Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Boys Dont Cry

Boys Dont Cry

Titel: Boys Dont Cry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malorie Blackman
Vom Netzwerk:
alle nach der Arbeit in den Pub, um sie standesgemäß zu verabschieden. Vielleicht so gegen zehn.«  
    »Verstehe.«
    »Wieso?«
    »Einfach nur so«, gab ich zurück.
    Aber es war nicht einfach so. Es war alles andere als einfach. Ich würde mit Emma allein bleiben und hatte keinen blassen Schimmer, was ich den ganzen Tag mit ihr anstellen sollte. Außerdem war ich später mit meinen Freunden auf einen Drink verabredet. Wie sollte das gehen? Ich konnte mir nicht im Geringsten vorstellen, wie das Baby mit all den anderen Dingen zu vereinbaren sein sollte, die ich an diesem Tag vorhatte. In diesem Jahr. In meinem Leben.
    »Ich geh später mit Ramona ins Einkaufszentrum«, sagte Adam.
    »Ach du lieber Himmel«, seufzte Dad. »Und was wirst du diesmal kaufen?«
    »Bloß Sachen für die Schule, Dad«, erwiderte Adam, als könnte er kein Wässerchen trüben.
    »Das glaube ich erst, wenn ich es sehe«, schnaubte Dad. »Adam, gib nicht Geld aus, das ich nicht habe.«
    »Würd ich nie tun.«
    »Ja, schon klar.« Dad war keineswegs überzeugt.
    Also würde auch Adam das Haus verlassen.
    Ich sah Emma an und fuhr mir mit den Händen durchs Haar.
    Was sollte ich bloß tun?
    Dad seufzte. »Am Wochenende kann ich dir mit Emma helfen, Dante, aber heute muss ich wieder arbeiten gehen.«
    »Ich weiß, Dad«, entgegnete ich.
    Dad sah mich durchdringend an. Dann stand er auf und zog sich mit einem Seufzer die Krawatte aus. »Na schön, Dante. Ich rufe an und sage, ich bin krank oder so was, aber das ist jetzt wirklich der letzte Tag, den ich mir freinehme.«
    »Wirklich? Ganz im Ernst?« Ich warf einen Seitenblick zu Adam und sah dann wieder Dad an. »Danke. Ich weiß das zu schätzen.«
    »Hmmm«, sagte Dad ungnädig. Aber das war mir egal. Er würde mich nicht im Stich lassen.
    »Aber zu Louises Umtrunk heute Abend gehe ich auf jeden Fall. Da will ich unbedingt dabei sein«, warnte mich Dad vor. »Schätze, das dürfte für dich kein Problem sein, denn Emma wird schon schlafen, wenn ich gehe, und mehr als ein, zwei Stunden bleibe ich nicht weg. In Ordnung?«
    »In Ordnung. Kein Problem. Danke, Dad.« Momentan nahm ich jede Hilfe an, die er mir anbieten konnte.
    Der Rest des Tages verlief ziemlich unspektakulär. Ich musste Emma umziehen, weil ihr Strampelanzug mit Brei durchtränkt war. Dann half mir Dad, einen Zeitplan für mich und das Baby zu erstellen. Wickeln, Frühstück, Spielen, Nickerchen, Wickeln, Mittagessen, Spielen, Wickeln, Abendessen, Spielen, Baden, Wickeln, Bett.
    »Nur so haben wir es mit dir und deinem Bruder geschafft«, sagte mir Dad. »Ich habe einen Zeitplan entworfen, sodass wir genau wussten, was wann zu tun war.«
    In meinen Ohren klang das doch sehr reglementiert, aber wenn es funktionierte … Und immerhin würde ich mit dem Zeitplan immer wissen, wo ich gerade stand. Josh und ein paar andere Freunde riefen zwischendurch an, um sich nach meinen Prüfungsergebnissen zu erkundigen und über unsere Fete zu quatschen. So gern ich mitgequatscht hätte, ich konnte nicht. Ich musste mich um Emma kümmern. Aber ich versprach jedem Einzelnen, dass wir uns später sehen würden. Die Fete war meine Oase, der Funken Normalität, den ich so dringend brauchte.
    Am Nachmittag schlug Dad vor, ich solle Emma in ihrem Buggy spazieren fahren, aber dafür war ich noch nicht reif. Das einzig Gute war, dass Emma sich bereits an mein Gesicht zu gewöhnen schien. Jedenfalls wirkte sie jetzt weniger beklommen, wenn ich sie hochnahm. Tja, und als Dad sich am frühen Abend für den Abschiedsumtrunk mit seiner Kollegin fertig machte, kam es mir vor, als hätte ich gerade erst die Augen aufgeschlagen und wäre aufgestanden.
    »Du kommst auch ganz bestimmt klar?«, fragte er.
    »Ja, schon in Ordnung. Viel Spaß. Grüß Louise von mir.« Ich hatte sie zweimal gesehen und ganz nett gefunden.
    »Na ja, Emma ist gebadet und bettfertig, du brauchst ihr ja nur noch etwas vorzulesen, bis sie müde wird, und sie dann ins Bett zu legen. Ich bin bald wieder da, in einer Stunde, höchstens zwei. Wenn du mich brauchst, ruf mich an, ja?«
    »Dad, ich komme schon zurecht«, beharrte ich.
    Nachdem er die Haustür hinter sich geschlossen hatte, wartete ich ein paar Sekunden und lief dann zurück ins Wohnzimmer. Adam rollte Emmas Ball herum, sehr zu ihrem Vergnügen.
    »Adam, kannst du mal auf Emma aufpassen? Ich muss mich umziehen.«
    »Wozu?« Adam runzelte die Stirn.
    »Die Abschlussfeier in der Bar Belle«, erinnerte ich ihn. »In nicht mal

Weitere Kostenlose Bücher