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Boy 7

Boy 7

Titel: Boy 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Mous
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die Klassenbezeichnung und daneben ...
    LARA ROGERS.
    Ich starrte auf die fett gedruckten Buchstaben, bis nur noch Flecken übrig blieben. Allerlei Gedanken schossen mir durch den Kopf. Es war wie bei fallenden Dominosteinen, eine Idee setzte die nächste in Gang.
    Mein Hirn hatte mich nicht getrogen. Als wir bei Rocky’s waren, hatte Lara sehr wohl den USB-Stick eingesteckt und stattdessen einen anderen Stick zurückgelegt. Also wusste sie schon im Vorhinein, dass ein USB-Stick im Schließfach liegen würde. Sonst hätte sie kein Reserveexemplar bei sich gehabt, und schon gar keins, das genauso aussah.
    Das bedeutete, dass sie für CooperationX arbeitete oder zumindest für Jones. Sie hatten nur so nett getan, um mein Vertrauen zu gewinnen. Unsere gemeinsamen Fahrten nach Flatstaff und das graue Gebäude ... Sie hatte von Anfang an gewusst, dass ich nicht nach meinen leiblichen Eltern suchte, sondern nach einem USB-Stick. Sie brauchte also nur in meiner Nähe zu bleiben, dann würde ich sie ganz von selbst dorthin führen.
    Ich sah sie wieder mit ihrem Handy in der Tür von Rocky’s stehen. Natürlich war es eine SMS an Jones gewesen. Um zu berichten, dass sie den Stick sicher in der Tasche hatte. Und ich Volltrottel hatte es vor der Nase gehabt und nichts gemerkt.
    Schlimmer noch. Die Übergabe hatte wahrscheinlich ebenfalls in meinem Beisein stattgefunden. Eben da unten im Garten, als Jones auf einmal auftauchte und mit Lara sprach. Von wegen gemütlicher Plausch, er kam den Stick abholen!
    Und da fiel mir etwas Schreckliches ein.
    VIELLEICHT WAR ES NICHT EINMAL MEINE EIGENE IDEE GEWESEN, DEN STICK ZU SUCHEN, SONDERN DIE VON JONES. Dann hatte er mir über den Mikrochip den Auftrag erteilt und ich machte schon die ganze Zeit, was er wollte!
    Boy Seven, der Sklave von CooperationX.
    12
    Im Zimmer war es ruhig, aber in mir wütete ein Orkan. Ich zweifelte plötzlich an allem und jedem. Wer war ich? Mochte ich wirklich Pizza und Spareribs oder hatte sich das die CooperationX nur ausgedacht? Hatte Jones den Mikrochip so programmiert, dass ich die Musik von Clapton im Radio erkannte? Die Wahl der khakifarbenen Hose mit den praktischen Taschen statt der Jeans mit der lächerlichen Stickerei. Die Entscheidung, zu Pizza Hut und dem grauen Gebäude zu gehen. Das Abrufen der Mailboxnachricht. Das Hinterlassen der Nachricht! Ich wusste nicht mehr, was ich aus mir selbst heraus getan hatte und was manipuliert war. Wo hörte Sam Waters auf und wo begann Boy Seven, der Roboter? Selbst alles, was ich jetzt fühlte und dachte, konnte ein Trick mit meinem Gehirn sein. Mein ganzes Sein war möglicherweise eine Lüge.
    Die Vorstellung war so ekelhaft, dass ich fast das Bewusstsein verlor. Badezimmer! Ich konnte nur noch kriechen, alles um mich herum bewegte sich, als wäre ich auf einem Schiff. Endlich, da war die dottergelbe Badematte. Kopf hochheben. Gerade noch rechtzeitig. Eine saure Welle stieg in meiner Kehle auf und meine Augen füllten sich mit Tränen. Dann erbrach ich mich in die Toilettenschüssel.
    Ich saß immer noch auf dem Badezimmerboden, den Rücken an der kühlen Fliesenwand und das Notizbuch auf dem Schoß. Auf dem Weg zur Toilette hatte ich es instinktiv festgehalten, wodurch es ziemlich zerknautscht aussah. Ich strich die Seiten so gut es ging glatt und versuchte gleichzeitig, das Chaos in meinem Kopf zu glätten.
    Nachdenken! Jones hatte mich nicht vollkommen in seiner Gewalt. Dieses Notizbuch war der Beweis. Es war genau das gleiche Notizbuch, wie ich es von Kathy zum Geburtstag bekommen hatte. Sogar die Farbe stimmte. So viel Zufall gab es nicht. Ich war ganz sicher, dass es meine eigene Entscheidung gewesen war, als ich es ohne Zögern aus dem Regal genommen hatte.
    Und weshalb holten mich die Weißkittel nicht ab? Wenn Lara Jones den USB-Stick gegeben hatte, konnte er mich doch zur Einrichtung zurückbringen lassen?
    Das Geräusch auf dem Dach!
    Ich streckte meinen Arm aus und umklammerte mit der freien Hand das Waschbecken, damit ich mich daran hochziehen konnte. Meine Knie wackelten noch ein wenig, aber schließlich stand ich. Im Spiegel sah ich einen Jungen mit wirrem Blick. Über der linken Augenbraue zuckte ein Muskel.
    »Was haben sie mit dir gemacht?«, hörte ich mich selbst sagen. Sah ich den Jungen im Spiegel sagen.
    Aufhören, sonst wurde ich wirklich noch verrückt!
    Ich drehte den Hahn auf und hielt meinen Kopf unter den Strahl. Das Wasser war so eiskalt, dass ich das Gefühl hatte, mein

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