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Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Titel: Bragg 04 - Dunkles Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
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sagen?«
    »Stimmt es, dass Dragmore seit dem Sommer vierundsiebzig Euer Vormund ist?«
    »Also müsste er doch immer noch Euer Vormund sein.«
    »Hat er Euch gegenüber seine Stellung ausgenutzt? Seid Ihr nun die Mutter des Kindes?«
    »Wenn ich richtig informiert bin, wart Ihr damals gerade siebzehn? Ist das richtig?«
    »Wieso hat er Euch damals nicht geheiratet?«
    Jane konnte sich gerade noch in ihre Garderobe flüchten, und Gordon knallte die Tür hinter ihr zu.
    Sie war wie betäubt, starr vor Angst, atemlos.
    »Guter Gott!«, rief Gordon. »Mein Gott! Was für eine Unverschämtheit! Jane, ist alles in Ordnung?«
    Sie fasste sich zitternd an die Brust, stand mit großen Augen fassungslos da. Ihr Gesicht war kreidebleich. »Oh Gott! Wie soll das nur weitergehen?«
     
    Auch der Whiskey vermochte den Earl nicht zu trösten.
    »Liebling, was ist denn heute mit dir los?«
    Er hörte nicht, was seine Mätresse sagte. Amelia ließ hörbar die Luft aus ihrem Mund entweichen. Sie war frustriert. Die beiden befanden sich in Amelias Salon. Amelia selbst hatte bereits ihre Abendgarderobe angelegt, war ausgehfertig, der Earl trug seine Reithose, dazu Stiefel und ein vorne halb aufgeknöpftes zerknautschtes Hemd, das er nicht einmal in den Hosenbund gesteckt hatte. Er machte ein finsteres Gesicht, seine Augen lagen tief in den Höhlen. Er hatte eine halbe Flasche Whiskey getrunken, doch er war durchaus nicht betrunken. Im Gegenteil: Er war stocknüchtern.
    »Verdammt«, sagte er wütend und schleuderte die Flasche auf den türkischen Teppich, der den Boden bedeckte.
    »Nick!«, rief Amelia wütend. Sie machte Anstalten, die Flasche aufzuheben. »Liegen lassen«, knurrte er.
    Sie stand da, die Hände in die fülligen Hüften gestemmt. »Du bist heute Abend unausstehlich. Gehen wir jetzt zu der Soiree bei den Sinclairs oder nicht?«
    Er sah sie zum ersten Mal seit einer Stunde direkt an. Er verachtete sie, hatte sie schon immer verachtet. Trotzdem war er hier – weil er sich von seiner Frau fern halten musste.
    Unter allen Umständen.
    »Am besten, du gehst allein«, sagte er verächtlich.
    »Warum lasse ich mir das nur immer wieder von dir bieten!« Amelia stürmte aus dem Zimmer.
    Nick hielt die Armlehnen des Stuhls umklammert, bis der ganze Rahmen knackte. Wenige Stunden zuvor hatte er Jane in einem Anfall von Wut genommen. ja, er hatte sie vergewaltigt. Wie Chavez.
    Ja, er war genau wie Chavez.
    Sein Herz schlug wie verrückt. Aber noch schlimmer war für ihn das Bild ihres – von seinen ungestümen Liebkosungen geröteten – fein geschnittenen ovalen Gesichts, ihrer tränenüberströmten Wangen.
    Wie konnte er nur wieder gutmachen, was er da angestellt hatte? ja, wie?
    Indem er sich von ihr fern hielt. Vielleicht sollte er sie sogar in London lassen und selbst wieder nach Dragmore fahren. Aber konnte er vor seiner Frau ewig nur davonlaufen?
    Konnte er ewig nur vor sich selbst davonlaufen?
    »Jane, das alles tut mir ja so leid.« Er fing an zu stöhnen. »Ich wollte dich wirklich nie verletzen, niemals.«
    Es war kurz nach Mitternacht. Der Earl hörte, wie Amelia ihrem Mädchen draußen noch ein paar Anweisungen gab, bevor sie das Haus verließ. Er war froh, dass sie weg war. Kurz nach zwölf. Janes Vorstellung musste inzwischen vorbei sein. Ob sie direkt nach Hause fuhr oder vielleicht noch mit Gordon zum Essen ging? Oder mit Lindley?
    Doch an diesem Abend empfand er keine Eifersucht. Nur Schmerz.
    Ob sie nach Hause fuhr, konnte ihm ohnehin egal sein. Er musste sich von ihr fern halten. Der Earl stand auf, legte sich auf das Sofa und starrte zu der bemalten Decke hinauf. Sein einziger Gedanke war Jane -Jane. Auf der Bühne zugleich mitreißend und schön wie ein Engel. Dann die scheue, die zitternde Jane, die er kennen gelernt hatte, als sie damals mit ihrer Tante in Dragmore erschienen war. Und schließlich die Jane in seinen Armen: heiß, wollüstig – die Jane, die seinen Namen gestammelt hatte.
    Er schloss die Augen. Er war schrecklich müde. Trotzdem konnte er nicht schlafen, das wusste er ganz genau. Als er die Augen wieder aufmachte, war es fast vier, und Amelia beugte sich über ihn und bezirzte ihn auf eine Weise, die er überhaupt nicht leiden konnte.
    »Liebling, du bist ja so müde. Komm, steh auf und lass uns ins Bett gehen.« Sie strich ihm über das Haar.
    Er setzte sich auf und ignorierte ihr Getätschel. Dann stand er auf und hielt Ausschau nach seinem Jackett. Er entdeckte es auf einem Stuhl und

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