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Boys Dont Cry

Boys Dont Cry

Titel: Boys Dont Cry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malorie Blackman
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ich ihn verlassen hatte. Er lächelte mir entgegen und flüsterte: »Sie schläft immer noch.«
    Dad hatte schon einen Aktionsplan aufgestellt, nach dem er vorging, und Adam nahm es, wie es kam. Sie schwammen alle beide oben, nur ich war am Ertrinken. Ich ließ mich in den Sessel gegenüber von Adam fallen und sah zu, wie natürlich er das Baby hielt, als sei es gar keine große Sache, ja, als hätte er seit Jahren nichts anderes getan. So, als wäre es das Leichteste auf der Welt.
    »Sie ist so süß«, sagte Adam leise. »Hast du ein Glück!«
    »Glück?« Machte er Witze?
    »Ja. Du wirst bedingungslos geliebt – zumindest bis Emma merkt, was für ein Schwachkopf du bist. Wahrscheinlich, wenn sie ein Teenager ist. Dann erkennen die meisten Kids, dass ihre Eltern Schwachköpfe sind.«
    »Ach ja?«, fragte ich trocken. »Für einen Sechzehnjährigen, der noch dazu bloß eine halbe Portion ist, weißt du ja eine ganze Menge darüber.«
    »Ich bin vielleicht kleiner, dünner und jünger als du, aber in allem anderen habe ich mehr zu bieten.«
    Ich lachte und das fühlte sich seltsam an und klang auch so – doch gleichzeitig tat es gut. Der Tag schien schon eine Ewigkeit zu dauern, und ich hatte noch keinen Grund zum Lachen gehabt.
    »Bescheiden wie immer, Adam«, sagte ich.
    Aber er hatte ja recht. Adam war einer von den Pennern, die jede Prüfung mit links schafften. Und das galt auch für alles Übrige im Leben. Ich hingegen musste rackern wie ein Blöder. Dem witzigen, intelligenten und gut aussehenden Adam fiel alles in den Schoß.
    »Eines Tages werde ich ein berühmter Schauspieler.« Von seinem zwölften Lebensjahr an hatte Adam Dad und mich mit seinen Zukunftsplänen erfreut. »Ich wünsche mir nichts mehr, als Schauspieler zu werden. Ich lebe, esse und atme, und ich träume davon, Schauspieler zu werden.«
    Echt, oder? »So wie ich davon träume, Popstar zu werden«, hatte ich gespottet.
    »Nein, denn bei dir bleibt es ein Traum. Wenn du singst, klingt es wie eine quietschende Tür. Da kommst du ganz nach Dad! Aber mein Traum wird eines Tages in Erfüllung gehen«, hatte Adam mir entgegengehalten. »Sieh mich an. Ich bin großartig und spiele in der Schule jeden an die Wand. Nur meine Bescheidenheit hindert mich daran, perfekt zu sein!«
    Also wiiiiirklich! »Meine Damen und Herren, Mister Eingebildet höchstpersönlich.«
    »Adam, versteif dich nicht darauf, Schauspieler zu werden. Das ist äußerst unwahrscheinlich«, hatte Dad zu Bedenken gegeben.
    Adam hatte die Schultern gestrafft und Dad offen ins Gesicht gesehen. »Genauso wie die Mondlandung es war und die Erfindung des Penicillins – und doch hat beides stattgefunden. Es passieren tagtäglich unwahrscheinliche Dinge. Und wenn ich es nur genug will, werde ich es auch schaffen – egal, was ihr denkt.«
    »Du solltest jedenfalls einen Plan B parat haben, falls es anders kommt«, hatte Dad gewarnt, als klar war, dass Adam es wirklich ernst meinte.
    Adam hatte nur den Kopf geschüttelt. »Ein Plan B bedeutet, dass ich irgendwo im Hinterkopf damit rechne, zu scheitern, und dieses Wort kommt in meinem Wortschatz nicht vor. Außerdem habe ich zu viel Talent, um zu scheitern.«
    Dad und ich hatten auf diese Aussage hin einen vielsagenden Blick gewechselt.
    Und morgens belegte er gnadenlos das Bad. Wenn Dad oder ich eine Chance haben wollten, vor Mittag hineinzukommen, mussten wir uns sputen, um Adam zuvorzukommen. War er erst einmal drin, konnte man es vergessen. Wie mein Bruder uns erläuterte, musste er seine Haut klären, mit Gesichtswasser und Feuchtigkeitscreme behandeln, damit sie nicht aussah wie eine Kraterlandschaft – seine Worte. Bloß dauerte das gewöhnlich mindestens dreißig bis vierzig Minuten. Manometer, so viel Haut hat doch kein Mensch!
    Mein Bruder, Adam.
    Jetzt grinste er mich an und widmete sich wieder Emma. »Willst du sie auch mal halten?«
    »Nein, passt schon. Du machst das super«, gab ich zurück.
    Adam seufzte. Er sah fast … traurig aus.
    »Was ist denn los?«, fragte ich.
    »Ich wäre auch gern eines Tages Vater«, sagte Adam. »Aber das wird nie passieren.«
    »Nichts spricht dagegen, dass du eines Tages das richtige Mädchen kennenlernst, einen Hausstand gründest und eine ganze Fußballmannschaft Kinder in die Welt setzt, wenn dir danach ist.«
    Adam sah mich eindringlich an. »Sehe ich aus wie einer, der sich mit einer netten Frau häuslich niederlässt?«
    »Da sind schon seltsamere Dinge passiert«, entgegnete

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