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Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Titel: Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allen Zadoff
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ihn mir nicht zum Feind machen. Falls heute Abend irgendetwas schiefläuft, will ich nicht, dass er die Polizei auf die Idee bringt, sich mal »den Neuen« vorzuknöpfen.
    »Willst du einen Schluck?« Ich halte ihm mein Glas hin.
    »Hast du reingespuckt?«
    »Das ist Kinderkram. Wir sind doch schon große Jungs. Ich hab reingepinkelt.«
    Er reißt die Augen auf.
    »War nur Spaß. Ich hab’s nicht angerührt. Ich trink keinen Alkohol.«
    Ich halte ihm das Glas immer noch hin. Ein Friedensangebot.
    Er zögert.
    »Bist du im Programm?«
    Das Programm!
    Mutters Gesicht taucht plötzlich vor mir auf.
    Aber er meint nicht
mein
Programm. Er meint die Anonymen Alkoholiker.
    »Ab und an«, lüge ich. »Aber mit dem Trinken hab ich aufgehört. Hatte es nicht im Griff.«
    »Pech für dich.«
    Er nimmt das Glas und trinkt einen Schluck.
    »Ich hab keine Probleme damit«, sagt er. »Ich bin vorsichtig. Ich übertreib’s nicht.«
    »Freut mich für dich.«
    »Im Gegensatz zu dir. Du bist nicht vorsichtig.«
    »Wie meinst du das?
    »Na, wie du dich auf die Party gemogelt hast.«
    »Ich hab mich nirgendwo reingemogelt. Dein Mädchen hat mich eingeladen.«
    »Sie ist nicht
mein
Mädchen. Sie steht ihr eigenes   … ähm   … ihre eigene Frau.«
    »Egal, jedenfalls hat sie mich eingeladen. Den Müll, den du ihr wahrscheinlich über mich erzählt hast, hat sie anscheinend nicht geschluckt.«
    »Das geht nicht gegen dich persönlich, Alter. Sie wollte bloß, dass ich dir auf den Zahn fühle. Und ich hab ihr nur gesagt, was ich von dir halte.«
    »Sie hat dich vorgeschickt?«
    »Ich weiß nicht, wie’s in deiner alten Schule gelaufen ist, aber bei uns gibt’s noch so was wie Kameradschaft. Wir kümmern uns umeinander. Besonders um Sam. Sie ist was ganz Besonderes.«
    Den Typen hat es schwer erwischt. Ist nicht zu übersehen.
    Er nimmt noch einen Schluck. Mehr als einen. Das halbe Glas ist leer.
    »Wie hast du’s eigentlich geschafft, dich bei ihr einzuschleimen?«, fragt er.
    »Ich hab mich kein bisschen eingeschleimt.«
    »Immerhin bist du hier. So einfach wird man nicht hierher eingeladen.«
    »Du sprichst wohl aus Erfahrung«, sage ich.
    »Halt die Klappe.«
    Er fixiert mich. Oder versucht es wenigstens. Seine Augen haben Mühe, mich zu fokussieren.
    Das ist der eigentliche Grund, warum ich nichts trinke. Alkohol und Drogen vernebeln einem das Hirn.
    Außerdem führt man sich wie ein Vollidiot auf.
    Er nimmt noch einen kräftigen Schluck. Als müsse er sich Mut antrinken.
    »Pass auf, du«, sagt er mit einem drohenden Unterton.
    Er deutet schon wieder mit dem Finger auf mich. Scheint eine Art Marotte von ihm zu sein. Der Typ müsste dringend sein Repertoire erweitern.
    »Ich beobachte dich.«
    »Nicht nötig«, sage ich. »Wir spielen im gleichen Team.«
    »Ach ja?«
    Er schwankt etwas.
    »Ich werd Sam nicht wehtun. Ehrenwort.«
    Er nickt. Sein Schutzwall bröckelt. »Sie hat ’ne Menge durchgemacht, weißt du. Ich versuch, auf sie aufzupassen, aber das ist nicht einfach.«
    Ich klopfe ihm auf die Schulter. Sie fühlt sich steinhart an.
    »Verstehe«, sage ich und gehe zur Tür.
    »Willst du deinen Drink zurück?«
    »Kannst du behalten.«
    Er hebt das Glas und prostet mir zu.
    »Bis später«, sagt er.
    Oder auch nicht
.

Als ich wieder in den Flur trete, stürzt Erica auf mich zu.
    Ihr Minikleid ist ihr über die Schenkel gerutscht. Wortlos packt sie mich am Arm und zieht mich hinter sich her.
    »Moment mal, ich suche jemanden«, sage ich und versuche mich loszumachen.
    »Jemand, der dir wichtiger ist als ich?«
    »Natürlich nicht. Ich muss   … «
    »Nur eine Minute«, sagt sie. »Ich will dir was zeigen.«
    Sie zerrt mich in die Toilette und knallt die Tür zu.
    »Was willst du mir denn hier drin zeigen?«
    »Ich hab ein Geschenk für dich.«
    Sie lallt schon ein bisschen. Wie viel Drinks kann man innerhalb von fünfzehn Minuten in sich hineinschütten?
    Ich sehe ihr in die Augen.
    Auf jeden Fall zu viel.
    »Und wo ist mein Geschenk?«
    Sie tippt auf ihren Mund.
    »Kapier ich nicht.«
    »Mein Mund. Der ist mein Geschenk.«
    »Dein Mund?«
    »Mein Mund kann ’ne Menge.«
    »Bist du im Debattierklub oder was?«
    »Haha.«
    Plötzlich beugt sie sich vor, drückt mich gegen das Waschbecken und küsst mich heftig. Ihre Lippen schmecken nach Tequila und Zucker. Als würde man eine Margarita küssen.
    Lecker.
    »Siehst du, was ich meine?«, sagt sie. »Er kann küssen und   … «
    Sie beißt mir spielerisch in die

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