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Bradshaw Gillian - Artus 02

Bradshaw Gillian - Artus 02

Titel: Bradshaw Gillian - Artus 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Koenigreich des Sommers
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keine Hexe, und der Ruf, den sie
hatte, sei nur üble Nachrede. Der pure Neid. Hervorgerufen dadurch,
daß sie schön und intelligent und fähig in
Regierungsangelegenheiten war. »Es kommt auch daher, daß sie
manchmal eine gewisse Ausstrahlung hat. Mein Bruder sieht hin und
wieder genauso aus.« Dennoch, ich meinte nicht, daß Morgas und
Gawain sich irgendwie ähnlich waren, obwohl sie beide unheimlich
wirkten. Ich wußte, daß Medraut sich irrte. Wahrscheinlich, so sagte
ich mir, spricht er nur aus, was er gerne glauben würde.
Als ein paar Wochen vergangen waren, entschloß Rhuawn sich,
darauf zu drängen, daß Gawain und Medraut anständig miteinander
redeten und ihre Differenzen ausräumten. Er bat Medraut eines
Nachmittags herüber in unsere Hütte und hielt ihn lange dort, ohne
Gawain vorzuwarnen. Der größte Teil des Nachmittags war
angenehm wie gewöhnlich. Er verging in entspannter Unterhaltung.
Dann öffnete sich die Tür, und Gawain erschien. Hinter ihm lag das
Zwielicht, und es regnete, und das Haar meines Herrn klebte ihm vor
Nässe am Kopf. Er selbst triefte und sah müde aus. Aber er warf nur
einen Blick auf Medraut, und beide erstarrten. Einen Augenblick
lang dachte ich, Gawain wolle wieder rückwärts hinaus in den Regen
gehen, unter irgendeinem Vorwand. Rhuawn stand hastig auf, grüßte
Gawain und bot ihm Met an. Gawain schaute ihn noch nicht einmal
an, sondern er stand nur da und starrte Medraut an.
Medraut starrte zurück. Die beiden Gesichter, das dunkle und das
helle, waren so still wie der Himmel, und nur ihre Augen waren
strahlend und kalt. Dann, zwischen einem Augenblick und dem
nächsten, schritt Gawain durch das Zimmer, stellte sich vor seinen
Bruder und schaute zu ihm hinab. Die offene Tür ließ den nassen
Geruch der Nacht ein, und der Regen tropfte von seinem Mantel auf
den Fußboden.
»Was machst du hier?« Gawains Stimme war ruhig, aber irgend
etwas in seinem Tonfall sagte mir, daß Gefahr drohte.
Medraut richtete sich vor dem Feuer auf, stellte sich hin, wischte
die Holzasche von seiner Schulter und lächelte zögernd. »Ich wurde
hierhergebeten, Bruder. Wenn du mich nicht willst, dann gehe ich.« Gawain warf Rhuawn einen Blick zu und dann mir. »Wahrhaftig,
du wurdest gebeten. Aber was hast du gemacht, Medraut?« Der andere lächelte nervös und bedauernd. »Ich habe Harfe
gespielt, wie du es mir einmal beigebracht hast. Was ist daran
falsch?«
»Das ist es nicht, was ich meinte.« Gawain musterte seinen
Bruder mit festem Blick. Etwas Wasser rann aus seinem Haar und
lief ihm die Wange hinunter. Es glitzerte wie rote Bronze im
Feuerlicht. »Medraut.« Seine Stimme hatte sich verändert und war
ernst geworden. »Früher einmal wolltest du sein wie CuChulainn,
voll Kraft und Fähigkeiten. Voll Mut und Ehre. Ich habe gedacht, du
könntest einmal ein zweiter CuChulainn werden. Ist das alles nichts
für dich, außer einem Flüstern in der Dunkelheit und der Hoffnung
und einem purpurnen Mantel im Tageslicht?«
Nur einen Augenblick lang glaubte ich, ich sähe etwas Seltsames
in Medrauts Gesicht. Es war eine kalte, bittere Finsternis, die sich
hinter seinen Augen zeigte. Aber das war nur für einen Augenblick,
und dann lächelte er wehmütig und schmerzhaft, und ich
bezweifelte, ob ich überhaupt etwas gesehen hatte. »Noch immer
unnachgiebig?« fragte er Gawain. »Bedeuten wir dir nichts, deine
Familie und dein Heimatland, das du einmal geliebt hast? Hast du
uns verkauft um ein weißes Pferd und ein Schwert und einen Platz
hinter dem Pendragon?«
»Zuerst dem Licht, nicht Artus. Und es war der Mühe wert, trotz
allen Kummers. Wie ist es mit deinem Handel, Medraut?« Medraut ging schnell zur Tür, packte sie und blieb stehen, die
Hand auf dem Riegel. »Ich kann hier nichts tun.« Er schaute seinen Bruder nicht an, und seine Stimme klang gepreßt von irgendeinem inneren Schmerz. »Wenn du noch immer Lust hast, Rhuawn, dann können wir morgen jagen gehen. Gute Nacht, Gawain.« Er schlüpfte
hinaus und schloß die Tür hinter sich.
Rhuawn starrte Gawain zornig an, aber er sagte nichts. Gawain seufzte, nahm die Nadel von seinem Mantel und hielt ihn
einen Augenblick in der Hand. Das Rot des Stoffes leuchtete
lebendig vor seiner schmalen, dunklen Gestalt. Zögernd setzte er
sich, schaute Rhuawn an und dann mich.
»Ihr dürft Medraut nicht glauben«, sagte er endlich. »Was immer
er plant, es ist nicht zu eurem Besten.«
Rhuawn sagte nichts. Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Mein
Herr hatte

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