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Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Titel: Bragg 04 - Dunkles Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Amerika nicht mehr hat blicken lassen, seit er das Erbe in Dragmore angetreten hat.«
    »Er ist hinter ihr her«, sagte Rathe, und die beiden waren sich plötzlich völlig einig.
    Grace schlang die Arme um die Taille ihres Mannes. »Vielleicht liebt er sie ja«, sagte sie leise. »Vielleicht hast du Recht. Er verfolgt sie – und genau das möchte sie, selbst wenn es ihr nicht bewusst ist.«
    »Schon möglich«, erwiderte Rathe. »Wenn er sie nicht liebt, warum reist er ihr dann hinterher?«
    Plötzlich sahen die zwei sich lächelnd an, und jeder von ihnen wusste genau, was der andere dachte – dass es richtig war, Jane nichts von Nicks Kommen zu verraten und ein Zusammentreffen der beiden sogar zu begünstigen. »Oh, wir sind ja ganz schlimme Leute«, sagte Grace.
    »Wir?«, protestierte Rathe, aber seine Grübchen dementierten seinen Ton. »Das ist mal wieder eine von deinen Intrigen. Ich bin doch bloß ein harmloser Komplize.«
    »Liebling, das ist ein Widerspruch in sich.«
    »Du bist ja auch ein Widerspruch in dir selbst«, murmelte er und küsste sie. »So schlau und so schön.«
    »Und du«, sagte sie kehlig und erwiderte seinen Kuss, »zeigst immer noch keine Reue. Habe ich dich immer noch nicht bekehrt?«
    »Mach weiter so«, brachte er gerade noch heraus.
     
    Immerhin würde bei seiner Rückkehr die Scheidung durch sein.
    Ein erfreulicher Gedanke an einem ansonsten trüben Tag. Der Earl von Dragmore blickte aus dem Fenster seiner Kutsche. Sie rollten gerade auf der First Avenue dahin, und er wurde auf dem Kopfsteinpflaster ordentlich durchgeschüttelt. Er nahm kaum zur Kenntnis, dass New York in den zehn Jahren, seit er nicht mehr in den Staaten gewesen war, aus allen Nähten geplatzt war. Dazu war er zu sehr mit seinen Gedanken beschäftigt. Er war erst kurz zuvor mit Chad auf einem Passagierdampfer eingetroffen, und jetzt waren die beiden auf dem Weg zum Haus seines Bruders am Riverside Drive.
    Er war fest entschlossen, die beiden so lange zu suchen, bis er sie gefunden hatte. Und wenn er dazu jedes Hotel abklappern musste.
    Er konnte noch immer nicht glauben, dass sie mit seinem besten Freund aus England abgereist war, und hoffte innig, dass es dafür eine vernünftige Erklärung geben möge.
    Er wusste oder meinte jedenfalls zu wissen, dass Jane ihm zugetan war. Es sei denn, sie verfügte über ein schier übermenschliches Schauspieltalent. Der Gedanke versetzte ihm einen Stich. Schließlich war Jane ja Schauspielerin, und er hatte sie gezwungen, ihn zu heiraten. Was hatten sie bislang gemeinsam erlebt? Ekstatische Liebesnächte, das war alles. Doch dann korrigierte er sich. Sie hatten eine große Leidenschaft zusammen erlebt, ein Gefühl, das so tief war, wie er es noch keiner Frau entgegengebracht hatte.
    Und dann fiel ihm wieder ein, wie sie Chad und Nicole in ihrem Wohnzimmer vorgelesen hatte, wie er die vornehme Gesellschaft im Hyde Park von Nicoles Existenz in Kenntnis gesetzt hatte, wie sie auf dem See Boot gefahren waren. Er dachte an ihr Beisammensein morgens beim Frühstück, an Nicoles Temperamentsausbrüche, an die Nacht, als sie bis zum Morgengrauen getanzt hatten. Sie hatten mehr zusammen erlebt als nur eine große Leidenschaft.
    Und obwohl sie ihn verlassen, ihn abermals angelogen und verlassen hatte, mit seinem besten Freund weggelaufen war, seine Tochter entführt hatte – war sie für ihn noch immer das Allerwichtigste.
    Ja, er liebte sie immer noch.
    Keine Frage: Sollte sie Lindleys Mätresse sein, würde er seinen alten Freund umbringen. Deshalb blieb ihm nur die Hoffnung, dass er unter solchen Bedingungen von Janes Verhalten derartig angewidert sein würde, dass er sich endlich von ihr distanzieren konnte. Seine Wut und sein Verlangen lagen miteinander im Streit, und das Ergebnis war ein Gefühl konfuser Verzweiflung.
    Nachdem er herausgefunden hatte, dass Jane verschwunden war, hatte er augenblicklich Robert Gordon aufgesucht, weil er erwartet hatte, sie dort anzutreffen. Gordon hatte ihn dann davon in Kenntnis gesetzt, dass Jane nach Amerika abgereist war. Diese Auskunft hatte den Earl in eine Art Schockzustand versetzt.
    »Sie liebt Euch sehr«, hatte Gordon ganz unverblümt gesagt. »Aber Patricias Rückkehr aus dem Reich der Toten hat sie bis ins Mark getroffen.«
    Ob der Mann Recht hatte? Ob sie ihn wirklich liebte?
    Er konnte ihr nicht sofort nachreisen. Denn er hatte beschlossen, Chad mitzunehmen, damit sein Sohn seinen amerikanischen Großeltern den längst

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