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Boys Dont Cry

Boys Dont Cry

Titel: Boys Dont Cry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malorie Blackman
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ich achselzuckend.
    »Wenn ich mich niederlasse, dann sicher nicht mit einer netten Frau, und außerdem …«
    »Schön«, unterbrach ich. »Dann eben mit einem bösen Mädchen. Mit denen hat man sowieso mehr Spaß, heißt es.«
    »Es wird überhaupt nicht mit einer Frau sein …«, fing Adam an.
    »Adam, darüber will ich jetzt nicht reden.« Ich wandte mich ab.
    »Nein«, sagte Adam nachdenklich. »Das willst du nie.«
    Das war nicht fair. »Du bist zu jung, um zu wissen, wer oder was du wirklich bist«, erklärte ich ihm.
    »Wie alt warst du denn, als du herausgefunden hast, wer und was du wirklich bist?«, fragte Adam.
    »Verdammt nochmal, Adam!«, fuhr ich ihn an.
    »Ach! Ist dir eigentlich schon mal aufgefallen, dass du mir immer halb den Kopf abreißt, wenn ich dir eine Frage stelle, auf die du keine Antwort hast?«
    »Tue ich nicht«, widersprach ich. »Und ich sage bloß, dass das eine Phase ist, die du hinter dir lassen wirst.«
    »Hast du diese Phase auch gehabt?«
    »Na ja, nein, aber ich hab mal irgendwo gelesen, dass es vielen Jungen so geht.«
    »Hmmm … eine Phase? Und wann wirst du dann deine hinter dir lassen?«
    »Hä?«
    »Diese heterosexuelle Phase, die du gerade durchmachst?«
    »Halt die Klappe, Adam.«
    »Ich frag ja bloß«, meinte Adam. »Weißt du was – wenn du deine hinter dir lässt, lasse ich meine auch hinter mir.«
    Ich funkelte ihn wütend an. »Meine Situation ist eine ganz andere – und das weißt du auch.«
    »Wieso? Weil ihr in der Überzahl seid? Es gibt mehr Brünette als Rothaarige. Sind Rothaarige, bloß weil sie nicht zur Mehrheit gehören, unnormal?«
    »Du verstehst mich absichtlich falsch.«
    »Nein, ich verstehe dich voll und ganz«, meinte Adam. »Ich bin bloß neugierig auf diese Zeit der Erleuchtung, von der du dauernd redest. Dieses mysteriöse Alter, in dem ich so werde wie du.«
    »Ich will bloß nicht, dass du verletzt wirst.«
    Mein Bruder sah mich an, ein schwaches Lächeln umspielte seinen Mund.
    »Ich weiß, Dante. Aber es ist mein Leben, nicht deins. Wovor hast du so viel Angst? Ich bin nicht ansteckend.«
    »Sei nicht blöd. Ich mache mir nur …«, fing ich an, schüttelte dann aber den Kopf. »Ach, egal.«
    »Na los, sag schon.«
    »Ich mache mir Sorgen um dich – okay?«, gab ich zu. »Du solltest besser …«
    »Ein Geheimnis daraus machen?«
    »Nein, natürlich nicht. Jedenfalls nicht direkt. Nur den richtigen Zeitpunkt wählen.«
    Adam runzelte die Stirn. »Den richtigen Zeitpunkt, um Themen anzuschneiden, die mir wichtig sind? Oder gibt es den, wenn es nach dir geht, vielleicht gar nicht?«
    Er wollte mich einfach nicht richtig verstehen. »Ich bin hier nicht der böse Bube, Adam.«
    »Ich auch nicht«, stellte mein Bruder klar.
    Schweigen.
    »Das weiß ich«, meinte ich schließlich.
    »Freut mich, das zu hören.«
    »Verdammt, du bist echt verdammt anstrengend«, seufzte ich.
    »Bitte, benutz nicht solche Ausdrücke vor deiner Tochter.«
    Ich lachte, doch dann stutzte ich. Moment mal … Was war denn an »verdammt« auf einmal so schlimm? Aber ich wollte schließlich auch nicht, dass aus Emma ein Kind wurde, das auf Schritt und Tritt fluchte.
    Ein Kind … Verdammt, was dachte ich da? Bevor es so weit war, würde dieses Baby schon lange aus meinem Leben verschwunden sein.
    »Hast du Melanie geliebt?«, fragte Adam unvermittelt.
    Ich schüttelte ohne Zögern den Kopf.
    »Wie schade«, sagte Adam.
    »Warum?«
    »Na ja, jemand so Besonderes wie deine Tochter sollte eigentlich ein Kind der Liebe sein.«
    »Sie sollte überhaupt nicht da sein.«
    »Hätte, wäre, wenn«, gab Adam zurück. »Jedenfalls ist sie da und wird auch da bleiben.«
    »Darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen«, sagte ich.
    »Glaubst du etwa, Melanie wird sie wieder abholen?«
    »Wenn es einen Gott gibt, ja«, erwiderte ich.
    Mein Bruder öffnete den Mund, wie um etwas zu sagen, schloss ihn dann aber ohne ein Wort. Eine Weile saßen wir beide schweigend da. Ich weiß nicht, was in Adam vorging, aber seine Worte wollten mir nicht aus dem Kopf. Ich betrachtete das Baby, das schlafend in seinen Armen lag … so klein, so hilflos.
    Meine Tochter, Emma …
    Sollte ein Kind der Liebe sein …
    Ja, das sollte es … sie .
    Da war er wieder – jener Schmerz, als hätte mir jemand in den Hals geboxt. Ich schloss die Augen, wartete ungeduldig darauf, sie wieder öffnen zu können, ohne mich zu blamieren. Und was war das Erste, das ich sah? Adam, der Emma auf

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