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Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Bragg 04 - Dunkles Verlangen

Titel: Bragg 04 - Dunkles Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
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Charme und Humor.
    Sie spähte vorsichtig in das Esszimmer.
    Er saß allein am oberen Ende des riesigen Tisches, der lang genug war, um dreißig bis vierzig Personen zu platzieren. Die Aura der Einsamkeit, die den Mann dort an dem riesigen Tisch umgab, ließ ihn plötzlich außerordentlich bedeutend erscheinen. Was echte Einsamkeit war, hatte Jane erst begriffen, nachdem man sie aus London weggeschickt und gezwungen hatte, in dem Pfarrhaus zu leben. Eine schreckliche Zeit. Deshalb wusste sie besser als jemand, der nie in einer intakten Familie oder einem Kreis fürsorglicher Menschen gelebt hatte, was Einsamkeit bedeutete. Als sie den Earl so allein dort sitzen sah, kamen ihr unwillkürlich die Tränen Tränen des Mitgefühls. Plötzlich wusste sie, dass der Mann nicht nur allein, sondern schrecklich einsam war. Sie hatte Angst.
    Er wandte das Gesicht in ihre Richtung, hörte zu kauen auf und sah sie an.
    Jane war plötzlich frohgemut, wartete darauf, dass er sie bitten würde, ihm Gesellschaft zu leisten. Sie lächelte sogar zaghaft.
    Doch er sah sie bloß schweigend an.
    Dann verließ sie der Mut. Sie drehte sich um und ergriff die Flucht.
     

Kapitel 8
     
    An Schlafen war überhaupt nicht zu denken.
    Es war schon spät, und der Earl von Dragmore hielt sich allein in seiner Bibliothek auf. Die Lampe, die auf der Ecke seines Schreibtischs stand, war die einzige Lichtquelle in dem ganzen Raum. Er stand – in Gedanken versunken und mit einem Glas Whiskey in der Hand – im Halbdunkel neben dem Kamin. Draußen in der Einsamkeit heulte irgendwo ein Hund.
    Nick leerte das Glas auf einen Zug.
    Er ging zu dem Sideboard, um das Glas nachzufüllen. Er brachte Janes Bild einfach nicht mehr aus dem Kopf. Verdammt. Er wollte nicht ständig ihr Engelsgesicht und ihre unschuldigen blauen Augen vor sich sehen. Er wollte nicht mehr jenes Lächeln sehen, mit dem sie ihn mittags im Esszimmer angesehen hatte. Natürlich hatte sie darauf gewartet, dass er sie hereinbat, das wusste er ganz genau. Aber er hatte es nicht getan, und jetzt fühlte er sich wie der letzte Dreck. Die Enttäuschung auf ihrem Gesicht hatte er genau gesehen, bevor sie sich umgedreht hatte und gegangen war. Und es war ihm nicht entgangen, dass sie sich stolz aufgerichtet hatte.
    Und er hatte noch einiges mehr gesehen.
    Beispielsweise hatte er durchaus bemerkt, wie sie ihn in der Halle angesehen hatte. Oh Gott! Er wusste, dass sie nicht einmal ahnte, wie – und vor allem wo – sie ihn angesehen hatte. Sie hatte seine Brust inspiziert, seinen Bauch, sein Geschlecht. Nick holte tief Luft und machte sich an seiner Hose zu schaffen, die ihm plötzlich zu eng war.
    Mist.
    Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Ein Schulmädchen, das sich in ihn verknallte. Ein Schulmädchen, dachte er. Siebzehn Jahre. Erst siebzehn.
    Aber alt genug, um sie zu verheiraten, ist sie immerhin, dachte er.
    »Verdammt, sie ist mein Mündel«, brüllte er. Seine Finger krallten sich um das Glas in seiner Hand …, bis es zerbarst. Schimpfend ließ er die Scherben zu Boden fallen. Die Schnittwunden, das Brennen des Whiskeys – egal. Er goss sich einen neuen Drink ein.
    Er musste dafür sorgen, dass sie in Zukunft nicht mehr ohne Krinoline herumlief. Er hatte einfach schon zu viel von ihr gesehen. Wenn sie vor ihm stand, konnte er sich nur allzu leicht ihre endlos langen Beine unter ihrem Rock vorstellen. Auch jetzt sah er diese Beine ganz deutlich vor sich: weiß, schlank, unglaublich lang. Und dann musste er an ihre schönen weichen Hände denken, mit denen sie mittags in der Halle ihren Rock glatt gestrichen hatte. Wusste sie überhaupt, was sie da tat – wenn sie sich so berührte, so aufreizend? Ob sie ihre Haut durch ihre eigene Berührung entflammen konnte? Wollte sie ihn etwa einladen, sie auf diese Weise zu berühren? Ob sie sich selbst berührte, wenn sie allein war – und dabei an ihn dachte?
    Er konnte kaum mehr an sich halten.
    Er trank noch einen Whiskey.
    Der Alkohol machte seine Erregung ein wenig erträglicher. Er wusste ganz genau, dass sie ihn nicht absichtlich animierte, dass sie sich ihrer Wirkung auf ihn nicht bewusst war, dass sie sich nicht selbst befriedigte und dabei an ihn dachte. Er überlegte kurz, ob er seine ungezügelte Lust an Molly abreagieren oder ein anderes von den etwa zehn in Frage kommenden Dienstmädchen, die für ihn arbeiteten, nehmen sollte. Doch dann war er ganz zufrieden mit den Schmerzen, die er sich selbst zugefügt hatte – eine angemessene

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