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Boy 7

Boy 7

Titel: Boy 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Mous
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wird nicht klappen, aber ...« – er stellte sich auf sein Bett und drückte die Deckenplatte hoch – »wir können zumindest Geräusche aufnehmen.« Er zog das Aufnahmegerät hervor. Wirklich genial!
    Louis und ich haben gelost. Ich werde unser Lauschgerät als Erster ausprobieren. Weil wir nicht im Vorhinein wissen, wann mich die Weißkittel aus dem Unterricht holen werden, verstecke ich das Aufnahmegerät jeden Morgen in meiner Hosentasche, zusammen mit der Rolle Klebeband. Wenn es dann so weit ist, stecke ich das Gerät in den Hosenbund und klebe es an meiner Haut fest. Dann nur noch einschalten und fertig. Wir haben es schon getestet. Solange mein Hemd darüber hängt, ist nichts zu sehen. Hoffentlich ist das Mikrofon dann auch stark genug. In unserem stillen Schlafraum funktioniert es ausgezeichnet, aber ob das in einem Raum mit Hintergrundgeräuschen und lärmender Musik noch immer so ist?
    »Bestimmt«, sagte Louis. »Die Weißkittel haben nur erstklassiges Material!«
    Ich weiß jetzt, weshalb nie Eltern zu Besuch kommen. Wenn es nach der CooperationX geht, sehe ich meine Mutter und Kathy nie wieder!
    Während meines Ausflugs ging ich mit den Weißkitteln zu Starbucks. Jemand hatte die Flatstaff Chronicle auf dem Tisch liegen lassen. Ich bezweifle, dass ich früher ab und zu Zeitung gelesen habe – wahrscheinlich habe ich höchstens ein paar Nachrichtenfetzen auf meinem Computer angeschaut –, aber jetzt war ich so aufgeregt wie ein Archäologe, der die Knochen eines Dinosauriers findet. Ich meine, eine Zeitung ist immerhin eine Art Kontakt zur Außenwelt, zu der ich so gern gehören möchte.
    Erst schaute ich nur mit einem halben Auge hin und konnte lediglich die Schlagzeilen lesen. Täter von Anschlag auf CIA-Spitzenmann noch immer nicht gefunden. Tornadodrohung Ostküste. Hypothekenkrise hat das Land fest im Griff.
    »Cappuccino wie immer?«, fragte mich einer der Weißkittel.
    Als ich nickte, ging er zur Theke und ich blieb bei dem weiblichen Weißkittel. Sie telefonierte und das Gespräch erforderte ihre gesamte Aufmerksamkeit, sodass ich es wagte, die Zeitung leicht zu drehen. Und da sah ich es, schwarz auf weiß, ein kleiner Bericht in einer Ecke:
    Junge aus Flatstaff vermisst. Der 15-jährige Sam Waters ist während eines Survivalcamps von YouthClub, einer Einrichtung für verhaltensauffällige Jugendliche, verschwunden. Überreste seines selbst gebauten Floßes wurden im Fluss gefunden. Der Sucheinsatz von Tauchern blieb bisher erfolglos. Man fürchtet um sein Leben.
    Lügner! Meine Mutter und Kathy dachten, ich sei so gut wie tot! Ich spürte, wie alles Blut aus meinem Gesicht wich.
    »Ist was?« Der männliche Weißkittel stellte den Cappuccino vor mir ab.
    Nichts anmerken lassen!, dachte ich. Niemand darf dahinterkommen, dass ich immer noch weiß, dass ich in Wirklichkeit Sam Waters heiße. Sie werden sofort herausfinden wollen, wie das sein kann. Mich mit der Alarmschnur in der Hand befragen. Ein einziger Druck auf den Knopf reicht, um mich zu zwingen, alles zu verraten: mein Notizbuch, den Stick, die nächtlichen Erkundungen im Gebäude und den Fluchtplan.
    »Nein, ich habe einfach nur Durst.« Ich ergriff den Becher mit beiden Händen, damit ich nicht so sehr zitterte.
    Der männliche Weißkittel faltete die Zeitung zusammen und warf sie auf einen Stuhl neben sich.
    Die Frau steckte ihr Telefon ein. »Sollen wir wieder zum Bowling gehen?«, fragte sie. »Das hat dir beim letzten Mal doch so gut gefallen.«
    Oh, wie ich sie verabscheute. Die ganze Cooperation mit ihren schmierigen Spielchen übrigens. Sie versuchten, Sam Waters umzubringen. Erst in meinem Kopf und dann in echt.
    »Von mir aus.« Meine Stimme klang seltsam gepresst.
    »Na los, entspann dich.« Der männliche Weißkittel klopfte mir plötzlich herzlich auf die Schulter. »Du brauchst vor nichts Angst zu haben. Du benimmst dich ausgezeichnet und hast hiermit deinen Außentest offiziell bestanden.«
    Na toll – gleich würden sie mir noch ein Diplom aushändigen!
    Ich sah zur Bedienung hinter der Theke und den Männern am Nebentisch.
    Helft mir!, schrie mein Gehirn. Die Weißkittel sind gefährlich! Sie haben mir einen Mikrochip in den Kopf gesteckt, damit sie mein Verhalten steuern können!
    Ich presste die Lippen aufeinander. Es hatte keinen Sinn. Schon nach wenigen Worten würden die Weißkittel den Alarmknopf drücken, um mich zu stoppen. Und selbst wenn ich ausreden durfte – wer würde meine Geschichte glauben?
    Ich

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