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Boys Dont Cry

Boys Dont Cry

Titel: Boys Dont Cry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Malorie Blackman
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Morgen früh wird alles wieder normal sein. Ich werde mein Leben zurückhaben.
    Ich würde aus diesem seltsamen Traum erwachen, in dem man mir ein Baby aufgehalst hatte, ein furchterregend fremdes Wesen.

19 DANTE
    Eine Art klagendes Miauen, wie von der Nachbarskatze, wenn ihr was nicht passt, weckte mich. Mit geschlossenen Augen schob ich das unangenehme Geräusch innerlich beiseite. Dann kam die Erinnerung. Als es mir unter großer Willensanstrengung gelang, die Augen zu öffnen, stand Emma aufrecht in ihrem Bettchen und sah mich an. Ich warf die Decke zurück und stolperte aus dem Bett. Je näher ich ihr kam, desto stärker wurde der Gestank. Ein entsetzlicher Gestank. Ich meine, wirklich, wirklich schlimm, er würgte einen im Hals und stach in der Nase. Ich brauchte kein Einstein zu sein, um zu wissen, dass ich bald knietief in Babykacke stecken würde.
    Verdammt noch mal, so hatten wir nicht gewettet.
    Es musste doch irgendeinen Ausweg geben. Unmöglich, dass man mir ein Kind aufhalste, das vielleicht nicht einmal meines war. Babys waren einfach potthässlich, sie stanken und stellten ständig irgendwelche Forderungen. Das konnte ich nicht brauchen. Ich war auch so schon ausgelastet. Für Emma war in meinem Leben kein Platz. Ich würde da nicht mitspielen, mein Leben nicht für die nächsten achtzehn Jahre auf Eis legen. Auf gar keinen Fall. Aber jetzt würde ich tun, was ich tun musste. Nur dieses eine Mal.
    Zehn Minuten später war der Angriff auf die meisten meiner Sinne vorbei. Aber Emma quengelte immer noch.
    »Was denn jetzt noch?«, fragte ich, und meine Verärgerung klang in meiner Stimme mehr als deutlich durch. Ich hatte ihre Windeln gewechselt und sie sauber gemacht, müde konnte sie auch nicht sein, sie war ja gerade erst aufgewacht – wo also lag das Problem?
    Wahrscheinlich hatte sie Hunger, fiel mir ein. Widerstrebend nahm ich sie auf den Arm und machte mich auf den Weg nach unten. Dad saß bereits in Anzug und Krawatte mit Adam am Küchentisch.
    »Hallo, Emma«, grinste Adam.
    »Guten Morgen, mein Engel«, sagte Dad. Und mich meinte er damit garantiert nicht!
    Euch auch einen schönen guten Morgen, Jungs!
    »Ich habe Haferbrei gemacht«, sagte Dad zu mir. »Deiner ist in der Mikrowelle. Emmas Babybrei steht noch auf dem Herd, zum Abkühlen.«
    Ich setzte Emma in ihren Hochstuhl. »Ich habe keinen Hunger. Könntest du das bitte übernehmen? Ich geh wieder in mein Zimmer«, sagte ich zu Dad.
    »Nicht ohne deine Tochter«, entgegnete Dad.
    »Wie bitte?«
    »Wo du hingehst, geht sie auch hin«, erklärte Dad mit steinerner Miene. »Du kannst sie nicht einfach abservieren, wann immer dir danach ist.«
    Dad und ich wechselten einen feindseligen Blick. Aber ich konnte in seinem Gesicht lesen wie in einem von Emmas Bilderbüchern. Wenn ich nach oben ging, dann würde er dafür sorgen, dass Emma fünf Sekunden später auch da war. Mit einem Seufzer schüttete ich ihren Brei in eine der Schüsseln, die Dad für sie gekauft hatte, und holte den passenden Löffel dazu. Ich probierte ein wenig, um die Temperatur zu prüfen – hätte ich das bloß nicht getan. Das Zeug schmeckte fade, war praktisch vollkommen geschmacklos.
    »Was ist denn damit los?«, fragte ich Dad.
    »Wahrscheinlich salzfrei. Kinder in Emmas Alter vertragen nicht viel Salz«, klärte Dad mich auf.
    Mein Haferbrei stand in der Mikrowelle. Eine Verlockung. Ich lechzte danach, Ahornsirup darüberzuschütten und ihn zu verschlingen, denn ich war dem Hungertod nahe. Also stellte ich Emmas Brei auf ihren Hochstuhl, gab ihr den Plastiklöffel in die Hand und ging zur Mikrowelle, um mein Frühstück zu holen.
    »Pass auf!«, rief Dad noch.
    Ich fuhr herum und machte sofort einen Hechtsprung, auf den jeder Champions-League-Torwart stolz gewesen wäre. Doch das half auch nichts. Emmas Brei fiel zu Boden, eine Nanosekunde später auch ihre Schüssel. Der Löffel landete schließlich auf meinem Kopf.
    Einen Augenblick blieb es still. Dann explodierte der Raum. Dad und Adam brachen in Gelächter aus. Emma brach in Tränen aus. Mein Kopf begann zu schmerzen – und nicht nur, weil ich den Löffel auf den Hinterkopf bekommen hatte.
    »Dante, das passiert, wenn du den Ball nicht im Auge behältst«, kommentierte Dad, als er sich wieder gefangen hatte.
    Ich schnappte mir ein Küchenhandtuch und begann die Schweinerei am Boden aufzuputzen. Dad stand auf und schüttete eine neue Portion Babybrei und Milch in den Kochtopf auf dem Herd. Adam nahm Emma aus

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