Braeutigame
ein Linienflug ist? Das ist kein Flug für Touristen, sondern eher für Geschäftsleute.“
„Das macht ja nichts.“
„Was ich sagen will, ist, dass das in der Regel eine ganze Menge mehr kostet als ein Ferienflieger. Das wissen Sie?“
„Aber nein, woher soll ich das denn wissen? Deswegen bin ich ja hier zu Ihnen gekomm en. Um mich beraten zu lassen, i ch würde sonst alles falsch machen. Würde das gar nicht können, würde ich. “
„Pauschalreisen in die Ukraine gibt es praktisch gar nicht, und von direkten Flugverbindungen von Deutschland aus habe ich noch nie gehört. Ich kann mich natürlich irren, aber ich glaube nicht…“
„Frau Petersen, ich verstehe gar nicht richtig, was Sie alles sagen, mit diesem paus chal und den Linien. Die Sache ist... wirklich kompliziert , ja ?“
„Wissen Sie was ? – wir schauen jetzt einfach mal nach, was es gibt. Also…“
Ingrid Petersen wendet sich ihrem Computerbildschirm zu und beginnt zu tippen. „Ukraine… Flughäfen… Da haben wir die Liste schon… Charkow, Dnjerp… Wie heißt das…? Denjep… Dnje-pro-pe-trowsk… Namen haben die da im Osten, Mensch… dann gibt es noch Donetzk, Kiew – das kennt man wenigstens –, Lemberg, Odessa und Se - was - to - pol. Ach – und hier… – Sehen Sie mal, Sie können von D eutschland aus sogar direkt da hin fliegen.“
„Das ist gut. Das macht die Sache gleich einfacher.“
„Von Frankfurt nach Kiew geht hier ein Flug . M it der Lufthansa. “
„Ja, die kenne ich!“
„ Aber auf der Maschine gibt es sicher fast nur Business-Class-Tickets und teure Economy. Ich glaube, das ist nichts für Sie, das buchen normalerweise nur Kaufleute. Da fährt wirklich niemand hin außer Manager von großen Firmen und wahrscheinl ich ein paar Entwicklungshelfer, die Brunnen bohren und Lebensmittel verteilen .“
„ Das wird man sehen. Abe r Frau Petersen... – Kiew ist wohl etwas zu weit weg für uns. Früher, als mein Vater noch lebte, lag das acht Tagesreisen vom Dorf entfernt. Stellen Sie sich das einmal vor: Acht Tage war er von Leipzig nach Kiew unterwegs.“
„Zu Fuß?“
„Na Sie machen mir Spaß – mit dem Pferdewagen natürlich, mit der Podwoda . Wir hatten doch alle Pferde damals, jeder seine eigenen, herrliche Tiere. Aber Kiew…? Nein, das scheint mir zu weit weg zu sein, selbst wenn wir einen Wagen nehmen würden. Odessa wäre besser, glaube ich. Gibt es da auch etwas – nach Odessa?“
Ingrid Petersen steht schmunzelnd auf . Aus einem der Regale mit Reisekatalogen zieht sie einen Weltatlas.
„So“, sagt sie. „Jetzt machen wir es richtig.“
Sie legt das schwere Buch auf ihren Schreibtisch und sucht mit dem Zeigefinger den In dex ab.
„Hier“, sagt sie schließlich zu sich selbst. „Seite siebenundzwanzig und achtundzwanzig, Spalten B b is D, Reihen vier und fünf... Da …“ Sie schlägt die Seite auf und sucht mit dem Finger das richtige Feld. „Aha... Da haben wir’s. Odessa. Direkt am Schwarzen Meer liegt das.“
„Das stimmt, ja. Einen großen Hafen haben sie.“
„Da könnten Sie vielleicht auch nach Bukarest fliegen. Schauen Sie mal, das liegt hier links auf der Landkarte… Gar nicht weit weg, jedenfalls viel dichter als Kiew. Käme das auch für Sie in Frage, Bukarest?“
„Nein, Odessa ist richtig, glaube ich. Da will ich hin. Ich war früher auch schon einmal in Odessa, als ich ein junges Mädchen war. K lein noch. Ungefähr 1930 muss das gewesen sein. Mit meinem Vater. Sehr elegant alles. “
„Gut...“ Frau Petersen setzt s ich wieder auf ihren S tuhl. „Odessa also. Wollen Sie von Hamburg aus fliegen – hier von Fuhlsbüttel?“
„Ja, bitte, so hat mein Sohn das gesagt.“
„Bestens.“ Sie tippt. „Gut, dann schauen wir einmal nach . Wann genau soll Ihre Reise losgehen?“
„In drei Monaten ungefähr, hab en wir gesagt , Theo und ich. Im Mai. Um den zehnten herum, wenn das möglich ist.“
„Zehnter Mai. Soll ich den einfach mal eingeben? Für die Suche brauche ich immer ein genaues Datum.“
„Ah so. Ja, das würde im Grunde schon passen. Dann nehmen wir einfach den zehnten Mai.“
„Das kann man natürlich alles noch ändern – mir geht es im Moment nur um die erste Suche, damit wir überhaupt eine Preisvorstellung bekommen. Und wann wollen Sie wieder zurückfahren?“
„Vier oder fünf Tage später, habe ich gedacht.“
„Das ist d ann aber eine kurze Reise... egal, sagen Sie einfach mal den Tag, der für Sie am besten wäre. Hin und h
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