Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Boy 7

Boy 7

Titel: Boy 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mirjam Mous
Vom Netzwerk:
hörte die Weißkittel schon sagen: »Eigentlich sitzt er in einer psychiatrischen Einrichtung. Wir dachten, er sei schon so weit, dass er mal nach draußen könne, aber ...« Und dann würden sie noch eine kreiselnde Handbewegung neben ihrer Schläfe machen. »Wahnvorstellungen.«
    Nein, sehr gut möglich, dass niemand auch nur einen Finger krumm machen würde, wenn man mich wegbrachte. Sie würden sich höchstens vor mir fürchten.
    Louis und ich haben die Aufnahme des Außentests komplett abgehört. Wie ich schon erwartet hatte, war nichts Geheimnisvolles darauf, nichts, bei dem ich nicht selbst dabei gewesen wäre, nichts, an das ich mich nicht mehr erinnern konnte.
    »Na also«, sagte Louis.
    Ich schüttelte ihn. »Nicht so werden wie die anderen! Je länger dieser Chip in deinem Kopf steckt, desto seltsamer wirst du. Wir müssen uns gegenseitig bei klarem Verstand halten.«
    »Okay, okay.«
    »Und es passt genau zu dem, was in der Akte stand. Ich bin jetzt fertig mit dem Außentest, das hat dieser Weißkittel selbst gesagt. Erst danach bekomme ich einen Auftrag!«
    »Erzähl noch mal von dem Zeitungsartikel«, sagte Louis.
    Als ich fertig war, hatte er seinen alten Kampfgeist wieder. »Gib mir dieses Gerät. Ich spüre, dass ein Auftrag in der Luft liegt.«
    Der Gedanke kreiste die ganze Nacht durch meinen Kopf: Die Weißkittel können mich ermorden, ohne dass ein Hahn danach kräht. Meine Familie und Freunde glauben ja jetzt schon, dass ich tot bin, also wird mich auch keiner vermissen, wenn ich wirklich vom Erdboden verschwinde.
    Ob Boy One auch als vermisst gemeldet worden war? Vielleicht wollte seine Mutter nicht glauben, dass er einfach so verschwinden konnte. Hat sie sich deswegen selbst auf die Suche gemacht und ist schließlich bei CooperationX und dem grauen Gebäude gelandet? Ich sehe immer wieder vor mir, wie sie von den Wächtern mitgeschleift wurde. Was haben sie mit ihr gemacht? Eingeschlossen, mit einem Chip versehen ... die Weißkittel sind zu allem fähig. Eigentlich ist es nur gut, dass mich meine Mutter nicht sucht. Ich will nicht, dass sie und Kathy in Gefahr geraten.
    Louis’ Gefühl hat ihn nicht getrogen. Während der Hausaufgabenstunde haben sie ihn geholt. Als er an mir vorbeiging, legte er die Hand auf die Hosentasche und zwinkerte mir zu.
    Es ist schon nach dem Abendsummer, aber Louis ist noch immer nicht zurück. Hoffentlich haben sie das Aufnahmegerät nicht entdeckt!
    Louis ist gerade von den Weißkitteln zurückgebracht worden. Ich wartete auf das Klicken des Türschlosses und danach noch ein paar Minuten, bis die Schritte auf dem Flur verklungen waren. Dann erst traute ich mich zu fragen: »Und?«
    »Wir waren im Pizza Hut und danach bowlen, denn das liebt die Weißbekittelte mit dem Pferdeschwanz«, flüsterte Louis. »Aber soweit ich weiß, habe ich keinen Auftrag erhalten.«
    Das werden wir gleich sehen! Oder besser gesagt: hören.
    Wir haben uns nebeneinander auf das obere Bett gesetzt. Louis bedient mit seiner rechten Hand das Aufnahmegerät, in der linken hat er die Stablampe, die er auf mein Notizbuch richtet. Ich werde versuchen, so schnell wie möglich zu schreiben, damit er den Ton nicht allzu oft abstellen muss. Schade, dass ich kein Steno kann!
    Tatsächlich! Der folgende Abschnitt war so schlampig geschrieben, dass ich es fast nicht lesen konnte, obwohl es meine eigene Handschrift war. Und es gab auch noch Abkürzungen im Text. Das L war nicht schwierig, das stand natürlich für Louis. Über mWk und wWk musste ich ein Weilchen länger nachdenken ...
    Männlicher Weißkittel und weiblicher Weißkittel! Aber was war jetzt der Auftrag?
    Motorengeräusch vom Transporter.
    MWk erzählt von seinem kranken Hund, wWk empfiehlt bestimmte Sorte Trockenfutter.
    (»Den Unsinn brauchst du nicht aufzuschreiben«, sagt Louis. »Das weiß ich alles noch.«)
    Louis ist tatsächlich mit den Weißkitteln im Pizza Hut gewesen. Es folgt eine Aufnahme von einer guten halben Stunde oder sagen wir lieber: eine Folter, denn ich muss jetzt die ganze Zeit an eine Cheezy Crust denken, die ich nicht bekommen kann.
    (»Weiterspulen?«, fragt Louis, der liest, was ich schreibe. Ich traue mich nicht, wer weiß, vielleicht verpassen wir etwas Wichtiges?)
    Sie steigen wieder in den Transporter, erneut Motorengeräusch.
    WWk: Hier links ab, parken kannst du am besten unter den Bäumen dahinten.
    L: Was ist das?
    (Louis setzt sich plötzlich aufrechter hin und gibt mir Zeichen, ich solle schreiben.

Weitere Kostenlose Bücher