Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Boys Dont Cry

Boys Dont Cry

Titel: Boys Dont Cry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malorie Blackman
Vom Netzwerk:
fragte ich.
    »Na, zum Beispiel braucht Emma was zu essen und einen Platz zum Schlafen.«
    So weit hatte ich noch gar nicht gedacht. »Du meinst, ein Kinderbett oder so was?«
    »Klar.«
    Ich ließ den Blick zweifelnd durch das Wohnzimmer schweifen. »Ein Kinderbett würde hier ein bisschen fehl am Platz wirken.«
    Dad nickte. »Ja, und darum wird es auch am Fuß deines Bettes stehen.«
    Machte er Witze? »Wie bitte? Nein …«
    »Wo denn sonst, Dante?« Dad warf einen raschen Blick auf seine Armbanduhr. »Ich fahre jetzt besser ins Einkaufszentrum, sonst krieg ich keinen Parkplatz mehr.«
    »Es soll in meinem Zimmer schlafen?«, fragte ich entgeistert.
    »Natürlich. Dann kannst du, wenn Emma nachts weint, aufstehen und sie wickeln oder füttern und anschließend wieder in den Schlaf wiegen.«
    Ach du liebe Zeit. »Ich brauche meine acht Stunden Schlaf, ohne Unterbrechung.«
    »Willkommen in der Elternwelt«, sagte Dad, ein wissendes Lächeln auf dem Gesicht. Er marschierte Richtung Tür, wandte sich aber auf der Schwelle noch einmal zu mir um. »Oh, und, Dante?«
    »Ja, Dad?«
    »Auch wenn du Emma bis zu ihrer Pensionierung ›es‹ statt ›sie‹ nennst, änderst du damit überhaupt nichts. Also, kommst du jetzt eine Stunde oder so allein zurecht?«
    Nein.
    »Dante?« Dad trat zurück ins Zimmer. »Ich weiß, es ist ein ziemlicher Schock für dich, mein Sohn. Verdammt, es ist für uns alle ein Schock, Emma eingeschlossen. Aber du kannst und wirst das durchstehen – wenn du keinen Unsinn anstellst.«
    »Was für einen Unsinn?« Was meinte er bloß?
    »Ach … halt einfach durch. Okay? Ich bin bald zurück.« Und damit trat er aus dem Zimmer. Es rumpelte kurz, dann hörte ich: »Adam, was zum Teufel …? Wenn ich ein Gespräch unter vier Augen führe, dann wird nicht an der Scheißtür gelauscht. Kapiert?«
    »Ja, Dad«, kam die zerknirschte Antwort, falsch wie ein Silikonbusen.
    Mein Bruder war über die Maßen neugierig. Adam steckte gern seine Nase in anderer Menschen Angelegenheiten. Aber was los war, ließ sich sowieso nicht geheim halten.
    »Ich komme so schnell wie möglich zurück. Dante, pass auf deinen Bruder und Emma auf, bis ich wieder da bin.«
    »Ja, Dad.« Ich stand auf, um das Baby wieder in den Buggy zu legen, doch es wurde augenblicklich unruhig und begann im Halbschlaf zu quengeln. Also gab ich mein Vorhaben auf und setzte mich wieder. Das Baby beruhigte sich schlagartig.
    Kaum war die Haustür ins Schloss gefallen, öffnete sich die Wohnzimmertür.
    »Habe ich richtig gehört?«, fragte Adam. Seine Augen waren rund und leuchtend wie der Vollmond.
    »Was hast du denn gehört?«
    »Du hast eine Tochter?«
    Ich habe eine Tochter …
    Ich zuckte die Schultern, immer noch nicht bereit, mich damit abzufinden. Nicht, ehe ich andere Beweise dafür hatte als Melanies Worte. »Das ist Emma.«
    »Krass …« Adam starrte mich an, die Augen immer noch weit aufgerissen, die Augenbrauen hochgezogen, den Mund sperrangelweit offen. Sein Gesicht verriet eine wirre Mischung aus Ungläubigkeit, Erstaunen und Ehrfurcht. »Darf ich sie mal nehmen?« Er kam auf Zehenspitzen zu mir herüber, als könnten seine Schritte das Baby aufwecken.
    Ich stand wieder auf und streckte schon die Arme aus, um es ihm zu geben. Doch dann zögerte ich.
    »Ähm … setz dich lieber zuerst hin«, wies ich ihn an.
    Widerspruchslos folgte Adam meiner Anordnung. Dann streckte er die Arme erneut aus. Er konnte es kaum erwarten, das Baby zu halten. Und trotzdem zögerte ich immer noch.
    »Ich lasse sie schon nicht fallen«, versprach Adam. »Bitte, darf ich sie nehmen?«
    Ich legte ihm das Baby in die Arme. Es regte sich und strampelte ein bisschen, trat mit einem Bein, wachte aber nicht auf. Adam änderte seinen Griff vorsichtig so, dass das Baby sicher in seinen Armen ruhte. Dann wiegte er es sanft und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn.
    »Wie niedlich sie ist«, sagte Adam. »Hallo, Emma. Bist du aber schön! Das hast du bestimmt von deiner Mutter, von deinem Vater kannst du es nicht geerbt haben.«
    »Du bist mein Bruder, Adam, was bedeutet das also für dich?«, stichelte ich.
    »Die Gene für gutes Aussehen hab alle ich geerbt, du wurdest übersprungen«, erklärte mir Adam. »Sie ist umwerfend. Und sie riecht so frisch.« Mein Bruder hob den Kopf und grinste mich an, aber nur eine Sekunde lang. Er konnte den Blick nicht von dem Baby wenden und redete weiter auf es ein, die Stimme zu einem Flüstern gesenkt. »Hallo, Emma.

Weitere Kostenlose Bücher