, wo die Erdschwerkraft ein körperliches Risiko darstellte. Dem vermochte man nur durch tägliche, aber eben auch langweilige sportliche Betätigung vorzubeugen.
Pancho trug ein labbriges T-Shirt und eine ausgeblichene alte Hose als Sportdress. Im Gegensatz dazu war Amanda aufgedonnert, als ob sie für einen Modefotografen Modell stünde: topmodische Sportschuhe, pinkfarbene Söckchen und einen figurbetonten Body, bei dessen Anblick die Männer über die eigenen Füße stolperten.
Sogar die Frauen starrten sie
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