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Boy 7

Boy 7

Titel: Boy 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Mous
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Augenblick brauchte ich nicht mehr zu schauspielern. »Das muss ich allein regeln.«
    »Aber wie denn?«, fragte Lara. »Hast du eine Adresse?
    »Ich weiß nur, dass sie in der Umgebung von Flatstaff wohnen«, antwortete ich. »Zwischen den Adoptionsunterlagen habe ich ein Foto gefunden. Das Gebäude, das darauf abgebildet ist, kann mir bestimmt weiterhelfen.« Ich nickte Lara zu. »Mit deinem Laptop habe ich ausgeknobelt, wo es liegt, bloß ...«
    Sie wechselten einen Blick.
    »Ich brauche das Auto morgen nicht«, sagte Bobbie.
    »Das wäre also geklärt.« Lara nahm sich noch eine Portion Kartoffelsalat. »Ich bringe dich hin.«
    Bobbie reichte mir die Schale mit den Sardellen. »Ich wasche gleich noch eine Maschine, also wenn du noch Schmutzwäsche hast ...«
    Ihre Freundlichkeit war überwältigend. Wieder hätte ich ihnen fast alles gebeichtet. Aber dann dachte ich an die Bedienung vom Pizza Hut. Angenommen, Lara ...
    Ich biss mir auf die Lippen. Auch in Gesellschaft konnte man sich schrecklich einsam fühlen.
    Am nächsten Tag fuhren wir mit frisch gefülltem Tank wieder über die Asphaltstraße in Richtung Flatstaff. Die Karte lag auf meinem Schoß.
    »Hast du das Foto dabei?«, fragte Lara.
    Ich zog es aus meinem Rucksack.
    »Sieht aus wie eine Fabrik«, sagte sie. »Glaubst du, dass dein Vater dort arbeitet?«
    »Keine Ahnung.« Vorgestern hatte ich noch gehofft, mein Gedächtnis käme nach einer guten Nachtruhe von selbst zurück. Mittlerweile wusste ich es besser.
    »Hast du nur das gefunden? Dieses Fo...«
    »Links ab!«, rief ich.
    »Das nächste Mal bitte rechtzeitig«, maulte Lara. Sie wendete den Wagen und fuhr zu der Abfahrt zurück, die wir gerade verpasst hatten.
    »Entschuldige.« Ich verfolgte die Strecke auf der Karte. »Gleich kommen wir zu einer Gabelung und dann müssen wir nach rechts.«
    Die Straße wurde immer lausiger. Auf beiden Seiten ragten Yuccapalmen und riesige Kakteen aus dem knochentrockenen Boden. Im Radio kamen Nachrichten. Ich lauschte aufmerksam. Ein heftiger Waldbrand in der Nähe von Malibu. Bankrott der Zitybank, Direktor der Korruption verdächtigt. Krieg im Irak. Mehr Geld für Terrorismusbekämpfung seit dem Anschlag auf ein Einkaufszentrum in Boston. Aber es wurden keine verschwundenen oder entflohenen Jungen gesucht.
    »Rechts ab, sagtest du?«, fragte Lara, als wir die Abzweigung erreichten.
    »Ja.« Ich suchte den Horizont ab. »Wenn wir richtig sind, können wir es gleich sehen.«
    Wir holperten weiter. Nach etwa fünf Minuten tauchte in der Ferne etwas Gräuliches auf. Ich legte das Foto auf das Armaturenbrett und kniff die Augen zusammen. Der Turm, der Zaun ...
    »Ja!«, rief ich. »Das muss es sein!«
    Das Gebäude lag doch weiter entfernt, als ich gedacht hatte, und schließlich war die Straße nur noch ein Schotterweg. Manchmal musste Lara am Steuer reißen, um einem Schlagloch auszuweichen, oder ein Steinchen schlug gegen den Lack. Ihr Gesicht wurde immer besorgter.
    Am Straßenrand stand ein Schild. ZUGANG VERBOTEN FÜR UNBEFUGTE.
    »Wir dürfen nicht weiter«, sagte Lara. Es klang fast erleichtert.
    »Ist mir egal.«
    »Aber mir nicht.« Sie machte den Motor aus. »Der Wagen gehört Tante Bobbie. Sie bringt mich um, wenn ich einen Strafzettel bekomme.«
    »Dann gehe ich eben zu Fuß.« Ich stand schon mit meinem Rucksack draußen. Grillen zirpten. Der Sand glitzerte in der Sonne. Ich drückte meine Baseballkappe auf den Kopf.
    »Jetzt hab dich doch nicht so!«, rief Lara, die auch ausgestiegen war.
    Ich ging an dem Schild vorbei. Ein Stückchen weiter stand wieder eins, noch größer und vor allem bedrohlicher wegen des Totenkopfes über dem Text. Ich las etwas von Strahlungsgefahr und verbotenem Zugang und dass man bei Verstoß eine Gefängnisstrafe riskierte.
    Meine Neugier war größer als meine Angst. Hinter mir hörte ich eine Autotür zuschlagen.
    Wieder ein Schild. Mögliche negative Folgen gingen auf eigenes Risiko. Einen Schadensersatz konnte man vergessen, sie hatten sich vollkommen abgesichert.
    »Boy, jetzt komm mit!« Lara war auf einmal neben mir. Sie fasste mich am Arm und versuchte, mich mit zum Wagen zu ziehen. »Das ist viel zu gefährlich, du siehst doch die Schilder.«
    Auch hundert Laras würden mich nicht davon abhalten. Ich riss mich los und lief trotzig weiter.
    Sie folgte mir noch ein Stückchen. »Boy!« Dann stampfte sie mit dem Fuß auf. »Dann musst du es eben selbst wissen. Ich gehe zurück.«
    Es drang kaum zu mir durch. Es

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