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Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Titel: Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allen Zadoff
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grinsen. »Du meinst, sie hat ihn umgebracht?«
    Er schüttelt den Kopf. Seine Miene ist todernst.
    »Wer war’s denn dann?«, frage ich.
    Er sieht sich im Raum um.
    »Sie hatte damals einen festen Freund.«
    »Du meinst den Ex, von dem du mir erzählt hast? Der ihr das Herz gebrochen hat?«
    »Genau. Es war ’ne Art Fernbeziehung. Er ist nämlich Israeli. Viel mehr weiß ich aber auch nicht.«
    »Ich dachte, du wärst mit Sam dick befreundet.«
    »Wir reden über vieles, aber bei dem Thema ist sie ziemlich zugeknöpft.«
    »Du glaubst also, dass der Israeli ihn umgebracht hat?«
    »Ich kann’s nicht beweisen. Aber für möglich halte ich’s schon. Sie hatten schon eine spezielle Beziehung.«
    »Speziell?«
    »Sehr eng eben.«
    »Und sie haben jetzt keinen Kontakt mehr?«
    »Sam behauptet das. Aber ich bin mir da nicht so sicher.«
    »Warum?«
    »Sie haben zwar Schluss gemacht, aber sie hängt wohl noch sehr an ihm.«
    »Danke für die Info, Howard.«
    »Gern geschehen. Tut irgendwie gut, mal mit jemand zu reden.«
    Er starrt wieder zu Boden. Man erkennt auf den ersten Blick, dass dieser Junge einsam ist.
    Ich muss daran denken, wie ich in irgendwelchen Hotelzimmern herumsitze und auf einen neuen Auftrag warte, mir die Zeit vertreibe, indem ich fernsehe oder durch die Stadt laufe. Durch fremde Straßen, umgeben von lauter Fremden. Und die einzigen Menschen, zu denen ich näheren Kontakt habe, kriege ich nie zu Gesicht.
    »Du bist schwer in Ordnung, Howard.«
    »Echt?«
    »Hast du schon mal dran gedacht, einen Selbstverteidigungskurs oder so was zu machen?«
    »Kämpfen ist nicht mein Ding. Mach ich nur in Computerspielen.«
    »Du bist also ein Gamer?«
    Er sieht sich wieder in der Bibliothek um.
    »Eigentlich nicht. Aber ich   … na ja, ich treib mich gern im Netz rum.«
    »Hacking und so?«
    Er zuckt die Schultern.
    »Liegt mir irgendwie. Ich hab zum Beispiel Justins Mailprogramm geknackt und für ihn einen Herpes-Newsletter abonniert.«
    Ich lache.
    »Im echten Leben bin ich zwar ein Loser, aber online bin ich ein Ninja.«
    »Gut zu wissen«, sage ich.

»So schnell wirst du mich nicht los«, sagt Erica hinter mir.
    Ich drehe mich um und mime den Überraschten.
    »Hab ich dich erschreckt?«, fragt sie.
    »Ein bisschen.«
    Sie lächelt zufrieden. Ich sage ihr natürlich nicht, dass ich genau gehört habe, wie sie mit ihren hohen Absätzen durch den Schulkorridor gestöckelt ist.
    »Du entwischst mir nicht«, sagt sie. »Mir entwischt keiner.«
    »Ach, wirklich?«
    »Klar. Ich bin eine Raubkatze, hast du das nicht gewusst? Ich krall mir jeden, den ich will.«
    »Und das klappt immer?«
    »Logisch.«
    Sie fährt sich mit ihren Krallennägeln durch die blond gefärbte Mähne.
    Was für eine eingebildete Tussi. Hält sich wohl für unwiderstehlich. Ich könnte sie ein für alle Mal loswerden, indem ich sie mit wenigen Worten genau dort treffe, wo’s wirklich wehtut.
    Für die meisten Leute ist seelischer Schmerz schlimmer als körperlicher. Ich kann das zwar nicht nachvollziehen, aber ich weiß, wie man sich diese Tatsache zunutze macht.
    Es wäre unklug, ihr jetzt eine Abfuhr zu erteilen. Ich muss noch mal in die Wohnung des Bürgermeisters. Und zwar schnell. Da könnte Erica mir nützlich sein.
    Also mache ich ihr ein Kompliment: »Deine Haare sehen super aus.«
    Sie legt den Kopf schief und mustert mich skeptisch. Sie hat die Hand in die Hüfte gestemmt wie ein Model.
    »Willst du dich einschleimen, oder was?«
    »Ich will dich nur zu deiner Klasse begleiten, okay?«
    »Na gut, weil du’s bist.«
    Sie hakt sich bei mir unter. Auch so eine Masche von ihr. Aber das kommt mir sehr gelegen.
    »Ich hab mich gestern Abend wie ’ne Vollidiotin benommen, stimmt’s?«, fragt sie.
    »Ach was, vergiss es.«
    »Nett, dass du das sagst.«
    »Immerhin hab ich deinen Slip gesehen.«
    »Und wie fandst du ihn?«
    »Ziemlich geblümt.«
    Sie lacht und schmiegt sich an mich.
    »Gibt Sam öfter solche Partys?«
    »Alle paar Jahre. Natürlich will da jeder hin, weil’s die Wohnung des Bürgermeisters ist. Aber unter Party versteh ich was anderes. Wie soll man einen draufmachen, wenn überall die Bullen rumhängen?«
    »Stimmt.«
    Als wir am Ende des Gangs ankommen, wende ich mich nach links.
    »Wieso willst du denn hier lang?«
    »Abkürzung.«
    »Blödsinn.«
    »Okay, du hast recht. Ich mache extra einen Umweg, damit wir noch ein bisschen Zeit zusammen haben.«
    »Wer’s glaubt, wird selig.«
    Trotzdem scheint sie sich zu

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