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Bradshaw Gillian - Artus 02

Bradshaw Gillian - Artus 02

Titel: Bradshaw Gillian - Artus 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Koenigreich des Sommers
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die
Bescheid wußten…
Ich wandte mich von der Küche zu den Ställen, in der Hoffnung,
Gawain zu finden.
Zufällig war er nicht dort, sondern auf dem Übungsplatz in der
Nähe. Er warf vom Pferd aus Speere auf ein Ziel. Ceincaled schoß
über das Feld, so leicht wie eine Schwalbe, und Gawain schien ein
Teil von ihm zu sein. Er warf die Speere gerade und mit sicherer
Hand. Es war ein herrlicher Anblick, aber ich war nicht in der
Stimmung, mich hinzusetzen und ihn zu bewundern.
»Herr!« rief ich. Er warf mir einen Blick zu, wendete dann
Ceincaled in einem leichten Halbkreis und galoppierte zu mir
herüber. Vor mir zügelte er das Pferd und beugte sich vornüber. Er
stemmte den Ellbogen aufs Knie und hörte mir zu.
»Herr«, wiederholte ich, »hast du in der nächsten Stunde irgend
etwas zu tun? Es gibt etwas, über das ich mit dir reden muß.« Er seufzte. »Nein, nichts Dringendes. Maelgwyn hat heute
morgen zu tun. Nur… muß es sein?«
Ich schaute ihn verärgert an. »Ja. Unter vier Augen.«
Er richtete sich auf. »Na, in dem Fall… Braucht dein Pferd
Bewegung?«
Bald hatte ich meinen elenden Klepper aus Caer Legion gesattelt,
und wir ritten hinaus in die Berge. Es war Ende April, und der
Schnee war schon geschmolzen. Die ganze Erde war grün und
nebelig, und die Bäche rauschten. Ich mußte an die Zeit der Saaten
denken und an das grüne Korn und an die jungen Lämmer und die
Kälber, die es jetzt zu Hause zu versorgen galt. Der Frühling bringt
eine Menge Arbeit, aber er ist eine wunderschöne Jahreszeit. Gawain summte geistesabwesend eine Weile vor sich hin, und er
sang auch ein wenig auf irisch. Ich versuchte, meine Gedanken
zusammenzunehmen, und ich fragte mich, wie ich sie ihm wohl
vermitteln sollte. Schließlich war sie seine Mutter, und Krieger töten
wegen übler Bemerkungen über die Mutter.
»Herr«, sagte ich endlich.
»Also«, erwiderte Gawain, »du willst über meinen Bruder
reden?«
Ich war erstaunt. »O nein, Herr. Über deine Mutter.« Und ich
erzählte ihm, was Morgas an diesem Morgen zu mir gesagt hatte,
und daß ich gesehen hatte, wie Maelgwyn zu ihr ging, »um zu
reden.«
Gawain hörte mich geduldig an, und als ich endlich zögernd
innehielt, sagte er: »Du glaubst, sie begeht Ehebruch mit
Maelgwyn?«
»Herr« – ich holte tief Atem –, »mit allem Respekt, ja, das glaube
ich.«
Zu meiner Überraschung lächelte er bitter. »Sie tut es, selbst
wenn du es bezweifelst.«
Ich hielt mein Pferd an. »Du weißt davon?«
Er nickte und machte mit offenen Händen eine Geste. »Ich kenne
meine Mutter. Und ich habe Maelgwyn beobachtet. Die ganze
Festung weiß es, obwohl sie vor uns natürlich dergleichen nie
erwähnen würden. Sie ist in der Angelegenheit ganz offen gewesen.
Maelgwyn könnte mir fast leid tun, wenn ich nicht noch mehr
Mitleid für Lot hätte.«
Mein Gesicht fühlte sich heiß an, und ich schaute zwischen den
Ohren meines Pferdes durch. Daß ich in solcher Hast und mit solcher
Dringlichkeit mit so abgestandenen Nachrichten zu meinem Herrn
gekommen war! »Lot weiß es auch?« fragte ich.
»Er wußte es wahrscheinlich schon, ehe er auf den Inseln die
Segel gesetzt hat.« Ich blickte abrupt auf, und er fügte schnell hinzu,
während er mich nicht anschaute: »Nein. Es ist ihm nicht
gleichgültig. Er könnte dem nicht zustimmen – nur, er kann ihr nicht
länger irgendeinen Wunsch verweigern, der ihr gerade in den Sinn
kommt. Er kann nichts mehr selbst entscheiden, Rhys. Er hat noch
immer Wünsche, er hat noch immer einen Willen, aber er kann nicht
handeln. Er…« Gawain streckte mit einer müden Bewegung die
Hand in die Luft. »Er ist dahingewelkt. Er ist jetzt nur noch ein
Schatten, ein Geist unter seinen eigenen Kriegern, ein Gespenst, das
starrt und nicht sprechen kann. Ich kann hingehen und mit ihm
reden, ich kann ihm erzählen, wie die Dinge stehen mit Agravain
und mit mir selbst, und er freut sich über dieses und jenes, aber
handeln« – seine Hand ballte sich krampfhaft –, »er ist wie eine
Puppe. Und er ist auch derjenige, der einmal der Schild seines
Volkes war, das Bollwerk seiner Truppe, der Anführer von tausend Speeren. Er war der Herr von Dun Fionn auf den Orcades und allen Inseln im Norden und Westen von Kaledonien. Er war Herrscher durch seine eigene Kraft, durch seinen Scharfsinn und seinen Mut! Lieber Himmel, wie sie ihn benutzt hat!« Er ließ die Hand auf seinen Schenkel sinken, hob sie dann noch einmal und richtete die Finger mit Anstrengung aus. Er rieb über

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