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Boy 7

Boy 7

Titel: Boy 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Mous
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dass mich zwei Weißkittel auf die Krankenstation gebracht hatten. Sie legten mich auf eine Art Zahnarztstuhl und Doktor Rogers fuhr ein abscheuliches Gerät auf mich zu und befestigte Drähte an meinem Kopf.
    »Mach dir keine Sorgen«, sagte seine Frau. »Wir werden nur ein paar quälende Erinnerungen löschen.«
    Da dachte ich an meine Mutter und Kathy und schrak auf.
    Ich habe mich noch nie so sehr von allem und jedem verlassen gefühlt. Von mir aus können sie mich noch heute Nacht auf die Krankenstation bringen. Allein kann ich die Weißkittel nicht aufhalten, und wenn ich sowieso hierbleiben muss, bin ich lieber wie der Rest. Ich will nicht mehr grübeln und einsam sein. Ich bin zu müde, um weiter Widerstand zu leisten.
    Aufgeben? Ich bin wohl verrückt! Genau das wollen die Weißkittel doch und das gönne ich diesen Mistkerlen nicht. Ich werde kämpfen, bis ich umfalle.
    Heute Morgen habe ich unter einer eiskalten Dusche gestanden, um mich wach zu kriegen. Und da kam mir auf einmal eine blendende Idee! Warum haben Louis und ich nie versucht zu mailen? Die Unterrichtscomputer haben keine Verbindung zum Internet, aber der im Ärztezimmer vielleicht schon! Zum Glück habe ich den Pass noch.
    Ich habe den Computer im Ärztezimmer fast vom Tisch gefegt. Ich wollte Pete und Michael und noch ein paar Leuten, die ich kenne, eine Mail schicken, in der ich von den Praktiken der Weißkittel berichtete, aber dieser dämliche Server ist nachts deaktiviert. Ich habe meine Nachricht löschen müssen, damit sie morgens von niemandem gelesen werden konnte.
    Als ich wieder ins obere Stockwerk kam, holte sich der Nachtwächter gerade wie üblich seinen Kaffee. Auf dem Grundriss auf dem Monitor flackerten fünf Pünktchen, davon eins in unserem Zimmer. Ich hatte recht. Dieser Knubbel hinter Louis’ Ohr sendet Signale aus.
    Ich muss hier weg, bevor sie mir auch einen Sender in den Körper schießen. Wenn ich nur wüsste, wie!
    Nach dem Gang an die frische Luft wurde Louis von zwei Weißkitteln mitgenommen. Er kam erst zurück, als ich schon im Bett lag.
    »Wo warst du?«, fragte ich.
    »Hier.« Er legte mir eine Bestellliste von Pizza Hut vor.
    Der Außentest also.
    Er lächelte. »Es war nett.«
    Nicht mehr lange und er ist genauso unheimlich brav wie die anderen Boys. Ich will meinen alten Freund zurückhaben!
    Die Bestellliste stammt übrigens vom Pizza Hut in Flatstaff. Dieselbe Filiale, in der ich so oft mit Lara gewesen bin. Zufall? Oder ist das der geheime Treffpunkt der CooperationX? Dann könnte diese Bestellliste vielleicht irgendwann als Beweis dienen. Ich habe sie zu den anderen Sachen in der Zimmerdecke gelegt.
    »Du hast wirklich genug gegessen«, sagte ein weiblicher Weißkittel heute Abend zu Four.
    Sie spielte mit ihrer Alarmschnur, aber es kamen keine weiteren Weißkittel angerannt.
    Four legte seine Gabel nieder und betrachtete seine Hände, als wären es Würste. »Ich glaube, ich habe wirklich genug gegessen.«
    Als Five neulich beim Frischluftgang auf einmal seine Entschuldigung anbot, hatte der Weißkittel gerade kurz davor den Alarmknopf drücken wollen. Vielleicht hat es ja nichts mit Hypnose zu tun, sondern mit Technik!
    Ich hatte die kleine Stablampe und die Alarmschnur aus ihrem Versteck in mein Bett geräumt. Sobald Louis schlief, zog ich sie unter meinem Kissen hervor. Ich traute mich nicht, auf den großen Knopf zu drücken, vielleicht würde er ja die Weißkittel alarmieren. Aber daneben befand sich noch ein kleinerer Knopf. Ich drückte mit dem Daumen darauf. Louis stöhnte und drehte sich um.
    Steh auf, dachte ich.
    Nichts passierte.
    Steh auf, dachte ich noch fester und drückte wieder auf den Knopf. Es war furchtbar gruselig. Louis setzte sich auf, öffnete die Augen und sprang aus dem Bett.
    »Es funktioniert«, sagte ich.
    »Was?«, fragte er gähnend.
    »Du musst auf die Toilette.«
    »Weckst du mich deswegen?«, maulte er. »Ich muss doch gar nicht.«
    »Doch.«
    Ich drückte auf den Knopf.
    Mit schmerzhaft verzogenem Gesicht fasste er sich an den Bauch. »Du hast recht. Wie kann das denn sein?«
    Ich folgte ihm mit der Stablampe zum Eimer hinter der niedrigen Wand. »Das macht die Alarmschnur! Damit können uns die Weißkittel wie funkgesteuerte Autos lenken.«
    »Darf ich vielleicht um ein klein wenig Privatsphäre bitten?« Louis wandte mir den Rücken zu.
    »Oh ja, entschuldige.« Ich wartete hinter der kleinen Wand und lauschte dem plätschernden Strahl, während ich ungeduldig von

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