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Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Titel: Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allen Zadoff
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hoch. Sie hat mich gerade fotografiert.
    »Was machst du da?«, frage ich.
    Ich versuche, meine Stimme unter Kontrolle zu halten, aber ich merke, dass ich trotzdem laut werde.
    »Hasst du Fotoapparate so sehr?«, fragt sie.
    »Ich bin nicht besonders fotogen«, sage ich.
    Sie schaut aufs Display.
    »Stimmt, du siehst echt scheiße aus«, sagt sie. »Völlig verstrubbelt.«
    Ich könnte ihr das Handy aus der Hand reißen. Ich könnte darauf bestehen, dass sie das Foto löscht. Ich könnte ihr sagen, dass es mir wirklich was ausmacht, dass mich eine Exfreundin mal so mit dem Blitz geblendet hat, dass ich tagelang nichts sehen konnte.
    Aber egal, was ich sagen würde, es würde ziemlich unglaubwürdig klingen.
    »Warum willst du denn unbedingt ein Foto von mir?«, frage ich.
    »Weil ich die ganze Nacht an dich denken werde. Und da würde ich gern ein Bild von dir haben. Ist das okay?«
    »Meinetwegen.«
    »Willst du auch ein Foto von mir machen? Von wegen Gegenseitigkeit und so?«
    »Nein.«
    »Du willst kein Foto von mir?«, fragt sie erstaunt.
    »Ich habe dein Bild hier drin«, sage ich und deute auf meinen Kopf. »Ohne Löschtaste.«
    »Wie romantisch. Das passt eigentlich gar nicht zu dir.«
    »Tja, ab und zu   … «
    Sie steckt ihr Handy weg.
    »Ich hab deine Narbe gesehen«, sagt sie. »Als du vorhin dein Hemd ausgezogen hast.«
    Ich fasse mir unwillkürlich an die Brust.
    Der Messerstich. Ich denke an Mike und es macht mich wütend, dass sein Gesicht in diesem Moment auftaucht, dass sein Zeichen für immer in meine Haut eingebrannt ist.
    »Halb so wild«, sage ich.
    »Wie ist es denn passiert?«
    Ein Anflug von Angst huscht über ihr Gesicht. Ist sie nur neugierig oder steckt mehr hinter ihrer Frage? Ich spüre, wie sie ein bisschen zurückweicht.
    »Ich hatte als Kind einen Autounfall«, sage ich. »Ich musste operiert werden.«
    »Am Herz?«
    »Nein, knapp daneben.«
    »Tut es noch weh?«
    »Jetzt nicht mehr.«
    Sie legt ihre Hand auf meine Brust, auf die Stelle, wo die Narbe ist, aber ich spüre nichts. Die Haut dort ist taub.
    »Armer Benjamin«, sagt sie und kommt wieder etwas näher.
    Wir küssen uns im Schutz eines Hauseingangs, ein paar Querstraßen von der Wohnung des Bürgermeisters entfernt.
    In diesem Augenblick vibriert ihr Handy. Sie löst sich von mir.
    »Ich muss schnell mal nachsehen, wer das ist.«
    Sie schaut aufs Display und ihr Gesichtsausdruck verändert sich. Plötzlich wirkt sie ernst.
    »Es ist schon spät«, sagt sie. »Ich geh jetzt besser nach Hause.«
    Da fällt mir mein Auftrag wieder ein.
    Nur noch ein Tag.
    »Was machst du morgen?«, frage ich.
    »Ich soll meinem Dad bei irgendwas helfen. Das Wochenende wird ziemlich hektisch. Wahrscheinlich sehen wir uns erst am Montag wieder.«
    In den kommenden Tagen werde ich oft daran denken, wie sie in diesem Moment starr an mir vorbeischaute, statt mich anzusehen.
    Ich frage mich, ob ich sie hätte zur Rede stellen, auf einer Erklärung bestehen sollen.
    Aber ich mache gar nichts.
    »Ich verstehe«, sage ich.
    »Ich ruf dich an, wenn ich kann.«
    Ich streiche ihr durchs Haar. Eine Strähne gleitet durch meine Finger, als sie sich umdreht und davongeht.
    Als sie gut zehn Meter entfernt ist, macht sich mein iPhone bemerkbar.
    Ein doppeltes Vibrieren, zweimal hintereinander.
    Die Poker-App. Ich habe neue Karten bekommen.
    Es ist Mutter.
    Ich akzeptiere das Blatt und die Verbindung wird hergestellt.
    »Geh nach Hause«, sagt Mutter.
    Dann bricht die Verbindung ab.

Mutter hat noch nie während eines Jobs angerufen.
    Noch nie.
    Ich habe einen schlimmen Fehler gemacht.
    Ich habe mit Sam geschlafen. Mich ihr geöffnet, mich verwundbar gemacht.
    Das war ein verhängnisvoller Fehler. Und jetzt stecke ich in der Klemme.
    Dieser Gedanke verfolgt mich auf dem ganzen Heimweg. Und immer wieder die Frage:
Wie viel weiß Mutter?
    Ich könnte natürlich sagen, dass ich mit Sam geschlafen habe, um an ihren Vater heranzukommen. Nur ein Mittel zum Zweck also, weiter nichts. Das muss Mutter doch einleuchten.
    Aber vielleicht erzähle ich ihr auch einfach alles. Alles, was inzwischen passiert ist. Ich erzähle ihr von meinen Zweifeln. Dem Schatten und seinem Komplizen, der Arabisch gesprochen hat. Wir besprechen alles in Ruhe und suchen gemeinsam einen Weg, wie ich den Job am besten zu Ende bringen kann.
    Als ich die Wohnungstür aufschließe, meldet mein iPhone eine Nachricht vom Game Center.
    Mutter lässt nicht locker.
    Keine Datenverbindung ist

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