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Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition)

Titel: Boy Nobody: Ich bin dein Freund. Ich bin dein Mörder. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Allen Zadoff
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in meinen Ärmel.
    »Kann ich Ihnen irgendwas anbieten?«, fragt der Bürgermeister.
    Er steht vor der Hausbar, die sich in einem toten Winkel an der Längswand befindet. Glück für mich.
    »Einen Bourbon, bitte. Pur«, sage ich.
    Er lacht.
    »Wie wär’s stattdessen mit einer Cola Light?«
    »Ist auch okay.«
    Ich gehe zu ihm hinüber.
    »Erzählen Sie mir von Sam«, sagt er.
    »Wir haben uns heute Morgen unterhalten. Sie ist ziemlich fertig.«
    Er seufzt. Er zieht eine Zigarette aus der Schachtel in seiner Brusttasche, blickt sich rasch um, um sich zu vergewissern, dass wir auch wirklich allein sind. Dann öffnet er das Fenster einen Spaltbreit und zündet sich die Zigarette an.
    »Sie will nicht zurück nach Israel, stimmt’s?«, fragt er.
    »Die Erinnerungen an den Unfall Ihrer Frau machen ihr immer noch zu schaffen.«
    »Der Unfall. Ja.«
    Ich kann ihm die Anspannung vom Gesicht ablesen.
    »Es war gar kein Unfall, oder?«
    »Sam hat’s Ihnen also erzählt?«
    Sam hat mir überhaupt nichts erzählt, aber ich nicke trotzdem.
    »Es ist ihr nicht leichtgefallen«, sage ich.
    »Ich fürchte, wir haben einen Fehler gemacht, indem wir das Ganze geheim gehalten haben. Aber Sie müssen verstehen, es war eine Entscheidung, die auf höchster Ebene gefallen ist. Es war kurz nach dem 11.   September. Wir waren in zwei Kriege verwickelt. Der Nahe Osten war ein Pulverfass. Wenn dann noch publik geworden wäre, dass die Frau eines bekannten amerikanischen Politikers bei einem Bombenanschlag ums Leben kam   … Nein, dieses Risiko wollte niemand eingehen.«
    Ein Terroranschlag. So also ist Sams Mutter umgekommen.
    »Wir haben in aller Stille getrauert«, fährt er fort. »Es schien damals die richtige Entscheidung zu sein. Aber ich fürchte, ich habe Sam damit überfordert. Sie hat sich danach sehr verändert.«
    Sie haben sich auch verändert
, denke ich.
    Der Bürgermeister leitet über seinen Blog streng vertraulicheInformationen weiter. Vielleicht treibt ihn der Hass dazu. Vielleicht auch etwas anderes. Aber der Grund ist unwichtig, nur die Fakten zählen.
    Nach all den Fragen, all den Risiken, die ich eingegangen bin, stehe ich jetzt wieder ganz am Anfang.
    Der Bürgermeister. Mein ursprüngliches Zielobjekt.
    Die Zeit läuft.
    Ich treffe eine Entscheidung. Ich werde den Bürgermeister töten und mich später mit den Konsequenzen herumschlagen.
    Ich werde mich mit Mutter auseinandersetzen.
    Ich lasse den Kuli in meine Hand gleiten. Und drehe an der Kappe, um ihn zu aktivieren.
    Dann meldet mein Handy eine SMS.
    Ich werfe einen Blick aufs Display.
    Noch ein Notruf von Howard.
    Ich zögere.
    »Wollen Sie einen Moment ungestört sein?«, fragt der Bürgermeister.
    Ich starre auf die Nachricht.
    »Tut mir wirklich leid, Sir.«
    »Schon gut. Erledigen Sie das nur erst, und dann überlegen wir, wie wir Sam helfen können.«
    Ich durchquere den Raum im Sichtradius der Kamera. Schon zum zweiten Mal.
    Während ich Howard zurückrufe, lasse ich den Bürgermeister nicht aus den Augen. Howard meldet sich sofort, seine Stimme ist hoch und angespannt.
    »Gerade ist noch ein Foto auf dem Blog des Bürgermeisters aufgetaucht«, sagt er.
    »Das ist völlig unmöglich«, erwidere ich.
    »Vor dreißig Sekunden.«
    Ich schirme den Mund mit der Hand ab und flüstere ins Telefon.
    »Ich bin mit dem Bürgermeister zusammen. Er hatte keine Gelegenheit, irgendwas zu posten.«
    »Diesmal ist es kein Dokument. In dem Foto ist ein Bild integriert.«
    »Was ist denn drauf?«
    »Du. Abends auf einer Straße.«
    Das Bild, das Sam von mir gemacht hat.
    Ich drehe mich zum Bürgermeister um.
    »Sir, wer schreibt eigentlich für Ihren Blog?«
    »Warum fragen Sie mich das?«, sagt er.
    »Es ist wirklich wichtig, Sir.«
    »Ich schreibe die Beiträge. Aber Sam ist für den Blog verantwortlich. Sie kümmert sich um alles andere.«
    Die geheimen Dokumente auf dem Blog stammen also nicht vom Bürgermeister.
    Sie stammen von Sam
.
    Ich kehre ihm den Rücken zu und halte das Telefon dicht vor den Mund. »Geh sofort aus dem Blog, Howard. Verwisch deine Spuren.«
    Dann schalte ich das Handy aus und bringe den Kuli wieder in den Sicherheitsmodus.
    »Wir müssen unbedingt Sam finden«, sage ich zum Bürgermeister. »Es ist dringend.«
    Plötzlich wird das Gebäude von einer Explosion erschüttert, der Boden unter unseren Füßen bebt. Das Licht geht aus. Aus dem Ballsaal hört man aufgeregte Stimmen.
    Im selben Moment werden die Türen aufgerissen und das

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