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Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Titel: Bragg 04 - Dunkles Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Tanz. An einem der Tische fingen ein paar gut gelaunte junge Leute an zu klatschen.
    Als das Lied vorbei war, stimmte die Frau einen anderen diesmal langsamen und getragenen – Song an. Lindley zog Jane sofort an sich und wiegte sich langsam mit ihr hin und her. Jane wurde mulmig zumute. »Jon, was machst du da?«
    »Hast du nicht gesagt, dass du tanzen willst?«, entgegnete er mit belegter Stimme.
    Er zog Jane so eng an sich, dass sie jeden Zentimeter seines Körpers spürte. Ihr war nicht ganz klar, was sie davon halten sollte. Sie dachte an den Earl und hatte Schuldgefühle. Andererseits fühlte sie sich einsam und brauchte menschliche Zuwendung. So eng mit einem attraktiven Mann zu tanzen war wundervoll. Allmählich entspannte sie sich.
    »Du bist so verdammt schön, Jane«, flüsterte Lindley, und sie spürte seinen Atem auf ihrer Wange.
    Jane wusste nicht, was sie sagen sollte, also schwieg sie.
    Als das Lied zu Ende war, löste Jane sich aus Lindleys Armen. Sie war zugleich beschämt und erregt über die intime Nähe, die sie mit Lindley geteilt hatte. »Wollen wir uns nicht lieber setzen?«, fragte sie unsicher.
    »Mal sehen, ob wir einen Platz finden«, sagte er und nahm ihre Hand, um sie durch die Menge zu geleiten. In dem engen Gang versperrte ihnen ein Paar den Durchgang. Der Mann war groß und dunkel und erschien Jane trotz des Schummerlichts, der flackernden Kerzen und der schweren Rauchschwaden irgendwie vertraut. Er stand kerzengerade da. Es war der Earl von Dragmore.
    Jane traute ihren Augen nicht.
    Er sah Lindley mit seinen Silberaugen zornig an. Lindley brach als Erster das peinliche Schweigen. »Hallo Shelton, hallo Amelia.«
    Jetzt erst sah Jane die Rothaarige. Wie üblich bot Amelia einen ebenso attraktiven wie erotischen Anblick – sie hatte das Gesicht zu einem Grinsen verzogen. »Hallo Jon«, schnurrte sie.
    Der Earl wandte den Blick von Lindley ab und sah Jane an. Jane blickte ihm ebenfalls ins Gesicht und hatte plötzlich furchtbare Angst. Sie wusste genau, dass er wütend darüber war, sie hier mit Lindley anzutreffen, andererseits war er ja auch mit Amelia da. Was für ein Chaos, dachte sie und fühlte sich plötzlich hundeelend. Sie wollte unter allen Umständen eine Szene vermeiden. »Hallo Nicholas«, sagte sie ruhig. Als sie seinen Namen aussprach, zuckte er zusammen, als ob ihn eine Kugel getroffen hätte. »Amelia.«
    Der Blick des Earls brannte wie Feuer. »Amüsierst du dich gut, Jane?«, fragte er mit schneidender Schärfe.
    Sie sah ihn mit großen Augen an. »Nein, ich habe Kopfschmerzen.«
    Amelia kicherte und schmiegte sich noch enger an den Earl. »Vielleicht solltest du besser nach Hause und ins Bett gehen«, sagte sie höhnisch. Sie meinte natürlich: mit Lindley, wie ihrem Tonfall und ihrem Gesichtsausdruck zu entnehmen war.
    »Wie Recht du hast.« Jane sah Lindley an. »Würdest du mich jetzt bitte nach Hause begleiten? Der Rauch und der Lärm sind mir unangenehm.«
    »Natürlich«, erwiderte er prompt. Dann sah er den Earl an. »Es sei denn, Nick möchte dich nach Hause begleiten.«
    Jane rührte sich nicht von der Stelle und hoffte auf ein Wunder.
    Der Earl schürzte die Lippen und entblößte seine weißen Zähne. »Sie ist mit dir hierhergekommen, dann soll sie auch mit dir wieder gehen. Ich habe heute noch was vor.«
    Jane schloss kurz die Augen. Seine grausamen Wort taten ihr weh. Wenn sie den Mann doch nur hassen könnte. Sie nahm Lindleys Arm, und die beiden bahnten sich ihren Weg durch die Menge.
    Jane bemerkte deshalb nicht, dass der Earl Anstalten machte, ihnen zu folgen, dann aber abrupt stehen blieb und mit einem inneren Dämon rang.
    »Lass sie doch gehen«, sagte Amelia schmollend.
    »Ach, halt den Mund«, beschied er sie und verfolgte mit den Augen ganz genau die beiden Gestalten, die sich Richtung Eingang bewegten. Er unternahm noch einen zweiten hilflosen Versuch, den beiden zu folgen, fing dann leise an zu fluchen und fuhr sich mit der Hand durch das Haar. Dann blickte er seiner Frau nach, bis sie durch die Tür entschwand und die Treppe hinaufging.
    Tief in seinem Innern stimmten die Dämonen ihr schauerliches Geheul an.
     

Kapitel 42
     
    Jane sprach auf der Rückfahrt zum Tavistock Square kein Wort, und Lindley ließ sie nach ein paar vergeblichen Anläufen einfach in Ruhe. Er half ihr aus der Kutsche und begleitete sie zur Eingangstür. Thomas ließ die beiden herein.
    Lindley blieb in der Halle stehen und schien noch hereinkommen zu wollen.

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