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Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Titel: Bragg 04 - Dunkles Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
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hysterischen Weinkrampf ausbrechen. Und warum durfte sie das nicht? Weil sie diesen schönen, oft so aggressiven Mann neben sich liebte? Weil er sie nur wegen ihrer gemeinsamen Tochter und nicht um ihrer selbst willen geheiratet hatte? Weil er sie zwei Jahre zuvor so grauenhaft verletzt hatte? Weil er sie gerade erst aus Wut und Eifersucht und nackter Begierde genommen hatte? Sie wusste es selbst nicht genau. Sie war verwirrt und unglücklich.
    Sie schniefte, versuchte sich die Tränen abzuwischen, bevor er sah, dass sie weinte.
    Plötzlich sprang der Earl auf, ging quer durch den Raum und machte die Tür zu. Sie hatte in ihrer Verwirrtheit überhaupt nicht mitbekommen, dass die Tür offen stand. Sie wandte den Kopf ab, tränenüberströmt. Sie spürte, dass er sie ansah.
    »Mein Gott«, sagte er stockend. »Jane? Habe ich … dir wehgetan?«
    Sie hatte Angst, etwas zu sagen, und schüttelte bloß den Kopf. Sie traute sich nicht, sich umzudrehen und ihn anzuschauen, nicht mit ihrem verweinten Gesicht.
    »Jut mir leid«, sagte er heiser.
    Als sie den Schmerz in seiner Stimme hörte, stützte sie sich auf die Ellbogen und sah in seine Richtung. jetzt hatte er den Blick abgewandt. Selbst im Profil war zu erkennen, wie bedrückt er war, wie sehr er sich quälte. Er fasste sich an die Brust, als ob sein Herz ihn schmerzte. »Tut mir leid«, sagte er wieder. Offenbar quälte er sich mit Selbstvorwürfen.
    Sie machte Anstalten, ihm zu widersprechen, konnte seinen Anblick und den Klang seiner Stimme nicht mehr ertragen.
    Dann sah er sie an. »Warum weinst du? So ein Mist!«
    Er kehrte ihr den Rücken zu und stützte sich auf eine Stuhllehne. Sie sah das Spiel seiner Rücken- und Armmuskulatur. »Wie kann ich nur so etwas Dummes fragen.« Immer noch hatte er das Gesicht von ihr abgewandt. »Tut mir leid. Das wird nie mehr vorkommen, das verspreche ich dir.«
    »Aber du hast doch gar nichts falsch gemacht«, sagte Jane und stand vom Boden auf. Er vermied es, sie anzusehen. Sie zögerte, wollte ihn trösten. »Wir sind doch erwachsene Menschen. Und ich habe dich nicht abgewiesen.«
    Er stand reglos da. Sie hörte, wie er leise schimpfte. Sie sah, wie sich die Sehnen an seinem Hals anspannten. Jane näherte sich ihm zögerlich, legte liebevoll die Hand auf seinen Rücken. Er zuckte zusammen, als ob sie ihn geschlagen hätte. »Fass mich nicht an!« Jane zog gekränkt die Hand zurück.
    »Es wird nie mehr vorkommen, das verspreche ich dir«, sagte der Earl heiser, drehte sich um und sah sie an. Sie sah in seinen silbernen Augen, welche Qualen er litt, wie er sich selbst anklagte. »Ich schicke dir Molly.« Und dann war er draußen.
    Jane sah den Earl den ganzen Tag nicht mehr. Er schien ihre Gesellschaft zu meiden. Während so die Stunden verstrichen, kehrte ihre Urteilsfähigkeit allmählich zurück. Zweifellos hatte er gegen die Vereinbarung verstoßen. Daran änderte auch der Umstand nichts, dass sie seine Liebkosungen leidenschaftlich erwidert hatte, nachdem er einmal angefangen hatte, sie zu küssen. Aber sie konnte ihm deswegen natürlich nicht böse sein. Wenn sie an die Ekstase dachte, die sie in seinen Armen erlebt hatte, und an die Selbstvorwürfe, mit denen er sich hinterher gequält hatte, konnte sie ihm beim besten Willen nichts vorhalten.
    Jane machte sich sogar Sorgen um ihn.
    Was war das für ein dunkler Schatten, der so schwer auf seiner Seele lastete? Welche dunklen Feuer brannten in den Abgründen seines Herzens? Und warum verspürte sie nur einen so unbändigen Drang, ihn mit sich selbst zu versöhnen und ihn wieder zum Lachen zu bringen?
    Als sie sich abends im Criterion Theatre für die Vorstellung zurechtmachte, musste sie ständig an ihn denken. Robert teilte ihr mit, dass das Haus wieder einmal vollständig ausverkauft war. Das brachte sie wenigstens vorübergehend auf andere Gedanken.
    Auf der Bühne war sie nicht richtig bei der Sache. Sie wusste genau, dass er der Grund dafür war. Sie gab sich redlich Mühe, konnte aber nicht wirklich mit ihrer Rolle verschmelzen, musste ständig an jene wundervollen Augenblicke zurückdenken.
    Nach dem höflichen, fast spärlichen Beifall des Publikums hatte sich vor ihrer Garderobe bereits wieder die Pressemeute eingefunden.
    »Seid Ihr die Mutter des Kindes?«
    »Warum habt Ihr es vor der Welt versteckt?«
    »Seine Lordschaft, der Earl von Dragmore, war heute mit der Kleinen im Regents Park und hat sich öffentlich zu ihr bekannt. Könnt Ihr uns dazu etwas

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