Bova, Ben - Asteroiden-Trilogie 1
unfreundlich geworden.
Humphries hatte Pancho beim Abendessen, zu dem sie noch am Tag ihrer Ankunft in Selene erschienen war, ›auf den Senkel‹ gestellt. Zuerst hatte er sie noch recht herzlich ins große Esszimmer des Hauses in der untersten Ebene von Selene gebeten. Nachdem er sie gefragt hatte, welche Informationen sie für ihn hätte und Pancho wahrheitsgemäß geantwortet hatte, dass sie ihm nur wenig berichten könne, war seine Stimmung jedoch umgeschlagen.
»Mehr nicht? Ist das alles, was Sie für mich haben?«, hatte Humphries geblafft.
»Er hat uns auf La Guaira interniert und zum Studium des Fusionssystems vergattert«, hatte Pancho mit einem hilflosen Achselzucken geantwortet.
»Ich zahle Ihnen ein kleines Vermögen und bekomme keine einzige verdammte Information von Ihnen. Nichts! Rein gar nichts!«
Von wegen Vermögen, sagte Pancho sich. Trotzdem hatte sie den Mann zu besänftigen versucht. »Aber Mr. Humphries, außer den Flugversuchen mit der ramponierten alten Cruise Missile hat er überhaupt nichts gemacht .«
»Er flitzt auf der ganzen abgefuckten Welt rum«, hatte Humphries genölt, »von Kyoto über New York und über Genf nach London. Er hat mit Bankiers und Entwicklungsbehörden gesprochen - sogar mit dem GEC, und er hasst den GEC!«
Pancho hatte versucht, vernünftig mit ihm zu reden. »Sehen Sie, ich bin nur ein Raketen-Jockey. Er sagt, ich solle den Testflug mit dem Fusionsantrieb durchführen, wenn er fertig gestellt ist. Aber es kann noch Jahre dauern, bis es so weit ist.«
»Und womit hat er Sie in der Zwischenzeit beauftragt?«, fragte Humphries ungehalten.
Pancho zuckte die Achseln. »Mit nichts Besonderem. Er hat mich und Mandy hierher nach Selene geschickt. Das hat er persönlich angeordnet. Wir sollen uns mit den Asteroiden im Gürtel beschäftigen. Er hat eigens einen Astronomen vom Observatorium auf der Mondrückseite engagiert, um uns zu unterrichten.«
Humphries machte ein nachdenkliches Gesicht. »Vielleicht weiß er, dass Sie für mich arbeiten. Vielleicht hat er Sie fürs Erste auf Eis gelegt, bis er entschieden hat, wie er Sie am besten loswird.«
Pancho hoffte, dass Humphries nicht die Möglichkeit in Betracht zog, dass sie Randolph alles erzählt hatte.
»Wäre es dann nicht leichter für ihn, wenn er mich einfach feuerte?«, fragte sie treudoof.
»Er ist in diesem Moment hierher unterwegs, wissen Sie«, murmelte Humphries.
»Wirklich?« Pancho vermochte ihre Überraschung nicht zu verbergen.
»Sie wissen nicht einmal, wo er sich aufhält?«
»Er teilt es mir in der Regel nicht mit, wenn er sich auf Reisen begibt«, sagte Pancho patzig.
»Nun hören Sie mir mal zu, Lady. Ich habe Ihren Namen ganz oben auf Astros Personalliste gesetzt, damit Randolph Sie in dieses Fusionsraketen-Programm aufnimmt. Ich bin derjenige, der Ihre Beförderung arrangiert hat. Ich will Ergebnisse! Ich will wissen, wann Randolph zum Pinkeln geht, ich will überhaupt alles über ihn wissen.«
»Dann suchen Sie sich einen anderen Spion«, hatte Pancho gesagt und versucht, den aufsteigenden Zorn zu unterdrücken. »Was auch immer er vorhat, die meiste Zeit ist er nicht einmal auf demselben Kontinent gewesen wie ich. Ich habe ihn nur dieses eine Mal beim ersten Flugversuch in Venezuela gesehen. Sie haben die Falsche angeheuert, Mr. Humphries. Sie brauchen eine Bettgefährtin für Randolph, aber keine Pilotin.«
Humphries hatte sie über den Esstisch hinweg grimmig angeschaut und gemurmelt: »Sie haben wahrscheinlich Recht.
Trotzdem… ich will Sie für den Job. Es wird vielleicht noch eine Weile dauern, aber früher oder später wird er Sie mit der Erprobung des Fusionsantriebs beauftragen. Dann werden Sie wertvoll für mich. Ich habe Sie nur zu früh angeheuert, mehr nicht.« Er rang sich ein Lächeln ab. »War wohl mein Fehler.«
Ja, es wird Zeit, dass Humphries Amandas Bekanntschaft macht, sagte Pancho sich, während sie an der Gewichtsmaschine schnaufte und schwitzte.
Sie lachte stumm. Wie in Dallas! Humphries setzt Mandy auf Randolph an, aber sie weiß nicht, dass ich Randolph bereits gesagt habe, dass der Kerl mich als Spion auf ihn angesetzt hat. Mandy hätte aber ihren Spaß daran, denn sie würde nur zu gern mit Randolph vögeln.
Und inzwischen spioniere ich Humphries für Randolph aus, sagte sie sich. Wie nennt man das gleich noch mal? Ich bin dann ein Doppelagent. Ja, das isses. Ein Doppelagent. Vollends der Wahnsinn.
Aber was, wenn Humphries mich fallen lässt,
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