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Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Titel: Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allen Zadoff
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aus, als hätte jemand aus Versehen dreimal auf die falsche Taste gedrückt, aber tatsächlich handelt es sich um einen Code. Die Aufforderung, sich sofort zu melden.
    Gestern Abend habe ich Vater nicht zurückgerufen, weil ich Zeit schinden wollte. Ich dachte, dass die Sache schnell erledigt wäre und ich dann gute Nachrichten für ihn hätte.
    Dummerweise ist das nicht der Fall.
    »Wir müssen ein andermal weiterreden«, sage ich zu Howard und schiebe ihn zur Tür.
    »Denkst du darüber nach, mich mitzunehmen?«, fragt er hoffnungsvoll.
    »Mach ich.«
    Ich verspreche ihm alles, nur damit er endlich geht.
    »Du hast was gut bei mir, Ben. Das vergess ich dir nie.«
    Als er endlich draußen ist, verriegle ich die Tür.
    Dann rufe ich Vaters Nummer auf und warte, dass die Verbindung zustande kommt.
    »Du hast mich gestern nicht zurückgerufen«, sagt er.
    »Ich war beschäftigt, Dad. Tut mir leid.«
    »Mit was denn?«
    »Ich bin in der Schule, ich kann jetzt nicht reden.«
    »Ich weiß, wo du bist«, sagt er.
    Woher weiß er das?
    Ich werfe einen Blick auf die Kabinen. Aber die sind leer. Ich schaue zur Decke, inspiziere die Wandleisten, halte Ausschau nach Bohrlöchern oder einer Kameralinse.
    »Ich weiß nicht nur, wo du jetzt bist, sondern auch, wo du gestern Abend warst«, fährt Vater fort. »Du amüsierst dich, statt deine Aufgabe zu erledigen.«
    »Das stimmt nicht.«
    »Dann erzähl mir, was dich davon abhält, dich um die Sache zu kümmern.«
    »Es gab Komplikationen.«
    Sam ist eine Komplikation.
    Nein, meine Reaktion auf Sam ist eine Komplikation. Und meine Reaktion auf ihren Vater.
    »Ich brauch etwas mehr Zeit«, sage ich.
    »Apropos Zeit. Es hat eine Änderung gegeben. Deine Aufgabe muss morgen erledigt sein.«
    Morgen?
    Das sind nur vier Tage statt fünf.
    »Wieso denn das?«
    »Keine Diskussion«, erwidert Vater. »Ich gebe lediglich eine Nachricht an dich weiter. Haben wir uns verstanden?«
    »Absolut.«
    »Wird es weitere Komplikationen geben?«
    Schweigen füllt den digitalen Raum zwischen uns.
    Ich versuche, meiner Stimme einen kalten, professionellen Klang zu geben.
    »Nein, keine weiteren Komplikationen.«
    »Das wollte ich nur hören«, sagt er und beendet das Telefonat.
    Morgen.
    Das bedeutet, dass ich nur noch einen Tag habe, um an den Bürgermeister ranzukommen und meinen Auftrag zu erledigen.
    Ein ziemlich beunruhigender Gedanke. Aber was noch viel beunruhigender ist:
    Ich habe nur noch einen Tag zusammen mit Sam.

Ich renne.
    Wir haben Leichtathletik. Ein paar Schüler haben die Lehrerin überredet, dass wir im Central Park laufen dürfen. Sam und Erica führen das Feld an. Zuerst Erica, mit den kurzen, kräftigen Beinen einer Turnerin. Sam folgt ein paar Meter hinter ihr, ihre langen, schlanken Beine greifen weit aus. Ihr Pferdeschwanz wippt beim Laufen auf und ab.
    Nur noch ein Tag zusammen mit Sam.
    Sie dreht sich nach mir um, aber ich weiche ihrem Blick aus.
    Seit ich gestern Abend aus ihrem Penthouse gestürmt bin, haben wir kein Wort mehr miteinander gewechselt. In der Schule bin ich ihr bewusst aus dem Weg gegangen. Und selbst jetzt vermeide ich jeden Blickkontakt.
    Ich erkenne mich nicht wieder, diesen Jungen, der einem Mädchen aus dem Weg geht, weil er nicht weiß, was er sagen soll. Ich kenne diesen Typen nicht, der abgelenkt ist, sich Gedanken macht, unnötige Risiken eingeht.
    Sam sieht sich wieder nach mir um.
    Sie hat Fragen. Das ist offensichtlich.
    Ich habe auch Fragen. Aber andere.
    Doch jetzt renne ich erst mal durch den Central Park und bin froh, mich bewegen zu können.
    Wenn ich könnte, würde ich noch schneller rennen, an meinenMitschülern vorbei, ich würde rennen, bis mein Kopf frei und ich wieder ich selbst wäre.
    »Denkst du, du gewinnst dieses Jahr den Arschloch-Marathon?«
    Darius taucht schnaufend neben mir auf, seine Turnschuhe klatschen auf den Asphalt.
    »Lass mich zufrieden«, sage ich.
    »Warum sollte ich? Du glaubst wohl, wenn du mir auf ’ner Party dein Glas anbietest, kannst du unsere Frauen anmachen?«
    Er deutet mit dem Kopf auf Sam und Erica, die an der Spitze laufen.
    »Was ist eigentlich los mit dir, Darius? Seit meinem ersten Tag hier hast du’s auf mich abgesehen.«
    »Weißt du, wie viele Typen schon bei Sam landen wollten?«
    »Warum versuchst du’s nicht selbst mal? Dann fühlst du dich bestimmt besser.«
    Er wird knallrot.
    »Wenn dir was an ihr liegen würde, würdest du sie in Ruhe lassen.«
    Ich sehe ihn an. Es ist ihm

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