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Boy 7

Boy 7

Titel: Boy 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Mous
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Gehirn würde in der Mitte gespalten. Der Schmerz brachte mich wieder zu mir. Ich schrubbte mein Gesicht, rieb mir die Augen, spülte meinen Mund und trank, als wäre ich tagelang in der Wüste herumgeirrt. Wasserhahn zu. Ich rubbelte meine triefend nassen Haare mit einem Handtuch trocken. Dann war ich wieder klar genug zum Nachdenken.
    Erst überprüfen, ob das Haus umzingelt war und ob jemand auf dem Dach hockte.
    Ich ging zum Fenster beim Balkon und verbarg mich hinter dem Vorhang. Wenn ich die Gardine zur Seite schob, konnte ich praktisch den ganzen Garten überblicken. Bobbie kniete bei einem Blumenbeet und grub mit einer kleinen Schaufel in der Erde. Lara stand mit einer Kiste voller Pflanzen daneben und reichte ihr eine nach der anderen. Alles wirkte normal und vollkommen unschuldig. Ich stellte mich auf den Balkon, damit ich auf das Dach schauen konnte. Auch nichts Besonders zu sehen. Hatte ich mir das alles nur eingebildet? Oder wollte Jones erst kontrollieren, ob er den richtigen Stick bekommen hatte, und würde danach ... Wenn er kam, musste ich vorbereitet sein!
    Ich schlich wieder hinein, schloss die Balkontür und vergewisserte mich, dass die Zimmertür ebenfalls verschlossen war. Dann suchte ich nach ... Ja, nach was denn eigentlich? Hätte ich bloß eine Waffe gehabt, ein Gewehr oder einen Revolver, zur Not ein Messer. Aber in diesem Zimmer gab es nichts, womit ich mich hätte verteidigen können. Das Einzige, was mir einfiel, war die Schale mit den würzigen Zweigen. Ich leerte sie und stellte sie neben mich. Wenn Jones einzutreten wagte, würde ich ihn niederschlagen. Ich hoffte, dass die Schale hart genug wäre, um jemanden auszuschalten. Und dass ich selbst auch hart genug wäre.
    Da hockte ich dann. Auf dem Boden und halb hinter dem Bett versteckt – irgendwie fühlte ich mich dort sicherer, als wenn ich auf dem Bett sitzen würde, ich hatte sicher zu viele Filme mit Heckenschützen gesehen – und hatte mein Notizbuch vor mir. Ich hatte den Stick und mein Gedächtnis verloren, aber zum Glück besaß ich noch meinen Bericht.
    Wer war ich?
    Nur mein Notizbuch konnte darauf eine Antwort geben.
    Es ist offenbar passiert. Louis erzählte mir, dass sie mich mitten in der Nacht geholt hatten. Erst glaubte ich ihm nicht. Vielleicht finde ich das insgesamt noch am gruseligsten: Ich weiß nichts mehr davon. Louis sagt, ich sei ohne Gegenwehr mitgegangen. Wahrscheinlich war mir klar, was geschehen würde – und dass es geschehen musste, wenn ich fliehen wollte. Ich kann nur raten, denn ab dem Moment, als ich ins Bett ging, ist alles ein einziges großes Loch. Sicher ist nur, dass ich jetzt auch einen Chip mit einem Sender habe. Auch das wollte ich erst nicht glauben, aber dann ließ mich Louis den Knubbel hinter meinem Ohr ertasten und danach hat er den Alarmknopf an mir ausprobiert. Er sagte, ich solle zehn Liegestütze machen. Ich versuchte, mich zu weigern, aber es war, als würden mir meine Arme und Beine nicht mehr gehören und als steckte stattdessen ein kleiner Motor mit eigenem Willen darin. Ich spürte einen gewaltigen Druck hinter meinem Ohr, der erst verschwand, als ich mich auf den Boden legte. Solange ich tat, was Louis sagte, blieb der drückende Schmerz aus. Nach dem fünften Liegestütz stand ich auf und sofort knallte mir fast der Schädel auseinander. Ich konnte nicht anders, ich musste gehorchen.
    Ohne Louis hätte ich sogar unser Geheimversteck vergessen. Er ließ mich gleich das Notizbuch lesen.
    Noch gruseliger: Ich wusste meinen eigenen Namen nicht mehr und dachte wirklich, ich hieße Seven.
    Ich habe mir vorgenommen, den Weißkitteln ab jetzt immer zu gehorchen und sofort zu tun, was sie sagen. Je angepasster mein Verhalten, desto größer die Chance, dass sie mich den Außentest machen lassen.
    Alle verhalten sich übrigens angepasst. Sogar Five ist vollkommen verändert. Von seinem aufsässigen Benehmen ist nichts mehr übrig. Seine Augen, die immer hinter seinen Brillengläsern hin und her huschten, wirken jetzt wie tote Goldfische. Ich muss hier weg, bevor ich auch so werde!
    Wir bekommen immer seltsamere Aufgaben im Unterricht. Ganz anders als in meiner alten Schule. In Mathematik müssen wir zum Beispiel versuchen, komplizierte Codes zu knacken. Und wir lernen schießen. Nicht mit echten Waffen und Munition, sondern mit Lasergewehren. Auf einem Bildschirm wird eine 3D-Landschaft mit lebendigen Zielen nachgestellt: Kaninchen, Hirsche und in letzter Zeit sogar Menschen. Der

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