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Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Titel: Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allen Zadoff
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ihm ins Gracie Mansion.

Wir durchqueren ein großes Foyer, in dem es von wichtigen Persönlichkeiten nur so wimmelt.
    Einige kenne ich aus den Nachrichten. Politiker, Geschäftsleute, Diplomaten. Mitglieder der jüdischen Gemeinde und Vertreter der Arabischen Liga. Ausländische Wortfetzen. Hebräisch und arabisch. Auch wenn nicht alle mit der Politik des israelischen Premierministers einverstanden sind, scheint sie die Leidenschaft, mit der er den Friedensprozess vorantreibt, zu beeindrucken.
    Der Profi führt mich in den blauen Ballsaal im Wagner-Flügel, wo etwa fünfzig Personen in kleinen Gruppen zusammenstehen.
    »Sehen Sie Sam irgendwo?«, frage ich.
    Er steht neben mir und sucht den Saal ab. Sie ist nicht hier.
    Plötzlich hält er die Hand an seinen Ohrhörer und lauscht.
    »Benimm dich ordentlich«, sagt er dann. »Ich muss weg.«
    Und damit lässt er mich allein.
    Die Energie im Raum verändert sich, erwartungsvolle Spannung breitet sich aus. Da öffnet sich eine Seitentür und der Premierminister kommt herein, neben ihm der Bürgermeister. Applaus bricht los.
    Der Premierminister lächelt verschmitzt, grüßt links undrechts, schüttelt Hände, während er sich einen Weg durch die Menge bahnt.
    Der Bürgermeister ist in New York ein bekanntes Gesicht und deshalb für die Anwesenden weniger interessant. Der eine oder andere nickt ihm zu oder klopft ihm auf die Schulter.
    Ich suche den Saal nach Sam ab, kann sie aber nirgends entdecken.
    Also steuere ich auf den Bürgermeister zu.
    Ich spiele in Gedanken noch einmal alles durch.
    Mutter liegt falsch. Der Bürgermeister ist ein Verräter. Sein Blog ist der Beweis.
    Deshalb muss ich ihn eliminieren. Wenn ich ihr alles erkläre, wird sie ihren Irrtum sicher einsehen.
    Die ganze Aufmerksamkeit gilt dem Premierminister. Er ist derjenige, der von Bodyguards umgeben ist. In Bezug auf den Bürgermeister sind die Sicherheitsvorkehrungen laxer. Ich könnte es hier machen, vor allen Leuten. Lautlos. Ein Händedruck, dann in der Menge untertauchen, während seine Gäste erschrocken herbeilaufen.
    Ich bin noch zehn Schritte vom Bürgermeister entfernt.
    In diesem Moment nehme ich aus dem Augenwinkel wahr, dass Sam den Saal betritt.
    Als sie mich sieht, weiten sich ihre Augen vor Überraschung.
    Sofort macht sie auf dem Absatz kehrt.
    »Ich habe gar nicht gewusst, dass Sam Sie eingeladen hat«, sagt der Bürgermeister, der zu mir herübergekommen ist.
    »Sie hat mich auf die Gästeliste gesetzt. Ich wollte Ihnen unbedingt gratulieren.«
    Er stutzt einen Moment. Aber offenbar leuchtet ihm meine Erklärung ein.
    »Dafür ist es noch etwas früh. Bis zum Ende des Jahres bin ich auf jeden Fall noch Bürgermeister.«
    »Aber dann sind Sie Sonderbotschafter, Sir?«
    »Das ist im Gespräch, Ben. Aber noch ist nichts entschieden.«
    »Entschuldigen Sie meine Offenheit, Sir. Aber ist das nicht völliges Neuland für Sie?«
    »Ja, aber es sind spannende Zeiten in Israel. Der Premierminister ist fest entschlossen, den Friedensprozess voranzutreiben. Er findet, dass die Zeit reif ist, und unsere Regierung kann das nur unterstützen. Die Welt hat sich verändert. Der Arabische Frühling hat neue Möglichkeiten eröffnet. Das ist eine einmalige Gelegenheit, gemeinsam etwas zu verändern. Und an dieser Aufgabe würde ich mich gern beteiligen.«
    Aber wenn das stimmt, warum sollte der Bürgermeister dann jemandem die Sicherheitspläne für dieses Treffen zuspielen? Und vor allem, wem?
    »Sir, wir haben gestern nach dem Abendessen über bestimmte Dinge gesprochen. Ich hatte gehofft, wir könnten unser Gespräch fortsetzen.«
    »Über Sam, meinen Sie.«
    »Ich mache mir Sorgen um sie. Aber ich verstehe, wenn jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist.«
    »Unsinn. Das ist wichtig. Ziehen wir uns einen Moment zurück, Ben.«

Der Bürgermeister führt mich in ein kleines Empfangszimmer.
    Ich suche die Ecken nach Überwachungskameras ab. Ich entdecke zwei, weiß aber natürlich nicht, mit welchen Objektiven sie ausgestattet sind. Mit einem Fischauge, das den ganzen Raum erfasst, wenn auch verzerrt, oder einem Weitwinkel, mit dem man nur einen Teil des Raums einsehen kann?
    Wenn Letzteres zutrifft, könnte ich versuchen, den Bürgermeister in einen toten Winkel zu lotsen. Man würde auf der Aufzeichnung zwar sehen, dass ich mit ihm im selben Zimmer war, aber nicht, was tatsächlich passiert ist.
    Jedenfalls nicht, wenn ich es geschickt anstelle. Ich nehme den Kuli aus der Tasche und schiebe ihn

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