Bova Ben - Asteroiden-Trilogie 2
hätte, Humpy, alter Kumpel«, erwiderte Pancho.
Humphries hob eine Augenbraue. »Ich würde es vorziehen, wenn Sie mich in Anwesenheit der anderen Delegierten mit Mr. Humphries anredeten.«
»So empfindlich?«
»Ja. Ihre Rücksichtnahme würde ich damit honorieren, indem ich mich solcher Begriffe wie ›Gassenmädchen‹ oder ›Schraubfix‹ zu enthalten versuche.«
Stavenger griff sich an den Kopf. »Das verspricht ja ein wunderschöner Morgen zu werden«, stöhnte er.
Aber die Konferenz verlief viel ruhiger, als Stavenger befürchtet hatte. Die anderen Delegierten erschienen, und Humphries richtete seine Aufmerksamkeit auf Amanda, die ihm zwar höflich zulächelte, doch kein Wort mit ihm wechselte. Er schien fast ein anderer Mensch zu sein, wenn Fuchs’ Frau in der Nähe war: höflich, rücksichtsvoll und sehr darauf bedacht, ihre Bewunderung zu erringen oder zumindest ihre Achtung.
Stavenger eröffnete die Konferenz, und alle nahmen am polierten rechteckigen Konferenztisch Platz. Pancho wahrte die Etikette eines Vorstandsmitglieds, und Humphries war freundlich und kooperativ. Jeder legte in einem Eingangsstatement dar, dass er sich nichts mehr als Frieden und Eintracht im Asteroidengürtel wünschte. Willi Dieterling führte kurz aus, wie wichtig die Ressourcen des Gürtels für die Menschen auf der Erde seien.
»Wo so viele Millionen Menschen heimatlos sind und Hunger leiden, wo ein Großteil der globalen industriellen Kapazitäten vernichtet ist, sind wir dringend auf die Ressourcen des Gürtels angewiesen«, sagte er. »Die Kämpfe beeinträchtigen die Versorgung mit Rohstoffen, die wir für die Überwindung der Klimakatastrophe benötigen. Die Zivilisation hat einen schweren Rückschlag erlitten.«
»Die Bevölkerung von Selene ist bereit, im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu helfen«, sagte Stavenger. »Wir haben hier auf dem Mond auch industrielle Kapazitäten, und wir können Ihnen beim Bau von Fabriken und Kraftwerken im Erdorbit helfen.«
Es war George, der schließlich Klartext redete.
»Wir alle wollen Frieden und gute Beziehungen«, hob er an, »aber die schmerzliche Wahrheit ist doch, dass draußen im Gürtel Menschen sich gegenseitig umbringen.«
»Die Weltregierung ist gern bereit, Friedenstruppen zu entsenden, um Sie bei der Aufrechterhaltung der Ordnung im Gürtel zu unterstützen«, sagte Dieterling sofort.
»Nein danke!«, sagte George etwas unwirsch. »Wir sind selbst in der Lage, die Ordnung wieder herzustellen…« - er drehte sich um und schaute Humphries an -»wenn die Konzerne endlich aufhören, uns Killer auf den Hals zu hetzen.«
»Konzerne im Plural?«, fragte Pancho. »Astro hat nie Killer in den Gürtel geschickt.«
»Du hast uns aber eine Horde Gesindel geschickt, Pancho«, sagte George.
»Doch nur, um euer Eigentum zu schützen!«
Humphries unterbrach sie mit einer beidhändigen Geste. »Sie beide beziehen sich wohl auf bestimmte Maßnahmen, die von Mitarbeitern von Humphries Space Systems ergriffen wurden.«
»Abgefuckt richtig«, stieß George hervor.
»Es entspricht absolut der Wahrheit«, sagte Humphries ruhig, wobei alle Augen auf ihn gerichtet waren, »dass ein paar der Leute, die mein Unternehmen nach Ceres geschickt hat… nun, raue Gesellen waren.«
»Mörder«, murmelte George.
»Es stimmt, dass eine Person einen Mord begangen hat«, gestand Humphries ein. »Aber sie hat das aus eigenem Antrieb getan. Und sie ist auch umgehend dafür bestraft worden.«
»Von Lars Fuchs, soweit ich weiß«, sagte Dieterling.
Humphries nickte. »Und damit kommen wir auch schon zum Kern des Problems.«
»Einen Moment«, warf George ein. »Wir dürfen Lars nicht zum Sündenbock stempeln. Es sind zwar schon viele Schiffe im Gürtel gekapert worden, aber HSS hat schließlich damit angefangen.«
»Das stimmt nicht«, sagte Humphries.
»Wirklich nicht? Ich bin, verdammt noch mal, von einem Ihrer Metzger angegriffen worden. Er hat mir den Arm abgetrennt. Schon vergessen?«
»Das hatten wir doch schon bei der IAA-Anhörung geklärt. Es hat niemand den Beweis zu erbringen vermocht, dass es eins meiner Schiffe war, das Sie angegriffen hat.«
»Das heißt aber noch lang nicht, dass es nicht doch eins Ihrer Schiffe war, oder?«
Stavenger würgte den sich anbahnenden Streit ab. »Es hat keinen Sinn, mit Anschuldigungen um sich zu werfen, wenn man keine konkreten Beweise hat.«
George schaute ihn finster an, sagte aber nichts.
»Wir haben aber durchaus einen konkreten Beweis
Weitere Kostenlose Bücher