Bradshaw Gillian - Artus 02
Sie begann, das Ale heiß zu machen. Ihr Mann fluchte uns noch eine Zeitlang an, dann murmelte er noch, und dann schwieg er endlich. Gawain warf mir einen Blick zu, den ich nicht deuten konnte – Ironie? Ärger? Belustigung? Aber das Essen war köstlich, die Mühe hatte sich gelohnt, und mir war es egal, wen ich beleidigt hatte.
Als Gawain mit seinem Brot und Schinken fertig war, fragte er, ob der Töpfer und seine Familie schon lange in Caer Gloeu lebten. Ja, gab der Mann mürrisch zu, er lebte hier schon lange. Sei er denn schon seit acht Jahren hier? wollte Gawain wissen.
»Ich habe mein ganzes Leben in Caer Gloeu verbracht«, sagte der Töpfer. »Was soll die Frage?«
»Ich will nur folgendes wissen: Irgendwann im Spätherbst vor acht Jahren ist möglicherweise eine Frau diesen Weg geritten.
Eine schmale, blonde Frau, wahrscheinlich auf einem braunen Pferd und vielleicht in einem blauen Kleid. Sie hatte zwei Dienstboten bei sich, einer davon war ein alter Mann, dem ein halbes Ohr fehlte.«
Der Töpfer hörte aufmerksam zu. Dann schüttelte er den Kopf. »Hab’ nie so ’ne Frau gesehen. Was für ’ne Sorte Hure war sie denn, wenn sie so üppig gereist ist? Muß was ganz Tolles gewesen sein.«
»Sie ist keine Hure.« Gawains Stimme war noch immer ruhig, aber sie klang kalt und schneidend. Der Töpfer schaute ihn an und bekreuzigte sich plötzlich. Der dunkle Krieger sah gefährlich aus und sehr unheimlich, obwohl er ganz still dasaß, den leeren Teller auf dem Knie. »Sie ist eine Dame aus hoher Familie.«
»Na, ich hab’ sie jedenfalls nich’ gesehen. Hab’ auch keinen von ihr reden hören, jemals.«
»Weder hier in der Stadt noch auf der Straße nach Norden noch im Westen, auf der anderen Seite des Safern?«
»Wenn sie da vorbeigekommen ist, dann hab’ ich nie von ihr gehört.«
Gawain schaute ihn einen Augenblick ruhig an und seufzte dann. Die ganze Reise kam mir plötzlich unsinnig vor. Caer Gloeu liegt zwischen Powys, Dumnonia und der südlichen Wildnis von Elmet. Jemand, der in irgendeins dieser Länder will, bleibt wahrscheinlich über Nacht in Caer Gloeu, und eine Frau, die allein reist, nur von ein paar Dienern begleitet, wäre wahrscheinlich aufgefallen. Unser Gastgeber schien mir nicht zu lügen, also war es offensichtlich, daß Elidan nicht nach Caer Gloeu gekommen war. Wir konnten uns am Morgen zurück auf den Weg nach Camlann machen. Ich war erleichtert. Aber Gawain war offensichtlich enttäuscht. Er nahm noch einen Schluck von seinem heißen Ale und stellte dann den Becher hin.
»Ich danke dir.« Er sagte das tatsächlich, und ich war verblüfft. Der Töpfer auch, denn er zwinkerte uns verwirrt an, als ob er einen Geist gehört hätte. Gawain fuhr gelassen fort: »Mein Diener und ich, wir werden im Stall schlafen, bei unseren Pferden. Hast du ein paar Decken für uns?«
»Du kannst hier drinnen schlafen, beim Herd«, sagte der Töpfer. »Da brauchste nich’ viele Decken. Da brennt ’n gutes Feuer.«
Der Krieger warf einen Blick auf das qualmende Feuer und sagte: »Wir werden in den Ställen schlafen.«
Ich wollte wild protestieren. Der Gedanke daran, hinauszugehen in den zugigen, dreckigen Stall – gerade jetzt, wo ich anfing, wieder warm zu werden – weckte in mir den Wunsch, jemanden zu schlagen. Aber das konnte ich nicht, und deshalb bearbeitete ich den Töpfer, damit wir gute Decken bekamen. Am Ende schaffte ich es, ihn dazu zu zwingen, uns einen Teppich zu geben. Aber glücklich war er darüber nicht.
Als Gawain gesagt hatte, wir würden bei unseren Pferden schlafen, da hatte er das auch gemeint. Wir richteten uns für die Nacht tatsächlich im Stall ein, neben der Krippe. Aber es war gar nicht so kalt. Gawain begann sein Schwertgehänge abzuschnallen, und er legte das Schwert so, daß er es in der Nacht erreichen konnte.
»Warum konnten wir denn nicht im Haus bleiben?« fragte ich.
»Ich vertraue ihnen nicht.« Gawain sagte das ganz einfach. Er runzelte die Stirn, löste die Befestigungen an seinem Kettenhemd, zog es aber nicht aus. »Auf diese Weise können wir uns und die Pferde gleichzeitig bewachen.«
Das war vernünftig, wenn man sich vorstellen konnte, daß dieser Töpfer seine Gäste mit einem Messer erstach, um zwei Pferde und ein paar wertvolle Waffen zu bekommen. Aber wer tat so etwas schon? Oder würde der Töpfer das doch tun, wenn er glaubte, daß wir vielleicht loszogen, ohne ihn zu bezahlen? Er haßte uns ja sowieso. Dieser Gedanke machte mir angst. Nicht so sehr
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